Enginez hat geschrieben: ↑18.03.2025 15:26
Für mich ist das Grundproblem die hohe Aggression insbesondere bei längere Erfolglosigkeit.
Ich glaube, dass das große Gewaltpotenzial im Osten vor allem daran liegt, dass man diesen Weg für sich bewusst gewählt hat.
Als die deutschen Ultra-Gruppen Mitte der 90er entstanden sind, war Italien das unbestrittene Vorbild in fast jeder Hinsicht. Seien es die Namen der Gruppen, die großen Schwenkfahnen, die langen und melodischen Gesänge.
Viele ostdeutsche Gruppen orientierten sich aber eher an den Gruppen im Osten, allen voran Polen. Da herrscht ein ganz anderer Stil vor. Kurze, brachiale Gesänge ohne viel Text. Weniger Schwenkfahnen. Und klamottentechnisch bevorzugt man dort Jogginghose, Kapuzenpulli und ne Bomberjacke. Zudem hat Gewalt dort eine ganz andere Bedeutung. In Italien knallt es halt, wenn zwei Gruppen aufeinander treffen. Das ist aber selten so gewollt und so gut wie nie verabredet. Da geht´s eher darum sich zu wehren, wenn man angegriffen wird.
In Polen spielt das Thema Gewalt eine andere Rolle und hat in großen Städten, in denen Szene Leute von verschiedenen Vereinen wohnen, auch Einzug in den Alltag erlangt. Und Polen ist seit Jahren einfach die Creme de la Creme, wenn es auf den Acker geht. Oder schau dir einfach mal die Städte an: Italien mit so tollen Städten wie Rom, Florenz, Mailand, und und und. Und Polen wird gerne mal auf Plattenbauten und dunkle Ecken reduziert. Und das spiegelt sich auch bei den ostdeutschen Szenen wider, die ja alle großen Wert darauf legen, Ostdeutsche zu sein. Zu den Ultra-Szenen aus dem Westen gibt es auch kaum Kontakte (ausgenommen Union), die meisten Kontakte bestehen mit Vereinen aus Osteuropa (mit kleinen Ausnahmen wie z.B. Erfurt, die Kontakte nach Italien und Holland haben). Die Leute dort haben einfach Bock auf Action. Deshalb fährt man dort auch so gerne mit dem Zug - einerseits weil es alte DDR Tradition ist, andererseits trifft man bei einer Tour mit dem Zug quer durch Deutschland auch mal auf andere Fans, was mit dem Auto/Bus nicht so wahrscheinlich ist. Oder die bewusste Provokation mit rechten Symbolen/Gesängen, wenn es gegen Vereine wie St. Pauli oder Babelsberg geht. Provokation um jeden Preis. Und dazu gehört scheinbar auch das Verwüsten von Toiletten.
Zusammenfassend: Klar gibt es äußere Faktoren wie Perspektivlosigkeit, aber insgesamt ist dieser Weg von den einzelnen Szenen schon sehr bewusst gewählt.