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von BurningSoul » 02.11.2022 08:49
Die Eintracht zeigt eigentlich nur was möglich ist, wenn man mit Geduld einen bestimmten Weg geht. Seit Jahren verpflichtet man Spieler, die in deren grundlegende Spielidee passen. Wenn man fair ist, hatten wir in den letzten 5 Jahren z.B. drei verschiedene Managertypen. Obwohl wir mit Herrn Eberl und Roland Virkus nur zwei Personen an dieser Position hatten. Hecking war (rückblickend) der letzte Trainer, der den vertrauten Weg von Borussia ging. Dann kam die Phase 2.0 des Herrn Eberls, in der er uns den Red Bull-Stil aufzwingen wollte. Plötzlich mussten wir andere Transfers tätigen. Weg vom durchaus verlässlichen, aber nicht immer spektakulären Hecking-Fußball, hin zu Spielern, die dieses Pressing an der Mittellinie beherrschten. Spätestens nach der Hinrunde der letzten Saison war klar, dass dieses überstülpen eines fremden Stils gescheitert ist. Seit Frühling 22 ist mit Roland Virkus wieder jemand in Verantwortung, der auf die drei Säulen (eigene Talente, externe Talente, gestandene Profis) von Borussia setzen will. Die gleichen drei Säulen, die uns (in Kombination mit einem sehr guten Trainer) zurück nach Europa und dauerhaft in die obere Tabellenhälfte führte.
Unter Hecking ging uns die Säule "eigene Talente" schon abhanden, was nicht die Schuld von Hecking war, sondern aus der qualitativen Kluft zwischen Jugend- und Profis resultierte. Danach folgten drei Jahre Red Bull-Stil. Manche Spieler kamen gut damit klar, andere ehemalige Leistungsträger hatten in diesen drei Jahren sehr große Probleme. Parallel dazu reicht das Stichwort "Corona", die einen großen Umbruch nicht ermöglichten. Stand heute kann man sagen: Zum Glück. Aktuell sind wir wieder stärker am Borussia-Stil dran. Mehr Kontrolle, mehr agieren, mehr Ballbesitz und weniger Pressing, weniger nur auf den Gegner reagieren. Jedoch mit Spielern, die nicht alle zu den neuen "alten Werten" passen. Hinzu kommt auch, dass die einstigen Leistungsträger von der "vor Pressing-Ära" älter werden und nicht mehr auf dem Höhepunkt ihrer spielerischen Fähigkeiten sind.
Frankfurt hat trotz Rückschlägen immer an ihrer Idee festgehalten. Man hatte eine Spielidee, hat entsprechende Trainer und Spieler verpflichtet und ist diesen Weg konsequent gegangen. Wir können auch wieder dorthin kommen. Aber das braucht eben Zeit. Die Säule "externe Talente" hat in den letzten 10 Jahren noch am besten funktioniert. "Eigene Talente" sind langsam wieder im kommen, zumindest sind mit Beyer und Borges Sanches seit einer Ewigkeit wieder Spieler dabei, die das Potential vom Talent zum Bundesligaspieler haben (bzw bei Beyer weiß man es schon). Die letzten Spieler, die es bei uns wirklich schafften waren Herrmann, Jantschke und ter Stegen, dazwischen schaffte niemand bei uns den Durchbruch. Bei den "gestanden Profis" muss es früher oder später den Umbruch geben. Kramer erlebt unter Farke seinen zweiten Frühling. Das verschafft uns Zeit. Stindl funktioniert phasenweise noch richtig gut, erinnert mich aber ein wenig an Raffael im vorletzten Jahr. Manchmal genial, häufiger durchschnittlich und nicht mehr der gewünschte Unterschiedspieler. Mit Weigl haben wir einen gestanden Profi zur Leihe bei uns, der die Mannschaft durchaus mit Qualität und Leben gefüllt hat. Zwei, drei Spieler dieser Art noch zusätzlich und wir könnten wieder dahin kommen, wo Borussia vor dem "nächsten Schritt" war. Einstellig, wenn die Konkurrenz schwächelt oder wir gute Jahre haben, dann auch europäisch.