Jetzt????Altborusse_55 hat geschrieben:Wir brauchen einen Trainer wechsel, jetzt!!!!!!
Aus meiner Sicht wäre das dummer, blinder Aktionismus.
Jeder, der jetzt vielleicht das Heil in einer möglichst schnellen Freistellung des Trainers sieht, sollte sich bitte vergegenwärtigen, dass man dann eine möglichst zeitnahe Lösung präsentieren sollte, die auch sitzt. Andernfalls gibt es sehr schnell eine Diskussion über den Sportdirektor, vermutlich gerade von denjenigen, denen es mit Schubert jetzt nicht schnell genug gehen kann. Dann hätte Eberl nicht nur mit einem Trainer einen Vertrag vorzeitig verlängert, den er nur kurz danach unter erheblichen Mehrkosten feuern musste, sondern auch bei der Suche eines Nachfolgers in die Tonne gegriffen. Man würde Eberl zudem vorwerfen, bei der Zusammenstellung des Kaders in dieser Saison schwerwiegende Fehler begangen zu haben. Es braucht meiner Ansicht nach nicht viel Phantasie und nur einen Blick auf die Argumentationsweise der letzten Tage, um sich ein solches Szenario als durchaus realistisch auszumalen. Träfe dies tatsächlich so ein, würde man ganz schnell mit dem Hintern einreißen, was man sich über die letzten Jahre so schön aufgebaut zu haben glaubte. Dann würde der Spruch, dass man sich erinnern müsse, wo man herkomme, schneller erschreckende Aktualität gewinnen, als sich das viele bislang vorstellen wollen. Vielleicht stellt sich der Glaube, der Kader sei toll, es müsse nur der richtige Trainer ran, als allzu naiv heraus. Dann wird die Verzweiflung hier umso größer sein.
Sehen wir uns doch die Vereine an, die sich in dieser Saison bereits von ihren Trainern getrennt haben. Ok, beim HSV durfte man nach dem Kasperletheater der letzten Jahre wahrscheinlich nicht mehr erwarten. Bei Allofs in Wolfsburg aber, der immerhin mal einige Jahre lang in Bremen nachwies, dass er es kann und zeitweise auch in Wolfsburg Erfolg hatte, ergab die Suche nach einer geeigneten Trainerlösung die interne Lösung Ismael. Dessen erste Tätigkeit als Profitrainer in Nürnberg endete schnell und alles andere als erfolgreich. Das muss noch nichts heißen, aber beim ehemaligen Bayernjäger mit einem Weltkonzern im Kreuz hätte selbst ich mir eine etwas "größere" Lösung vorgestellt. Wenn es stimmt, dass Wolfsburg selbst bei Trainern vorgefühlt hat, die noch unter Vertrag stehen, zeigt das doch die ganze Problematik bei der Suche nach einem sehr guten Übungsleiter. Wie kommt jemand darauf, wenn man mal die Vereinsbrille für einen Moment abnimmt, dass sich dies für Borussia wesentlich einfacher gestalten könnte? Bei einem Schnellschuss kann sich die Trainersuche bis in die Winterpause hinziehen. Wir haben es letzte Saison doch schon einmal erlebt.
Wer sagt denn, dass man bei Borussia überhaupt die Entwicklung so klar und eindeutig sieht wie die Schubertkritiker? Wird Eberl nicht schon im eigenen Interesse - die Gründe habe ich ausführlich dargelegt - alles unternehmen, um einen solchen Schnellschuss zu verhindern? Hat er dies nicht schon getan, indem er Mehrfachbelastung und Verletzungspech öffentlich als Ursachen für die derzeitige Lage benannte und zur Bescheidenheit mahnte? Nahm er damit nicht gleichzeitig den Trainer in Schutz, dem er mit der Vertragsverlängerung gerade erst eindeutig das Vertrauen aussprach.
Es sollte deutlich geworden sein, worauf ich hinauswill. Eine Trainerdiskussion über Schubert wird ohne gleichzeitige Auseinandersetzung über den Sportdirektor kaum möglich sein. Erste Ansätze erleben wir schon jetzt. Seine Position würde dadurch sicher nicht gestärkt. Mehr Ruhe hätten wir dann auch nicht. Herzlichen Glückwunsch!
Ich glaube daher nicht, dass Borussia schon bald die Reißleine zieht. Nach Analyse des bisherigen Saisonverlaufs in der Länderspielpause könnte man zunächst zum Schluss kommen, sich erst einmal mal die nächsten Spiele anzuschauen - nicht nur das Derby! Zeigt sich eine Aufwärtsentwicklung, die sich auch in den Ergebnissen widerspiegelt, gibt es keinen Grund für eine vorzeitige Vertragsauflösung. Funktioniert das nicht, muss man sehen, ob die Lage so dramatisch wird, dass man glaubt, den Panikknopf noch unbedingt vor der Winterpause drücken zu müssen oder diese erst abwartet, um dann mit mehr Ruhe und Sorgfalt nach einer Lösung zu suchen, wie immer die dann aussehen mag.