@ WinnieHannes: Beim Thema Ausgeglichenheit reden wir immer noch an einander vorbei.

Dass die Liga derzeit "ausgeglichen" ist, dazu muss man nur lesen können! Ich sehe aber nicht, dass ich die Tatsache an sich jemals bestritten hätte. Nur kommt das große Aber:
"Gehen wir die Checkliste der Europapokal-Chancen durch. Erstens schwächelt die Konkurrenz in historischem Maße. Nur 31 Punkte hat der Zweite auf dem Konto. Merken müssen Sie sich ihn nicht, weil er dauernd wechselt. Der Minusrekord seit Einführung der Drei-Punkte-Regel lag nach 19 Spieltagen bislang bei 36 Punkten. Den Zweiten und Siebten trennen im Schnitt zehn Punkte, aktuell ist es einer, der alte Minusrekord waren sechs. Zweitens mag Gladbachs Verletzungspech so groß sein wie in den vergangenen Jahren, allerdings bleibt Dieter Heckings Stamm weitgehend verschont. Neun Spieler haben maximal zwei Partien verpasst."
http://www.rp-online.de/sport/fussball/ ... -1.7344786
Aha, genau das fällt anderen also auch auf. Könnte von mir sein.

Die Konkurrenz schwächelt im historischen Maße!
Damit sind wir wieder bei der alles entscheidenden Frage, ob andere Mannschaften stärker geworden sind oder Teams wie Schalke, Bayer oder wir schwächer? Ich tendiere nach wie vor zu der letzten Alternative.
Dass die sog. "Underdogs" schwerer zu bespielen sind, ist doch nicht neu. Selbst bis zur 4. oder gar 5. Liga trifft man doch kaum noch reine Feierabendfußballer an. Die trainieren schon ordentlich, haben eine gute Kondition, läuferische Bereitschaft und Fähigkeit sowie ein gutes taktisches Rüstzeug. Schließlich schieden wir vor Jahren schon beim damaligen Drittligisten Darmstadt (eigentlich abgestiegen in die Regionalliga) im Pokal aus und später auch in Bielefeld - in einer Sasison - in der wir am Ende Dritter wurden. In einzelnen Spielen ist so etwas immer möglich.
Die von Dir genannten Teams wie Köln und Hertha sind aber letztlich nicht an Mannschaften aus Topligen gescheitert (Köln gewann sogar das Rückspiel gegen Arsenal), sondern gegen Mannschaften aus Serbien, Weißrussland oder Skandinavien. Dortmund hätte die EL doch nicht deswegen beinahe vergeigt, weil man gegen Tottenham und Real verlore, sondern zweimal gegen eine zypriotische Mannschaft nur Unentschieden spielte. Einmal ist kein Mal, aber ein zweites Mal (zuhause) ist es blamabel. Punkt! Nein, die Liga ist nicht mehr das, was sie war und da rede ich nicht vom Vergleich gegen Mannschaften aus den Topligen.
Du kannst sicher beim Tabellenletzten mal einen schlechten Tag haben. Über die gesamte Saison gesehen sollte sich Mannschaften wie Schalke, Bayer oder wir absetzen können. Eigentlich schon jetzt. Es mag ja für den neutralen Beobachter toll sein, dass es zwischen Platz 2-11 so eng zugeht. Als Borussenanhänger empfinde ich das nicht so prickelnd. Wir haben dann etwas falsch gemacht. Gerade wir konnten doch zeigen, dass wir von Platz 18 bis auf 4 durchstarten konnten. Auch in der letzten Saison standen wir am 16. Spieltag nur 2 Punkte vor dem Relegationsplatz und legten dann zunächst eine tolle Serie hin. Das schafft man doch nicht, wenn man etlichen anderen Teams in Summe nicht deutlich überlegen ist. Zum Schluss jedoch vergeigten wir nicht nur im Pokal und EL beste Ausgangssituationen, sondern verpatzten die Möglichkeit, uns für die EL zu qualifizieren durch unnötige Punktverluste zuhause gegen Augsburg und Darmstadt. Wie gesagt, einmal ist kein Mal. Ich kann nichts daran ändern, aber bei mir war das Gefühl, große Chancen verpasst zu haben, sehr viel ausgeprägter als die Rettung vor der zwischenzeitlichen Abstiegsgefahr.
Und diese Saison bin ich besorgt, dass genau dies wieder passiert. Wenn wir am Ende 4. sind dürfte jeder jubeln. Zufrieden werden die Meisten auch mit Platz 5 und 6 sein. Ich wäre es jedenfalls.
