Was ist nur aus den einst so stolzen Borussen geworden?
Seit Tagen lese ich diesen Thread mit und möchte nun zumindest einmal versuchen, mich in die Diskussion um den (angeblichen?) Fahnenklau mit einzubringen.
Was beim Lesen als erstes auffällt, ist dieser ätzende weinerliche Unterton, mit dem viele Einträge geschrieben wurden. Ich gehe seit über 20 Jahren zum FC, habe in den 80ern und bis weit in die 90er kein Auswärtsspiel auf dem Bökelberg verpasst. Das ich natürlich kein Heimspiel gegen euch verpasst habe (leider

, muss ich wohl nicht betonen.
Ich habe die Borussen-Fans in dieser Zeit als stolze Fans und unermüdliche Antreiber der eigenen Mannschaft kennen (und schätzen!) gelernt. Ihr wart immer Gegner, die man auch als solche bezeichnen konnte. Unbequem, zahlreich, stark, laut... das waren die Eigenschaften, die euch meistens in Köln (und natürlich auch 'zu Hause') ausgezeichnet haben. (Bitte lasst uns an dieser Stelle jegliche Gewalt oder Aktionen der 'Freunde der dritten HZ' ausklammern – die aktuelle Entwicklung im deutschen Fußball ist besorgniserregend genug und sollte an dieser Stelle nicht weiter geschürt werden).
In einem anderen Forum las ich nun von der Auflösung der UMG und die Gründe hierfür. Wer nun glaubte, die Reaktion der Gladbacher Fans sei eine 'jetzt-erst-recht', oder ähnlich optimistische, sah sich bitter enttäuscht. Statt dessen schmiert man Foren ehemaliger (oder noch aktueller?) Feinde (Eintracht Frankfurt z. B.) mit weinerlichen Hetzparolen gegen die ach so feigen Kölner zu und hofft Mitleid und Solidarität zu erhaschen. Da sich in Fußball-Deutschland kaum eine Fangemeinde finden lässt, die nicht irgend wann einmal von den Kölnern auf die Mütze bekommen hat (umgekehrt ist es natürlich ähnlich, liegt in der Natur der Dinge), findet man reichlich Gehör – und fühlt sich in seinem Gejammer noch bestätigt. Mal ganz ehrlich: Wie arm ist das denn?
Auffällig auch, wie häufig das Wort 'feige' in diesem Zusammenhang fällt. Hierzu drei Fragen an euch: (Immer vorausgesetzt, dieser Klau hat auch wirklich stattgefunden)
1.Hättet Ihr die Nerven euch Zugang in den Lagerraum einer riesigen feindlichen Ultragruppierung zu verschaffen, in aller Ruhe die Objekte der Begierde auszusuchen, zu entwenden und sich aus dem Staub zu machen? Das die Täter 13-15 Jahre jung gewesen sein sollen, ist nach wie vor reine Spekulation und durch nichts zu belegen. Aber selbst so junge Täter bräuchten 'ausgewachsene Eier', um das durch zu ziehen. Nennt es meinetwegen hinterhältig, oder sonst wie aber... feige? Meiner Meinung nach ist feige anders.
2.Hättet Ihr im umgekehrten Falle diese Geschichte nicht als 'Aktion des Jahrhunderts' gefeiert, wenn euch ähnliches gelungen wäre? Natürlich werde ich hier ein hundertfaches 'auf keinen Fall' lesen – aber geht mal 'in euch', seit ehrlich und hört auf, euch selber zu bescheissen.
3.Ich lese immer wieder das Bedauern darüber, die Fahne wäre 'kampflos' verloren gegangen. Die UMG hat um die 150 Mitglieder, wie man der Presse entnehmen konnte. JEDES dieser Mitglieder hätte die Fahne wohl bis Ultimo verteidigt. Das heißt aber auch im Umkehrschluss, wäre diese Fahne im Kampf verloren gegangen, wären 150 MG-Ultras 'gefallen'. Ist es das, was Ihr wollt? Ist es das, was wir alle wollen? Wollen Ultras letztendlich wirklich mit Hooligans in einen Topf geschmissen werden – jenen Hooligans, von denen man sich als 'echter' Ultra eigentlich nur allzu gerne distanziert und abgrenzt?
Wäre es stattdessen nicht an der Zeit, im Rückspiel gegen uns ein optisches oder akustisches Signal zu setzen, nach dem Motto: Ihr habt die Fahne – na und? Die 'Retourkutsche' wird vielleicht auf sich warten lassen, aber sie kommt. Genau so gewaltfrei wie wir sie verloren haben – ebenso hinterhältig meinetwegen, aber auch ähnlich kreativ. Den Tatbestand eines Diebstahls will ich nicht verniedlichen, hier geht es aber eher um ideele Werte, als um Sach- oder Wertgegenstände. In diesem Zusammenhang sei auch mal erwähnt, wie befremdend es wirkt, dass in der letzten Stellungnahme der UMG keine Rede mehr von entwendeten Geld ist. Wie soll man das einordnen?
Ich bin als Kölner sicherlich nicht in der Position, euch Ratschläge zu erteilen. Aber ich beneide euch um die Chance, euren Support von der Picke aus neu organisieren zu können. Ihr könnt von Fehlern aus der Vergangenheit lernen und etwas neues aufbauen – natürlich mit den ehemaligen 'UMGlern', aber vielleicht ohne die zweifelsfrei vorhandenen Nachteile einer übermächtigen Ultra-Organisation, die viele gute Ideen und Aktionen welche nicht auf ihren Mist gewachsen sind, nicht mittragen. DAS ist das Hauptproblem vieler Kurven und IHR habt jetzt die Möglichkeit dem entgegen zu steuern und vielleicht sogar als bundesweites 'Modell' für eine zukünftig bessere 'Kurvenkultur' zu fungieren.
Wir – auch in Köln – sollten weg von diesem 'Dauersingsang' à la 'Allez-allez' oder 'auf geht`s .... schieß ein Tor'.... das ist kein Support, sondern austauschbarer Schwachsinn, der in jedem x-beliebigem deutschen Stadion hörbar ist. Dieser Schwachsinn ist weder besonders kreativ, noch laut. Er ist einfach nur zum Kotzen. Machen wir uns doch nichts vor: In fast jedem Stadion kommt aus der Kurve der selbe Mumpitz – mal etwas lauter, mal etwas leiser. Die Unterschiede in unserem Repertoir sind marginal, weswegen wir in Köln unsere Karnevalslieder schätzen und zum Dasein als 'Karnevalsverein' mit Stolz stehen. Trotzdem haben wir ein ähnliches Problem in Köln, wie es in fast allen anderen Stadien Deutschlands auch herrscht.
Ich wünsche uns allen ein gewaltfreies Derby und freue mich auf die kreative Antwort der Gladbacher auf den angeblichen Fahnenklau der Kölner.
Und ich wünsche 'unseren' beiden Vereinen den Aufstieg – auf das die (sportliche) 'Feindschaft' auch im nächsten Jahr gehegt und gepflegt wird.... und das Rheinland endlich auch wieder auf den Tribünen würdig im Oberhaus vertreten wird!!!
Grüße aus Kölle,
Muay