Isjagut hat geschrieben: ↑17.09.2025 10:13
Ich hab mir mal die Mühe gemacht, der Presseabteilung Borussias folgende Email zu schreiben:
Sehr geehrter Herr Lessenich, sehr geehrter Herr Popken,
mit Erschrecken habe ich die Zusammenfassung des Pressegesprächs mit Roland Virkus zur Entlassung von Gerardo Séoane, bzw. zur Bekanntgabe von Eugen Polanski als vorläufigen neuen Cheftrainer gelesen.
Ich möchte hier gezielt auf verschiedene Aussagen eingehen, die Sie auf borussia.de folgendermaßen zusammengefasst haben.
…über das Profil eines neuen Trainers: Natürlich haben wir ein Profil erstellt, genauso wie bei jeder leitenden Position. Der neue Trainer muss unseren Weg mitgehen, die Rahmenbedingungen akzeptieren und sich mit Borussia identifizieren. Eugen erfüllt einige dieser Punkte.
Hier werden 3 Punkte genannt, die der neue Trainer erfüllen muss. Eugen Polanski allerdings erfülle nur einige dieser Punkte. Daher meine Frage, welchen der 3 genannten Punkte erfüllt er nicht?
a) "unseren Weg mitgehen"
b) "die Rahmenbedingungen akzeptieren"
c) "sich mit Borussia identifizieren"
Beim Lesen der mutmaßlichen Roland Virkus Zitate auf borussia.de hatte ich schnell den Eindruck, dass hier, vorsichtig ausgedrückt, maximal unglücklich zusammengefasst und aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Das kann ich als Leser beim Konsumieren von Social Media Beiträgen oder Boulevardschlagzeilen einordnen. Die offizielle Homepage eines großen Fußballclubs möchte ich aber bei der Abbildung der Worte des eigenen Sportvorstands beim Wort nehmen können.
Mein erster Verdacht war nun also: "Das hat Virkus nie im Leben so gesagt"!
Die Rheinische Post fasst den Passus folgendermaßen zusammen:
„Es ist jetzt unsere Aufgabe, den bestmöglichen Trainer für Borussia zu finden, der unseren Weg mitgeht und ein Commitment hat für die Rahmenbedingungen, die wir hier haben“, betonte der 58-Jährige. Die Borussen haben ein Profil für die Suche nach dem nächsten Cheftrainer, ein Profil, von dem „Eugen einige Eigenschaften erfüllt“, so Virkus.
Hier wird Roland Virkus zitiert, dass die genannten 3 Punkte Teile des Profils sind, aber eben nicht, dass Eugen Polanski nur einige dieser 3 Punkte erfüllt, sondern einige Punkte des gesamten Profils, das eben weit mehr umfasst als diese 3 Punkte.
Das ist ein massiver Unterschied in der Aussage.
Daher stellen sich mir folgende Fragen. Was hat Roland Virkus wirklich gesagt? Und sollte sich mein Verdacht bestätigen, dass die Darstellung der Rheinischen Post näher am Gesagten sein als borussia.de, wie konnte das passieren?
Roland Virkus wird bei der Darstellung auf borussia.de in ein überaus schlechtes Licht gerückt und die ihm zugeschriebenen Formulierungen machen ihn auf vielen Ebenen angreifbar.
Ein weiteres Beispiel:
Ob er langfristig der Richtige ist, wird man sehen. Deshalb wollen wir ihm und der Mannschaft jetzt die Chance geben.
"Ob er langfristig der Richtige ist, wird man sehen." suggeriert, dass der Verein unsicher ist, ob Polanski "langfristig der Richtige" sei. Eine nachvollziehbare Haltung, dennoch ist es fraglich, ob so eine Aussage zur Bekanntgabe des vorläufigen neuen Cheftrainers hilft, Vertrauen in der Öffentlichkeit zu schaffen. Sowohl an Eugen Polanski, als auch am Handeln des Vereins. Sollte Virkus das tatsächlich so gesagt haben, frage ich mich, wie die Presseabteilung eines der größten Fußballclubs Deutschlands solche Aussagen in der Vorbereitung auf eine geplante, vom Verein organisierte Presserunde durchwinken kann?