Du musst gerade mich doch nicht vom Weg Borussias überzeugen. In den letzten Jahren warnte ich geradezu gebetsmühlenartig davor, die Ansprüche zu überziehen und den Weg von Bremen, Stuttgart oder dem HSV zu gehen. Ich bin doch nicht auf einmal durchgeknallt und träume von einer Wiederholung der 70er.
Darum geht es nicht. Den einstelligen Tabellenplatz als Zielvorgabe zu nennen, heißt im schlimmsten Fall 9. zu werden, aber auch die Gelegenheit beim Schopf zu packen, wenn andere schwächeln. Dass ist sinngemäß nichts anderes als das Credo von Max. Ich nehme ihn nur auch in diesem Punkt beim Wort.
Wenn Schalke, Bayer, Dortmund und Leipzig ihr PS - aus welchen Gründen auch immer - nicht auf den Rasen bekommen - und das tun sie nicht - können wir dann diese Saison (und nur darum geht es mir) nicht davon profitieren? Aber nein, nahezu jedes Mal wenn wir gewonnen haben und sich die Chance bietet, eine großen Sprung zu machen, landen wir wie beim Synchronspringen postwendend den Bauchklatscher! Falls Geschichte sich wiederholt - ich hoffe natürlich nicht - sind am Schluss wir wieder diejenigen, die in die Röhre schauen. Dann kann man natürlich sagen, Platz 7-9 alles in Ordnung, ist doch im Soll, aber mögliche Mehreinahmen gehen verloren, und für große Talente werden wir zunehmend auch weniger interessant.
Bei allem Augenmaß, das ich nach wie vor uneingeschränkt teile, muss Borussia meiner Ansicht nach immer mal wieder den Kopf oben raustrecken, um ohne Investor im Hintergrund konkurrenzfähig zu bleiben. Ich sehe die Gefahr, dass man es sich ein wenig zu "gemütlich" einrichtet, wenn man Argumente wie Ausgeglichenheit der Liga, Verletzungspech und Abgänge nach Niederlagen und Punktverlusten ständig herunterbetet. Es besteht die Gefahr, dass dem viele Fans nicht mehr folgen. Sie haben das Gefühl, dass man es am letzten sportlichen Ehrgeiz fehlen lässt, wenn man sich bietende Chancen öffentlich so herunterredet. Sich vor die Mannschaft zu stellen, ist lobenswert, aber man kann es auch mal so machen wie Max seinerzeit nach einer Niederlage in Hannover, ohne Spieler beim Namen zu nennen.
Eberl vertritt grundsätzlich die für Borussia richtige Philosophie, aber bei Hecking habe ich meine Zweifel. Das ist in keiner Weise kritisch gemeint. Die Richtung gibt der Verein vor. Für einen Trainer ist diese, solange er bei einem Verein tätig ist, Einstellungsvoraussetzung.
Vorher arbeitete Hecking für einen Klub, der diametral anders aufgestellt war, und er würde auch jetzt damit keine Probleme haben. Es ist doch naiv anzunehmen, er wäre aus alter Verbundenheit mit Borussia auf den richtigen Weg eingekehrt - vom Saulus zum Paulus. Während der kurzen Verweildauer ist es die erste Aufgabe des Trainers, sein Team so erfolgreich wie möglich aufzustellen und vorzubereiten. Oder glaubt einer, Favre hätte, wenn das vor der Saison mit Dormund geklappt hätte, gesagt, ich will nur Talente haben, die möglichst wenig kosten? So bin ich es von der richtigen Borussia gewohnt.

Im Leben nicht. "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing." Nicht anders wird es bei Hecking sein.
Wie haben durch die Zugänge von Zakaria und Cuisance den Abgang von Mo mehr als nur kompensiert, besonders, wenn man dessen letzte Saison zum Maßstab nimmt. Den Abgang von Christensen konnte man kaum gleichwertig kompensieren. Wie soll das auch gehen bei einem IVer mit Weltklassepotential? Ginter aber macht sein Sache immer besser und bringt nach Vorne sogar mehr Torgefahr ein, als das bei Christensen der Fall war. Ich sehe uns insgesamt keineswegs schlechter aufgestellt und Mannschaften wie Schalke und Leverkusen - im letzten Jahr noch hinter uns - befinden sich ebenfalls im Umbruch. Wenn es nur nach finanzieller Potenz ginge - weshalb steht VW nicht dauerhaft vor uns?