@spawn
Das weiß inzwischen jedes Borussia-Kindergarten-Kind, was Favres Idee war, was das Verhalten seiner AV angeht. Das wurde hier ja oft genug diskutiert und in den Medien thematisiert.
Auch du wirst mir dabei zustimmen - auch, wenn du es jetzt auf deinen ersten Blick anders sehen willst - dass man beim Ausüben dieser Idee Fehler begehen oder es übertreiben kann.
spawn888 hat geschrieben:Gerade deine Beschreibung vom Verhalten Wendts oder Jantschkes ("Gegner zum Torschuss einladen") ...
Für Jantschke galt das damals schon und ich konnte nie verstehen, dass sein Defensivverhalten als so clever angesehen wurde. Er war immer schon relativ langsam. Das ist für mich die Hauptursache, warum Jantschke diesen Rückwärtsgeng so extrem gerne "fährt". Im Favre-Konzept spielte diese Schwäche eine nicht so entscheidende Rolle.
Wendt machte das unter Favre auch noch besser, als heute und die Mannschaft war auch im Defensivverband besser abgestimmt, als heute. Heute muss Wendt offensichtlich öfter als früher eigenständig Entscheidungen treffen und macht dabei auch mehr Stellungsfehler.
spawn888 hat geschrieben:"Den Gegner zum Torschuss einladen" ist da einfach schlichtweg falsch, denn das sollte ja nicht erfolgen.
Es ist dann nicht mehr falsch, wenn eben das angestrebte Defensivverhalten übertrieben und damit verfälscht wird. Jantschke hat das mMn oft übertrieben und dem Gegner zu viel Platz gelassen. Insgesamt funktionierte die Defensive sehr gut und es war goldrichtig von Favre, sie so zu wählen, denn so wurden die Schwächen einiger Spieler am besten kaschiert. Das sehen wir auch heute, wo das nicht mehr so gut klappt.
spawn888 hat geschrieben:Die Aufgabe der Aussenverteidiger war es ganz klar, die Innenbahn zuzumachen und dem Gegner eher eine Flanke zu erlauben als im Eins gegen Eins den direkten Weg zum Tor preiszugeben.
Ich vermute nun, du verstehst ab diesem Punkt das Favre-Konzept nicht mehr. Erst mal stimme ich dir zu. Eine Flanke durfte zugelassen werden - aber nicht so, dass man dem Gegenspieler viel Zeit und Platz lässt und ihm zuschaut, wie er in aller Seelenruhe seinen Sturmpartner anspielen oder zu einer Flanke genaues Maß nehmen kann.
Die Flanke sollte schon möglichst eine unkontrollierte, am besten aus der Bedrängnis geschlagene sein. Das bekam Wendt z.B. damals meist sehr gut hin.
spawn888 hat geschrieben:Ich frage mich auch wirklich, was du da lieber gesehen hättest. Wir haben in der letzten vollen Favre Saison nahe an der Perfektion gespielt im Defensivverbund. Siehst du nicht so? Ok, sei dir gegönnt. 26 (!) Gegentore in der kompletten Saison sprechen aber eine sehr sehr deutliche Sprache. Die Bayern hatten mit 18 Gegentoren noch ein paar weniger. Aber nach uns hatte Leverkusen mit 37(!) Gegentoren die drittbeste Bilanz an Gegntoren. 11 Gegentore mehr.
Du musst in den letzten Jahren ja total meine Beiträge ignoriert haben. Natürlich fand ich den Defensivfußball unter Favre super und seinerzeit genau richtig für unser Team. Mich störte es doch schon, wenn Favre für drei oder vier Spiele mal wieder versuchte, etwas offensiver zu spielen und höher zu stehen, um "dominanter" spielen zu lassen.
Die Zeit unter Favre war eine andere und die Mannschaft "kam woanders her". Da war der Weg von ihm goldrichtig.
Außerdem habe ich nicht nur von Jantschke und Wendt geschrieben. Die Passivität war mehrfach zu beobachten. Wir hatten unter Favre bei Weitem nicht nur souveräne Spiele! Alles schon vergessen?
Hier wurde diskutiert, warum sich die Mannschaft in der Defensivarbeit so passiv zeigt. @Favrebeobachter (den du sicher auch noch kennst) wies uns damals darauf hin, dass es eben auch zu Favres Philosophie gehöre, Zweikämpfe und damit Verletzungen zu vermeiden (was die Anzahl der Verletzungen betrifft, muss man sich ja dazu auch nur Verletztentage vor, während und nach Favre anschauen). Trotzdem ging mir das mit diesem Zweikampfvermeiden manchmal zu weit.
Damit sage ich doch längst noch nicht, dass ich lieber einen anderen Fußball gesehen hätte.
Erinnern tu ich daran, dass bei Favre diese Passivität eben auch schon zu beobachten war, weil heute die Passivität der Mannschaft sehr häufig kritisiert wird.
Natürlich war mir klar, dass sie zu Favres Konzept gehörte und ich hielt dieses Konzept auch insgesamt für gut. Trotzdem gab es Spiele (und gar nicht mal so wenige), in denen wir gehörig Glück hatten, wenigstens noch einen Punkt mitgenommen oder durch einen Arango-Genialitäts-Anfall (Freistoß oder Schuss mit Flugbahn gegen alle physikalischen Gesetze verstoßend) sogar einen Sieg mitgenommen zu haben.
Es war eben nicht immer alles souverän unter Favre, wie hier jetzt in den Diskussionen getan wird. Mehr wollte ich gar nicht zum Ausdruck bringen.
Ich finde deine Argumentationsschiene in diesem Fall sehr eindimensional.