AlanS hat geschrieben:
Ich halte deinen Ansatz "hauptsache schöner Fußball" nicht für den richtigen, auch, wenn ich natürlich auch liebend gerne schönen Fußball sehen möchte.
Ist nicht ganz mein Ansatz, aber danke, daß Du darauf eingehst, weil das sind grundlegende Fragen, die nach Jahrzehnten des Zuschauen eine gewisse Berechtigung in meiner Sichtweise dieses Spiels Eingang gefunden haben. Also über die Schönheit an sich(was ist schön?) behaupte ich einen besseren Zugang zum Spiel und seinen Möglichkeiten zu bekommen. Ich hab ja auch mal, so wie wir alle wahrscheinlich, ab und zu mal gekickt und habe beides praktiziert: Das "Muss", z.B. hart verteidigen oder konsequent decken, ist nicht schön, aber zweckmäßig, wodurch es wieder schön wird. Aber noch viel mehr habe ich "heraus bekommen" aus dem Spiel, wenn ich eine gewisse Ästhetik mit hinein brachte. Muss man erstmal können, ist klar. Aber in dem was ich mir in meinem Kopf ausmale, wie ich es im Moment des Ballbesitzes bestimmender Akteur mir ausmalen kann, habe ich a) den Gegner zum Überlegen gebracht, er weiß ja nicht was ich vorhabe und b) meine Mitspieler inspiriert auch schön zu spielen. Als ob von einem Moment auf den Anderen eine kollektive Verwandlung stattfand

Hab ich so oft erlebt, daß ich davon überzeugt bin hier richtig zu liegen. Natürlich kann und will ich hier nicht alle Aspekte des Tun auf dem Platz auflisten. Eben auch dem Umschalten auf einen anderen, nicht schönen Spielverlauf, also dem Überraschungsmoment, kann ich etwas abgewinnen.
Deshalb ziehe ich mich wieder in meinen Fernsehsessel zurück und sage. Macht was für mich, den Fan, dann macht ihr automatisch was für Euch und alle sind glücklich. Aber die Mannschaft ist irgendwie in einen Käfig gesperrt worden, gewinnt nicht mehr und die Zuschauer sind unzufrieden. Einzig der Tabellenplatz tröstet darüber hinweg und die Möglichkeit noch was zu erreichen. Wir werden aber gar nichts erreichen, weil unsere Taktik bekannt ist. Vor zwei Jahren mussten wir auf dieser Messers Schneide wandeln. "Wenn wir nicht gewinnen sind wir tot" hat der Trainer gesagt. Daraus bezog man die Kraft für solche Feinarbeiten. Der Druck ist in der Form nicht mehr da. Ich kann und muss doch den Freiraum nutzen um mich weiterzuentwickeln. Ein Kind stößt sich, ein Jugendlicher benimmt sich daneben, aber dadurch kommen sie weiter. Was ich sehe ist Konservierung.
Es gibt zwei Arten von Fans:
Die Einen wollen gewinnen um jeden Preis.
Die Anderen wollen unterhalten werden.
Ich will beides. Beides bedingt sich!
Habe ich gewonnen, habe ich Befriedigung und Spannung. Vielleicht.
Habe ich ein schönes Spiel gesehen, wo meine Mannschaft unter Umständen nicht geonnen hat, sich aber alles abverlangt hat, dann kann ich damit leben. Ist doch nur Fussball. Ich bin Fan. Nichts weiter. Ich bekomme keine Prämien und trotzdem setz ich mich hier hin und denke darüber nach, wie nicht alles dem Sieg untergeordnet werden muss, heutzutage. Ich kann mich in letzter Zeit an kein schönes Spiel von Gladbach erinnern. Das muss auch der Anspruch eines Vereins sein, seine Fans zu unterhalten.
Samstag abend. Boxsport angesagt und die stehen sich nur gegenüber und machen nix. Was passiert? Die Halle pfeift.
Aber wir gucken auf die Tabelle und sagen jaaaaa alles gut. Gar nichts ist gut. Für mich als Fan jedenfalls. Schreckliche Saison, ehrlich.