"Deshalb wollen wir ihm und der Mannschaft jetzt die Chance geben." Deshalb? Im vorigen Satz wird die langfristige Eignung Polanskis als Chefrainer in Frage gestellt und deshalb wolle man ihm und der Mannschaft jetzt die Chance geben?
Das ist eine fatale Aussage. Entweder von Roland Virkus, sollte er diese beiden Sätze so hintereinander gesagt haben. Oder von Borussias Presseabteilung, sollte sie diese 2 Sätze hintereinander auf der Vereinshomepage veröffentlicht haben, obwohl sie vielleicht gar nicht direkt hintereinander gefallen sind.
ein abschließendes weiteres Beispiel:
…über Polanskis Arbeitsweise: Eugen ist sehr strukturiert, ehrgeizig und fordernd. Für ihn ist es wichtig, nach klaren Prinzipien zu arbeiten, wie er es schon als Spieler getan hat. Er will die Mannschaft flexibel spielen lassen. Was für ihn entscheidend ist: Prinzipien, die unabhängig vom System greifen. Seine Idee vom Fußball ist klar, und er vermittelt sie seinen Spielern sehr konsequent.
Seit Marco Rose den Verein verlassen hat, stellt sich rund um Borussia die Frage, welche Art Fußball Borussia spielen lassen möchte. Pressing, Ballbesitz, Konterfußball, Dreierkette-Viererkette, flexibel? Es gab vereinsseitig je nach Trainer teilweise sehr unterschiedliche Statements, wohin Borussia taktisch möchte, was in sozialen Medien seit Jahren intensiv diskutiert wird. Die öffentliche Beurteilung Roland Virkus strategischer Fähigkeiten, Borussia als Sportvorstand zu führen, hängt sehr an dieser Frage. Dies, setze ich voraus, muss der Presseabteilung Borussias bekannt sein.
Borussia.de zitiert Roland Virkus nun bei der Bekanntgabe des 3. Cheftrainers seiner Amtszeit mit o.g. Aussage zu Polanskis Arbeitsweise. "Seine Idee vom Fußball ist klar, und er vermittelt sie seinen Spielern sehr konsequent". Borussia vermittelt diese Idee nicht.
Die Rheinische Post gibt den genannten Passus folgendermaßen wieder:
Polanski gilt nicht als Dogmatiker, seine Mannschaften pressen gerne hoch und haben gerne den Ball. „Eugen ist im taktischen Bereich variabel, für ihn muss die Mannschaft in der Lage sein, zumindest zwei Systeme zu spielen. Für ihn ist es wichtig, dass nach Prinzipien gearbeitet wird, weniger nach Systemen. Deswegen hat er klare Vorstellungen, die er der Mannschaft vermitteln will“, sagte Virkus.
Hier wird in 4 kurzen Sätzen (inkl. Zitaten!) absolut nachvollziehbar dargestellt, wofür Eugen Polanski fußballerisch steht. Es handelt sich hier um eine absolut elementare Information über den Trainer, deren Wichtigkeit außer Frage steht.
Viel wichtiger allerdings die Tatsache, dass die Rheinische Post es, auch in der Kürze, geschafft hat, zu vermitteln, dass Roland Virkus genau weiß, wer Eugen Polanski ist und für welchen Fußball er steht.
Dies hat die Presseabteilung von Borussia Mönchengladbach nicht geschafft und das ist ein riesiges Versäumnis. In dem kompletten Beitrag wird Roland Virkus in einer Weise dargestellt, die mich sehr an seiner Qualifikation für die sportliche Führung von Borussia Mönchengladbach haben zweifeln lassen.
Einzig die Darstellung der Rheinischen Post haben mir die Einordnung des Gesagten ermöglicht.
Das werfe ich Ihnen als Leiter der Presseabteilung von Borussia Mönchengladbach in aller Deutlichkeit vor und erbitte eine Richtigstellung auf der Homepage. Ich kann den genannten Beitrag als nicht anders als vereinsschädigend wahrnehmen und bin maximal enttäuscht.
Mit freundlichen Grüßen,