VLC007 hat geschrieben:
Ich halte die Diskussion über das erfolgreichere System nicht zwingend für dummes Gelaber. Das Problem ist, und da gebe ich den meisten recht, dass man im Fussball nichts vergleichen kann. Man kann ein 4-2-3-1 nicht mit einem 4-2-3-1 der letzten Saison vergleichen. Man kann aber nicht die Vor- und Nachteile verschiedener Systeme ausblenden.
Vielen Dank VLC. Du hast verstanden worum es geht. Nämlich um Fussball. Ich für meinen Teil habe, trotz aller Kritik, nie den Rauswurf des Trainers gefordert. Das wäre, angesichts des Tabellenstandes, auch ziemlich dämlich. Im Gegenteil hoffe ich sogar, dass sich Luhukay im Falle des Aufstiegs etwas "entspannter" zeigt. Für mich sind viele Entscheidungen des Trainers auch eine Folge seiner bislang bescheidenen "Erfolge" als Trainer. Was nutzt es einem Sportsmann, immer als Fachmann beschrieben zu werden, wenn Deine Vita keine Erfolge aufzeigt? Luhukay hat verbissen gegen den Abstieg gekämpft. Für mich (um deutlich zu machen, dass es meine persönliche Meinung ist), hat er dabei allerdings drei Fehler gemacht:
1. Das Spielsystem passte nicht zu den Spielern
2. Es war zu defensiv ausgerichtet und zu wenig auf die Gegner abgestimmt (siehe Aachen Heimspiel)
3. Luhukay hat - aus welchen Gründen auch immer - nicht den gesamten Kader genutzt, und sich selbst damit taktischer Möglichkeiten beraubt.
Für mich hat sich das in Teilen zu Beginn der aktuellen Serie fortgesetzt. Sicher in dem Bewußtsein, dass der Kader neu zusammenfinden muss. Und sicher in dem Glauben, dass eine stabile Defensive eher Erfolgsgarant sein kann, als der Versuch durch eine Umstellung auf 4-4-2 die Offensive zu starten. Man kann es drehen wie man will. Der Erfolg setzte letztendlich ein als die Systemumstellung erfolgt ist.
Nun könnte man erwarten, dass es keinen Grund mehr für kritische Worte gäbe. Aber auch das sehe ich anders. Denn trotz des Tabellenstandes zeigt sich besonders seit dem Paderbornspiel, dass die Mannschaft sich spielerisch nicht weiterentwickelt hat. Auch hier - meiner Meinung nach - weil das sture Festhalten an bestimmten Spielern (in Liga 1 Rafael und Lamidi, jetzt Ndjeng und Voigt) ebenfalls dazu führt, dass wir
1. zu einfach auszurechnen sind (weil durch die Formkrise einiger Spieler das Flügelspiel lahmt und wir nur hohe Bälle auf Friend produzieren) und
2. dadurch in Kauf nehmen, dass Spieler, die offensichtlich ausser Form sind, sich negativ auf die Mannschaftsleistung auswirken.
Mir scheint es im Moment so, als habe Luhukay Angst vor der eigenen Courage. Seit Beginn der Rückrunde, mit acht Punkte Vorsprung vor einem Nichtaufstiegsplatz, predigt er immer die Gefahr des Scheiterns. Das mögen viele anders sehen, aber in einer solchen Situation rede ich nicht immer davon, welche Qualitäten der nächste Gegener hat und das man vorsichtig sein muss, sondern vermittel dem Umfeld und dem Team durch eine "Ansprache der Stärke" Selbstvertrauen.
Für mich war der traurige Höhepunkt tatsächlich dass, was Luhukay nach dem Koblenz Spiel sagte. Dass er nämlich auf einen dritten Stürmer verzichtet hat, weil er den Punkt festhalten wollte. In einem Heimspiel gegen stark ersatzgeschwächte Koblenzer. Ich bitte Euch. Das kann man denken, aber nicht sagen !
