Tellefonmann hat geschrieben:
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt steht für mich jedoch fest, dass ich nicht allein auf Grund der vergangenen Wochen davon überzeugt bin, dass er das Pfund/Vermögen, das - wie man gerade sieht - nachhaltig bis vor 6 Wochen aufgebaut und geschaffen wurde auch weiter gewinnbringend verwalten kann.
Und ich werde das Gefühl nicht los - und jetzt übertreibe ich ganz bewusst - dass Du das auch schreiben würdest, wenn die Mannschaft am Saisonende wieder Tabellendritter würde und zudem den DFB-Pokal gewonnen hätte. Zu welchem Zeitpunkt willst du festmachen, was noch Favre zuzuschreiben ist und welchen Anteil Schubert schon daran hat? Ich kann das ehrlich gesagt nicht.
Aber klar dürfte wohl eines sein: Schubert hat eine top ausgebildete und weitgehend langjährig eingespielte Elf übernommen.
Kein Widerspruch! Du trägst Eulen nach Athen! Ich bin nun wirklich einer derjenigen, die Favre immer in den höchsten Tönen gelobt haben. Nur weil ich Schubert jetzt lobe, vergesse ich das doch nicht! Übrigens weiß das auch Schubert sehr genau!
Die Spieler mögen ihn, weil er ihnen gestattet frei aufzulaufen und zu zeigen (und jetzt kommt's) was sie schon können. Das hat Favre nicht so unbeschränkt zugelassen, was man ihm vorwerfen könnte.
Nein, das kann man ihm nicht vorwerfen. Damit war er jahrelang erfolgreich. Nach deiner eigenen Argumentation ändern sich Menschen ab einem gewissen Alter kaum noch. Wie sollte man dann von Favre erwarten, dass er das schafft? - Also bitte, bleibe bitte doch wenigstens deiner Linie treu.

Ich bin sogar davon überzeugt, dass Favre wesentlich weniger in der Lage ist, sich zu ändern, als das bei Schubert der Fall ist. Ist allerdings mehr ein Gefühl von mir.
Schubert drückte bei der Mannschaft den richtigen Knopf. Dazu war Favre aufgrund seiner Mentalität nicht fähig - jedenfalls nicht so schnell. Er hätte versucht, die Mannschaft mit akribischer Arbeit langsam aus dem Tal zu führen. Ich bezweifele deshalb sehr, dass es bei ihm so schnell gegangen wäre. Der Faktor Optimismus ist bei ihm nicht sehr ausgeprägt. Er wird seine skeptische Grundhaltung für Realitätssinn halten und lag damit oft richtig. Manchmal aber steht er sich damit auch im Wege - vor allem in Krisenzeiten. Erinnern wir uns: Er sprach zuletzt immer wieder von einer sehr schwierigen Saison. Offenbar traute er der Mannschaft in der Phase weniger zu als diese sich selbst. Ich mache ihm daraus keinen Vorwurf. So ist er. Ich halte ihn für so intelligent, dass er erkannte, was die Mannschaft benötigte - primär eine andere Ansprache. Dafür können wir ihm nur dankbar sein.
Ob Schubert das Potential hat, Spieler wie Wendt, Korb, Johnson, Jantschke, Herrmann, Xhaka so zu verbessern, wie es Favre mit dem ihm vorgeworfenen Kleinklein gelungen ist, daran zweifle ich (noch).
Sicher muss man Favre auch dafür loben. Aber hier stellt sich für mich eine grundlegende Frage: Darf das überhaupt noch die Aufgabe eines Cheftrainers sein? Nach meiner Idealvorstellung sollten Spieler bereits zu 99% ihre individuellen Fähigkeiten im Nachwuchsbereich erlernt haben. Nicht umsonst setzte sich doch nach der EM 2000 im deutschen Fußball die Erkenntnis durch, dass man sehr gute Trainer bereits im Nachwuchsbereich einsetzen muss. Auch bei Borussia verpflichtete man ganz bewusst mit van Lent und Schubert zwei Trainer mit Erfahrung im Profibereich, die die beiden Nachwuchsteams hinter der ersten Mannschaft an die Profis heranführen sollen. Es kann doch nicht die Aufgabe des Cheftrainers sein, einem Profi zu erklären, er müsse in einer bestimmten Situation den Ball erst mit dem linken kleinen Zeh annehmen

Das ist nun wirklich primär die Aufgabe qualifizierter Nachwuchs- und Cotrainer.
Schubert kommt aus dem Nachwuchsbereich. Am Beispiel von Ritter merkt man, dass er sich um die Entwicklung von Spielern nach wie vor Gedanken macht. Im Sinne einer effektiven Arbeitsteilung muss er sich aber nicht um jedes Detail kümmern. Das halte ich auf Dauer für wenig effektiv. Letzten Endes verbraucht sich dadurch ein Trainer auch schneller.
Max Eberl erklärte in den letzten Wochen, dass man nicht nur Spieler, sondern zunehmend auch gute Trainer fördern wolle. Es geht einfacher und reibungsloser, einen Trainer für die erste Mannschaft zu installieren, der Struktur und Vereinsphilosophie bereits kennt. Nicht wenige Vereine gehen und gingen diesen Weg. Pep Guardiola bei Barcelona war dafür das beste Beispiel. Für mich bedeutet es in der Konsequenz, man verfügt idealerweise im Verein bereits über ausgezeichnete Trainer, die ohne weiteres in der Lage sind, die erste Mannschaft zu trainieren. Ich halte sehr viel von dieser Idee! Sie ist für mich wesentlich überzeugender und auch nachhaltiger, als jedes Mal einen vermeintlich großen Guru von Außerhalb zu holen.
Vielleicht verstehst du jetzt, weshalb für mich Schubert nicht nur wegen der kurzfristigen Erfolge eine sympathische Option ist. Dahinter steckt die Überzeugung, dass Borussias Weg der Nachwuchsförderung sich nicht nur auf Spieler, sondern auch auf Trainer aus den eigenen Reihen erstrecken sollte. Ich sehe darin große Vorteile.
Sicher war die Zeit allzu kurz, um Schuberts Arbeit richtig einschätzen zu können. Auch deshalb will man sich wahrscheinlich noch Zeit lassen.