Beitrag
von Favre-Beobachter » 30.08.2011 14:33
Das Problem gegen Schalke war aus meiner Sicht, dass die Mannschaft insgesamt zu wenig lief. Um aber nach Ballverlust sofort kompakt zu sein, und für das Verschieben und Räume zustellen, braucht es aber eben viele Laufkilometer. Dies, zusammen mit der taktischen Koordination in der Defensive, war ja die Stärke der Borussia in den letzten Monaten. Mich hat diese "leichte Faulheit" gegen Schalke geärgert. Man hat ja in der 1. HZ Schalke im Grunde dominiert. Sehr viel Selbstvertrauen, schöne Spielzüge, Vertikale Eröffnungen, einige One-Touch-Stafetten, sogar mehr Ballbesitz. Aber irgendwie schlich sich immer mehr eine Art Zufriedenheit ein, vielleicht sogar Arroganz, keine Ahnung. Und man arbeitete nach hinten etwas 'fauler'. Zudem gab man in der Offensive auch einige Bälle leichtfertig ab, schon fast so als ob man zuviel zaubern wollte..
Jedenfalls, begann man schon in der 1. HZ durch diese zunehmenden leichte Ballverluste, und die leichte Lauffaulheit im Rückwärtsgang, und durch die sich daraus ergebende kleinere Lücken, Schalke stärker zu machen. Schalke kam so auch zu diesen gefährlichen Standarts, die dann unsre Spieler auch ein wenig beeindruckt haben, und Schalke aufgebaut. So kam dann Schalke auch aus der Kabine, und schnürte das Zentrum der Borussia ein. Durch Pressing auf die noch nicht so ballsichere Zentralen und durch Zustellen von Hanke, der Hauptabnehmer von Dante's Vertikal-Eröffnungen ist. Arango und Reus wurden gedoppelt. Und schon war das Problem Spielaufbau wieder da. Das Tor für die Schalke war dann verdient, wenn auch nicht schön.
Ist ja aber trotzdem schon erstaunlich, dass man das Problem des Spielaufbau nunmehr so weit korrigieren konnte, dass man nicht mehr lange-hohe Bälle spielen muss, wie zu Beginn von Favre's Zeit. Man spielt jetzt sehr viel hinten rumt, lockt den Gegner so raus, und dann wenn sich die Lücke auftut, und alle in der im Training erarbeiten Position sind, wird mit einem schnellen, flachen Vertikal-Pass eröffnet, gefolgt von einigen koordinierent One-Touch-Stafetten. Das ist eben brutal gefährlich für den Gegner. Und hat viele neutrale Taktikliebhaber, die die letzten Spiele von Gladbach gesehen haben, ins Schwärmen gebracht.
Aber der nächste Schritt muss sein, dass dies alles auf engerem Raum funktioniert, also wenn der Gegner so stark presst wie Schalke. Dafür braucht es aber mehr Ballsicherheit der Zentrale und der AV. Die sind nun mal alle wichtig für das Spiel aus der eigenen Hälfte heraus. Insgesamt werden die Zentralen auch besser wenn die AV besser werden, und umgekehrt.
Neustädter zumindest wird Schritt für Schritt besser. Aus meiner Sicht braucht es nur noch etwas mehr Sicherheit wenn er unter Druck gesetzt wird. Die Technik dafür hat er, aber die Ruhe fehlt hie und da schon noch. Aber die wird kommen, ist eher eine Frage von Erfahrung und Selbstvertrauen. Wenn tatsächlich einmal ein spielstarker 6er kommt, dann muss wohl Nordtveit weichen, sofern dieser neue 6er die Defensivaufgaben erfüllt. Nordtveit spielt in Druck-Situationen auch oft den Ball hoch nach vorne weg, ins Niemansland. Da findet Neustädter doch schon eher eine Lösung.
Bei Daems gibt es nichts zu meckern, sehr solide. Ok, gegen Schalke einmal von Farfan austanzen lassen, und einmal unbedrängt den Ball weggedroschen, aber das kommt vor. Man muss ja nur mal schauen was Reus mit seinen Gegner so macht. Beim Gegentor hat Daems zwar flanken lassen, aber wenn er drauf gegangen wäre, hätte der Gegner nur den Ball vorbei legen können, und in den Strafraum spazieren. Der Fehler war ja beim Gegentor eher, dass am zweiten Pfosten Schalke ein Übergewicht hatte und der Grieche den Kopfball locker in die Mitte spielen konnte. Man war halt wieder zu wenig schnell im Umschalten, auch wenn hier auch eher im Kopf.
Jantschke wurde gegen Schalke leider phasenweise überrollt, vor allem anfangs der 2 HZ. Irgendwie hat das Spiel für ihn nicht gut angefangen. Schon in der 1. Minute wurde er von Draxler vernascht, im 1-gegen-1. Jantschke muss den Gegner etwas näher stellen, aber ohne zu sehr draufzugehen, weil der Gegner dann den Ball vorbei legen und durchmarschieren könnte. Davor hat vielleicht Jantschke ein wenig zu sehr Angst, und nimmt daher etwas zu viel Abstand ein. Wenn man aber zu weit weg steht, kann der Gegner flanken, oder er hat genug Platz um Tempo aufnehmen und auf Jantschke zu zulaufen, und der Effekt ist dann derselbe wie wenn Jantschke zu ungestüm drauf gehen würde, nämlich dass der Gegner vorbeitänzeln kann. Das geschah gegen Schalke einige male (Draxler). Man muss aber auch sagen, dass eben von den Offensiven Aussen nicht wie zuletzt nach hinten gearbeitet wurde. Aber auch im 1-gegen-1 hat Jantschke da noch Probleme, also nicht nur wenn er alleine gegen 2 ist. Was das Spiel nach vorne anbelangt, kommt Jantschke langsam. Aber mit zu wenig Flankenläufe. Vielleicht auch gewollt, weil ja Reus sehr viele Freiheiten hat und auch in die Mitte zieht.
Insgesamt ist auch einfach Geduld gefragt. Es wird wohl niemand mehr kommen, und so müssen sich eben halt die Spieler weiterentwickeln, die man hat. Sie einfach raus zu nehmen bringt dann auch nicht viel. Vor allem muss ja der Ersatz besser sein. Zimmermann ist vielleicht noch nicht so weit. Wendt hat einen starken Daems vor sich. Marx ist zu offensiv.
Daher einfach Geduld. Es gibt im Fussball keine perfekte Lösungen. Sogar wenn man genug Geld hat um jeden gewünschten Spieler zu kaufen den man braucht, hat man dann das Problem, dass sie noch nicht eingespielt sind, und das braucht dann auch Zeit. Und wenn man dieses Geld nicht hat, ist man vielleicht zwar schon eingespielt, aber die Spieler sind halt nicht die besten, und man muss diese Weiterentwickeln.