So wie Luhukay den Spielern Ndjeng und Voigt den Rücken stärkt, lässt er gleichzeitig andere aussen vor, die nie oder nur selten eine Chance bekommen. Ich behaupte einmal, dass jemand wie z.B. Touma oder Polanski 150% mehr Leistung bringen müssen um sich in den Kader zu spielen als z.B. Ndjeng. Auch ein Marvin Compper hatte wohl nicht vermittelt bekommen, auf Dauer eine Chance in Gladbach zu haben. Im Gegenteil hat man sogar öffentlich erklärt, dass Voigt, van den Bergh und Daems vor ihm stünden. Comppers Entwicklung in Hoffenheim spricht dabei eine andere Sprache, wobei es doch wirklich verwundern muss, dass er dort IV spielt. Eine Position, die hier niemand für Compper in Betracht gezogen hat.
Da wäre ich bei einem weiteren "Kritikpunkt". Der Verein trennt sich zunehmend von jungen Spielern oder versucht sie zum Wechsel zu bewegen. Im Fall Compper wurde ein 30-jähriger Ersatzmann für die IV geholt und mit einem Drei-Jahres-Vertrag ausgestattet, der es noch nicht mal in die erste Elf schafft, wenn der etatmässige IV fehlt. Da fehlt mir schon jedes Verständnis.
Dass neben Compper jetzt auch Polanski, Flessers und Baumjohann vermutlich weggehen verwirrt mich ehrlicherweise. Natürlich könnte man sagen, beide hätten sich nicht aufgedrängt. Aber wie sollen sie es denn, wenn sie nicht die Möglichkeit bekommen, sich im Wettkampf zu präsentieren? Ich habe das Zitat Luhukays, dass ein Spieler nur vorankommt, wenn er auch im Wettbewerb spielt, mehrfach gebracht. Luhukay sagt selbst, dass Spieler Praxis brauchen. Das dürfte insbesondere für junge Spieler gelten.
Wortkurve hat geschrieben:Und trotzdem bleibt ein fader Nachgeschmack. Robert Fleßers hat kaum Chancen bekommen, war diese Saison lange verletzt - die Borussia verlässt sich auf das finale Urteil von Jos Luhukay. Eugen Polanski hat sich seit seinem ersten Bundesligaspiel kaum weiterentwickelt, stagnierte in seiner Entwicklung. Sicher war Polanski nie das Mega-Talent, zu dem er von den Medien inklusive Vereinshomepage gemacht wurde. Aber ein für Borussia brauchbarer Bundesligaspieler wäre vielleicht möglich gewesen.
Nun trennen sich die Wege und Eugen Polanski und Robert Fleßers müssen sich fragen, ob ihnen wirklich nur die Spielpraxis oder das Talent fehlten oder ob sie an der einen oder anderen Stelle ihre Entwicklung hätten anders vorantreiben müssen. Die Borussia muss sich jedoch ebenso fragen, ob sie irgendwelche Fehler gemacht hat, wenn zwei junge, deutsche Spieler mehr oder weniger abgeschenkt werden. Hat man Polanski nicht auf dem Teppich halten können (er kommt derzeit für die U 23 zum Beispiel nicht in Frage, obwohl dort Schachten, Lamidi und van den Bergh Spielpraxis sammeln)? Hätte man Fleßers auf die Position Innenverteidigung festlegen sollen (anstatt ihn im Mittelfeld zu überfordern)?
Hier ist eine Analyse gefragt, die die sportliche Leitung der Borussia mit Insiderwissen leisten muss. Das Beispiel Compper zeigt, dass viele Wege in die Stadien der Profivereine führen…
Das ist natürlich wieder eine (polemische) rhetorische Frage die hier zu Wutausbrüchen führen wird. Aber dürfen solche Fragen nicht gestellt werden? Ich meine doch. Denn darin verstecken sich viele der Zweifel, die am Trainer gehegt werden.
Ich erwarte natürlich dass nun wieder dieser Einzeiler mit jenem unerträglichen kommen, dass trotz des Tabellenstandes gegen den Trainer "gehetzt" würde.Der ein oder andere Verständige wird sicher feststellen, dass meine Intention eine ganz andere ist.