michy hat geschrieben: ↑28.02.2022 13:17
Ganz ehrlich Heidenheimer, man braucht keine Ahnung zu haben um zu sehen, das die Mannschaft sich unter Hütter bisher nicht weiterentwickelt hat. War am Wochenende im Stadion gewesen und so spannend das Ende noch war, aber in der Gesamtschau war das einfach nur traurig, was da abgeliefert wurde. Zumal der Gegner derzeit genauso schlecht ist wie wir. Das was ich da am Samstag gesehen habe, hat nicht mehr viel zutun, mit dem was wir hier die letzten Jahre gesehen haben.
Das ist eine zutreffende Zustandsbeschreibung. Die Mannschaft spielte bis Ende 2020 in vergleichbarer Zusammensetzung deutlich stärker, auch wenn schon da nicht alles toll war. Man denke nur an die späten Gegentore. Bis dahin lief es auch n der Liga noch besser.
Zwischen Überstehen der Gruppenphase in der CL - wenn auch mit Glück - und akuter Abstiegsgefahr, klafft für für mich ein Leistungsgefälle, das ich mir zumindest in dem Ausmaß nicht zu erklären vermag und wofür ich auch hier noch keine überzeugende Analyse gefunden habe. Die Abwehrspieler etwa waren seinerzeit auch nicht schneller. Zu viele Spieler bringen oder brachten nicht mal annähernd die Leistung, die sie zuvor abrufen konnten. Selbst der auch von mir hochgelobte Zakaria konnte nach seiner Verletzung keine konstanten Leistungen mehr abrufen. Anfängerhafte Bolzen gab es auch bei ihm wie jetzt bei Ginter und Elvedi zu sehen. Kaum ein Feldspieler - ob alt und jung - blieb davon verschont.
Das alles soll für manche nur daran liegen, dass ein Großteil unserer Kicker mit den Gedanken schon woanders ist? Unterstellen wir ab jetzt jedem Spieler, der auch nur mit anderen Klubs medial in Verbindung gebracht wird, fehlende Motivation, wenn er einige schwache Partien abliefert? Steht das nicht elementar dem Geschäftsmodell von Borussia entgegen, talentierte Spieler so zu verbessern, dass sie uns bei einem Weiterverkauf mehr einbringen, als sie uns gekostet haben? Steht das nicht auch in Widerspruch zu Hütters Aussagen, der fehlende Motivation der Spieler bestreitet? Oder muss er das sagen?
Sorry, aber ich kann und will Hütter nicht von jeglicher Verantwortung für den gegenwärtigen sportlichen Zustand entlasten. Die Mannschaft mag für Europa nicht mehr stark genug sein, aber der aktuelle Zustand des Teams hat auch mit ihm zu tun. Ich bin sogar fest davon überzeugt, dass er selbst das nicht einmal bestreiten würde. Freilich scheint er mehr stets wiederkehrende individuelle Fehlleistungen als Ursache zu sehen, als sich wirklich ernsthaft zu fragen, ob seine Vorstellung von Fußball den aktuellen Kader - und mit dem muss er nun mal auskommen - überfordert. Wir hören nach jedem Spiel, dass man diese individuellen Fehler abstellen muss. Es gelingt aber nicht, und nach dem nächsten Spieltag könnte man eine Konserve mit den Aussagen der letzten Wochenendes ablaufen lassen.
Warum wird stattdessen nicht die "Systemfrage" gestellt? Wenn ich mit einem Lösungsansatz nicht weiterkomme, sollte ich mich nicht dann ernsthaft mit anderen Ideen beschäftigen? Das ist doch ein Ansatz, den ich über den Fußball hinaus in allen Lebenslagen verfolgen würde, wenn ich nicht weiterkomme. Die Suche nach individuellen Fehlern muss doch spätestens dann hinterfragt werden, wenn mehr oder weniger die gesamte Gruppe immer wieder davon betroffen ist.
Ich befürchte einfach, dass Hütter sich aus seinem Systemdogma - oder um es freundlicher zu sagen, seiner Vorstellung von Fußball - nur schwer lösen kann - wenn überhaupt. Vielleicht läge aber genau darin der Schlüssel zur Lösung. Aus meiner Sicht ist fehlendes Selbstvertrauen eher die Ursache als alles andere. Wenn selbst ein Elvedi immer wieder nicht zu erklärende Fehler produziert, sollte das allen zu denken geben, die entweder mangelndes Können oder fehlenden Willen als alleinige Ursachen gelten lassen wollen. Mir ist das zu einfach.