Rex Krämer hat geschrieben:und über was bitteschön soll ich mich die ganze woche aufregen?
den hatte ich vorhin vergessen. der kommt gleich nach passivem abseits, golden goal,
»clever gemacht« und
»das gleicht sich im laufe der saison alles aus«. besser ist eigentlich nur noch
»ich hab doch nichts zu verbergen«, wenn Schäuble mal wieder sein grundgesetz verlegt hat.
nö, Rex. das szenario, das du da entwirfst, ist jetzt das genaue gegenteil von dem, worum es geht. beim thema videobeweis sind die totschlagargumente auch irgendwie ausgelutscht und treffen nach wie vor nicht zu. weitere regeln will kein mensch. eher weniger, zum beispiel fussball minus passives abseits. denn genau das sind ja die dinge, die als zusätzliche regeln eingeführt wurden, um die problematik anzugehen, dabei aber nur ja nicht an der person des schiedsrichters zu rütteln. bewirkt haben sie nichts als konfusion und das gegenteil ihrer bestimmung. fussball soll doch einfach sein und bleiben. warum macht man das gegenteil? man kann natürlich auch einfach glauben, dass solche dinge wie das passive abseits den fussball attraktiver oder schneller oder sonstwas machen sollten. ich fürchte aber, dieser spielraum wurde in der primitiv-sportart fussball (...das ist durchaus positiv) durch den entfallenen rückpass , die bahnbrechende zulassung mehrerer bälle pro spiel (den gremien hätte ich wahnsinnig gerne beim diskutieren dieser grundsatzfrage zugeschaut) und Shakira im Olympiastadion Berlin bereits komplett ausgeschöpft.
es geht also nicht um die schaffung zusätzlicher regeln, was sich als unwirksam erwiesen hat, sondern allein um die bestmögliche umsetzung der bestehenden regeln. es geht darum, dass die schiedsrichter nicht mehr betrogen werden und infolge ihrer auf betrug basierenden entscheidungen mannschaften und vereine betrogen werden. denn so kommen mit sicherheit die meisten fehlentscheidungen zustande. gelbe karten für Sascha Rösler kommen definitiv so zustande, das aber nur am rande. mit seinen wenigen regeln wird der fussball doch allein durch das verhalten der spieler kompliziert. sind wir uns einig, dass der fussball in der Bundesliga um einiges komplizierter als bspw. in England ist? ich wette nicht bei oddset oder anderswo. ich wette aber darauf, dass bei einem konter in der Bundesliga in neun von zehn fällen einer etwa auf höhe der mittellinie hinfällt. das nennt sich seit Matthias Sammer taktisches foul, was auch immer da jeweils wirklich passiert. ich wette darauf, dass einer, der in der Bundesliga partout nicht gefoult wird, sich eher ein foul als das tor suchen und dafür von allen ausser elf anwesenden gefeiert und belohnt werden wird. und ich wette darauf, dass in der Bundesliga einer ein kopfballduell gewinnt und der andere tausend tode stirbt. und ausserdem wette ich darauf, dass in der Bundesliga 22 arme hochgehen, sobald der ball irgendeine linie mit vollem umfang zu überschreiten droht. und macht er das nicht, dann erst recht. darauf verwette ich meinen XXX.
in der deutlichen minderheit sind solche haarsträubenden totalausfälle, für die es keine andere erklärung als den persönlichen fehler des schiedsrichters oder assistenten gibt. die sind seltener, dafür kommen sie umso heftiger und manchmal, wie gestern, unbegreiflich im quadrat, wodurch sie noch eine nummer unerträglicher werden. im spielbericht auf seitenwahl.de ist sehr treffend beschrieben, was die herren da gestern veranstaltet haben, und warum so etwas die mutter aller fehlentscheidungen ist, denke ich. ich werde allerdings niemals verstehen, wie man diskussionen um solche und andere fehlentscheidungen zum sinn des fan-daseins erklären kann. noch weniger verstehe ich in irgendeiner form verantwortliche, die diese diskussionen und ihre mediale "aufbereitung" ernsthaft als argument für ihre starrsinnigkeit anbringen. da diskutiere ich als fan doch lieber wochentags mit leuten, denen Jos Luhukays nase oder Marcel Ndjengs ohren aus irgendwelchen gründen nicht passen. als funktionär könnte ich mir neben den lautstarken liebesbekundungen in ausnahmslos allen stadien dieser welt gleich noch den sensationellen aufsmaul-blick von Alexander Voigt nach solchen spielen ersparen, wenn ich nur endlich in der gegenwart ankäme, von meinem ross steigen und mal bei anderen sportarten anklingeln würde. da wird übrigens überall trotz angemessener modernität munter weiter diskutiert. auch über nasen und ohren, keine bange. auch über fehlentscheidungen, denn die gibt es. nur deutlich weniger.
das alles wird man niemals komplett abstellen können, vieles davon gehört auch tatsächlich irgendwie dazu. aber es ist einfach an der zeit, die sache in verträgliche bahnen zu lenken, damit es vielleicht mal wieder in erster linie um den fussball geht, weil mal wieder in erster linie fussball gespielt wird. man wird das definitiv nicht erreichen, indem man die leute ein schlecht gemachtes plakat bestenfalls ignorieren, vermutlich aber eher von der wand reissen lässt. und solange man dort nichts erreicht, wo der fussball seine breiteste öffentlichkeit hat, wird sich auch am anderen ende nicht das geringste ändern.