Wer Fortschritte machen will, aber nicht bereit ist, dafür Rückschläge in Kauf zu nehmen, wird nie Fortschritte machen. So oder so ähnlich hat es Klopp formuliert. Und ich finde, er hat recht. Manchmal kann ein Rückschritt auf ein Fortschritt hindeuten. Das Chaos vor der Neuordnung.
Und genau in einer solchen Phase vor einer Neuordnung sind wird ja: Die Neuen integrieren, System anpassen, Einspielen. Und das braucht nunmal Zeit, und ist mit Rückschlägen verbunden.
Ich meine, wenn selbst Klopp davon spricht, dass es bei ihnen auch so ist, und das obwohl sie Kagawa durch Reus ersetzt haben, wie sehr gilt das dann bei uns? Selbst Klopp hat uns dabei angesprochen.
Natürlich haben Düsseldorf und andere Teams da auch ihre Umstrukturierung. Aber dass es dort momentan läuft, ist die Ausnahme (weil viele Begleit-Faktoren stimmen), und nicht die Regel (weil meistens die Umstände im Leben nicht perfekt sind, sondern teils so und teils so).
Es ist immer einfach auf die Ausnahme zu zeigen, und von den eigenen zu fordern, dass es gefälligst Regel sein soll!
Genau deshalb, und wegen dem gelegentlichen Raunen und Pfeiffen von Teilen der Fans, und dem Draufhauen der miesen Presse, der Kritik hier im Forum, genau deshalb, fordert man ja öffentlich Geduld und Zeit. Meine Güte selbst Klopp macht das.
Wenn Du in einem Heimspielt zwei drei Fehlpässe spielst und ein Teil der eigenen Fans sich darüber lauthals echauffieren, dass man das problemlos über den Fernseher zu Hause mitbekommt, wie sehr verunsichert das dann bitte?
Oder wenn man dann in den Medien noch schlechte Kritik liest. Oder hier im Forum. Die Spieler sind alles keine alten Säcke, keine gemachten Männer, sondern junge Menschen und Spieler. Einige lesen hier mit, da bin ich mir sicher.
Also, und genau deshalb muss man ja öffentlich die Leute besänftigen, Geduld und Zeit einfordern.
Meine Güte, glaubt ihr wirklich intern machen Favre und Eberl die Spieler klein?
Dante hat es ja mal geschildert, wie Favre die Spieler durch viele Gespräche wieder sehr viel Selbstvertrauen gegeben hat. Schon etliche Spieler unter ihm haben schon ausgesagt, dass Favre nicht nur kritisiert, sondern extrem viel lobt, und aufbaut. Nicht nur Fehler zeigt, sondern auch das Gute anspricht. Zudem hat er ja auch öffentlich den Kampfgeist gelobt (einige hier verwechseln Unsicherheit mit fehlendem Willen.)
Wenn Favre und Eberl also öffentlich davon sprechen, dass es Zeit braucht, dann nur um die Mannschaft von den Kritikern zu schützen, und intern wird dann schon Druck gemacht und gleichzeitig aufgebaut. Keine Sorge.
Das die Mannschaft so verunsichert ist, liegt an mehreren Faktoren, aber doch nicht weil Favre öffentlich Zeit einfordert:
1. Am Anfang einer Saison haben alle Teams Mühe. Nicht umsonst sagt man, dass man die Bayern dort am ehesten besiegen kann. Und nicht ohne Grund hatte Dortmund letzte Saison und auch diese, keinen guten Start. Nicht ohne Grund fallen da viele Gegentore. Nur drei Teams haben weniger kassiert als wir.
2. Wichtige Abgänge und Integration der Neuen. Wenn Klopp da schon Zeit fordert, weil Reus noch nicht drin ist, dann ist alles klar, oder? Wohl doch nicht für alle...
3. Mit den Neuen, die naturgemäss nie genau die gleichen Stärken und Schwächen haben wie ihre Vorgänger, muss auch das System etwas modifizieren. Auch das braucht Zeit.
4. Rückschläge, gegen Kiew und Nürnberg waren wir insgesamt die bessere Mannschaft, und sind trotzdem ausgeschieden, bzw. haben verloren...
5. Rotation. Möglicherweise taktisch mit der richtigen Überlegung insgesamt rotiert, und auch gewisse Spieler auf der 9.5 ausprobiert, aber trotzdem schädlich. Vielleicht haben die Spieler jeweils vorher einen guten Eindruck gemacht, aber dann trotzdem im Spiel selbst nicht gegriffen. De Camargo in der Vorbereitung, Cigerci insgesamt in der Zeit vor den letzten Spielen, usw. Trotzem, dieses Rotieren hat die Mannschaft nicht stabilisiert, sondern noch etwas mehr verunsichert. Das war ein Fehler, ganz klar.
6. Pech dass man in dieser noch nicht stabilen Verfassung gegen Leverkusen auswärts und gegen den HSV spielen musste. Das sind Teams die jahrelange mehr in ihr Kader investiert haben, und bei denen es vor allem am System gelegen hat, dass nicht der grosse Erfolg dabei war. Aber sie haben eben ball-pass-sichere Spieler in ihren Reihen. Diese beiden Teams haben uns auch in der Rückrunde technisch und mit Pressing dominiert und mehr oder weniger den Schneid abgekauft. Weil viele unserer Spieler nicht wirklich extrem ball- und pass-sicher sind. Vor allem die Verteidiger, und jetzt mit Dantes Abgang noch weniger, dazu auch Nordtveit und auch Herrmann, der Platz braucht. Also, diese beiden Spiele gegen diese Gegner waren echt keine Hilfe bezüglich Selbstvertrauen. Auch die Spielansetzungen spielen eben eine Rolle. Siehe letzte Saison.
... und jetzt wartet noch Dortmund. Dazu fehlen jetzt noch Stranzl, und wohl noch Verletze. Das ist Pech.
Und zu den AV noch etwas:
1. die gehen oft mehr als nur 2-3 mal pro Halbzeit nach vorne, nur sind sie nicht so effektiv.
2. Wenn sie es noch mehr machen, dann entblösst man die Defensive. Es gibt einen Grund weshalb Gladbach letzte Saison nur ein Kontertor kassiert hat. Will man mehr? Gut. Dann schick die AV nach vorne! Besser defensivere AV, und vorne dafür schneller spielen. Das war ja das geniale am Direktspiel, es war nicht nur für den Gegner schwer zu verteidigen, sondern für uns einfacher zu verteidigen.
3. Die Lösung liegt nicht darin, dass die AV offensiver agieren, sondern darin dass sie ballsicherer werden im Aufbauspiel, und wenn sie mal nach vorne gehen, müssen sie etwas bewerkstelligen können. Also nicht taktisch etwas ändern, sondern die Spieler müssen besser werden. Oder durch bessere ersetzt werden. Da bieten sich Wendt und aus meiner Sicht Ring an. Aber sind sie auch defensiv genau so stark? Daran scheiterte es aus meiner Sicht bisher...