Mal ein Gedanke zur mentalen Verfassung der Mannschaft.
https://www.goal.com/de/meldungen/chris ... pd03i1khkb
Hier ein Interview von Christoph Kramer aus Januar 2021, in dem der bemerkenswerte Satz fällt: "Man muss heutzutage nicht mehr von Gladbach nach Dortmund wechseln, um den nächsten Schritt zu machen!"
Die Gerüchte um Rose waren zum Zeitpunkt des Interviews schon massiv am brodeln, aber ich denke die Haltung die Kramer hier beschreibt, ist nicht nur eine Reaktion auf die Gerüchte, sondern ein Selbstverständnis, was sich in der Zeit davor in Gladbach etabliert hatte.
Ich fand den Satz damals mutig, aber auch sehr entschlossen, eine zu der Zeit nachvollziehbare nächste Stufe als Mannschaft und Verein zu nehmen. Das deckte sich meiner Meinung nach auch mit der Strategie vom Verein, sich von Hecking zu trennen und den sehr gut besetzten Kader mit einem jungen, dynamischen Trainer zu verbinden, der, damals doch durchaus auch bei vielen Fans ein Gefühl von Aufbruch bewirkt hat und der für einen dynamischen, modernen Fußball stand.
Der Verein war auf Angriff eingestellt und es war Euphorie zu spüren.
Einige Wochen nach diesem Interview gibt ein, wenn nicht das, Gesicht des Aufschwungs seinen Wechsel bekannt. Nicht nach England, nicht nach Spanien, nicht zu den Bayern, nicht zu Juve. Wäre alles nachvollziehbar und halb so wild gewesen. Nein, er wechselt genau zu diesem BVB.
Ich frage mich, was das in den Köpfen der Spieler angerichtet hat, bzw. glaube ich, dass das einen noch viel schwereren Riss bewirkt hat, als man damals sowieso schon dachte. Spieler werden geholt und gehalten, um die sportliche Lücke zum BVB zu schließen, sie beginnen daran zu glauben und dann kommt der, der das alles verkörpert, wechselt nach Dortmund und gibt dir damit nichts anderes zu verstehen, als dass es eben doch nicht reicht und ein Angebot vom BVB eben doch nicht auszuschlagen ist.
Jetzt ist das natürlich irgendwie auf Profifußballalltag und es gibt es mit Frankfurt Mannschaften, die ähnliche Situationen besser verkraftet haben, aber ich glaube, das hat bei vielen Spielern hier richtig gesessen. Spätestens dann fängst du selber an zu überlegen, ob du nicht auch lieber woanders den nächsten Schritt machen solltest.
Natürlich muss man als Profi mit so etwas umgehen, es gehört zum Geschäft usw. Aber man kann nicht ignorieren, dass Max Eberl damals ein äußerst charismatischer Sportchef war, der in der Phase voll auf Emotion gesetzt hat, sein Trumpf war der Zusammenhalt im Verein. Das hat er verkörpert, wie kein anderer in der Bundesliga.
Durch den Wechsel von Rose sind, glaube ich, alle knallhart auf den professionellen Boden der Profirealität zurück geholt worden. Seit dem ist Gladbach für die Spieler irgendwie doch wieder ein Verein, wie viele andere.
Wenn das übrigens nicht schon gereicht hat, hat Eberl Abgang eigentlich am Ende in genau die selbe Kerbe geschlagen.
Der Wechsel von Hütter nach Gladbach auch. Bobic lässt Hütter hängen, Hütter lässt die Frankfurter Mannschaft hängen.
Das alles lief nur noch unter dem Motto: "Sei dir selbst am nächsten und rette deinen XXX, solange du kannst".
Sind es nicht vor allem mit Thuram, Bensebaini, Lainer, Wolf die Spieler, die mit Rose kamen, denen der Frust und/oder Verunsicherung seit Roses Abgang am deutlichsten anzumerken sind?
Im Hinblick auf diese gesamte Entwicklung finde ich es übrigens gar nicht so verwunderlich, dass aktuell, im Zuge Umruch der Mannschaft, Verträge mit Spielern verlängert werden, die hier noch ganz andere Zeiten erlebt haben. Vor dem Hype.
PS Ich will damit übrigens nicht die Spieler in Schutz nehmen, die gehen mir trotzdem Woche für Woche auf die Ketten. Ist nur ein Aspekt, der vielleicht auch zu den ernüchternden letzten 2,5 Jahren beigetragen hat. Und das vielleicht langfristiger, als gedacht.
PPS Es geht mir in dem Beitrag um den psychologischen Knacks einer Mannschaft. Eberl, Rose und Hütter sind nur Beispiele, das zu erklären, also lass uns jetzt bitte nicht nochmal die ganze Geschichte der 3 Personen ausdiskutieren.