ist doch erstmal einfach ein wunderbares urteil. endlich. überfällig.
natürlich stellt sich jetzt die frage, in welcher form die grundlage in die realität umgesetzt werden kann und wird. schliesslich haben die versammelten monopolisten bisher mit tatkräftiger unterstützung der politik alles dafür getan, das gegenteil eines europäischen binnenmarktes aufzubauen, sobald auch nur ein einziger europäischer bürger davon zu profitieren drohte. schön, dass die höchste instanz diesen zustand jetzt einmal unmissverständlich in eine urteilsbegründung schreibt.
hilft aber alles nichts, wenn der umsetzung mindestens ein weiteres dieser europäischen lobbykonstrukte im weg steht, die laut »korruption« schreien. oder glaubt hier bspw. jemand ernsthaft, die kabelanbieter gingen nun auf einen schlag zu kundenorientierter einspeisung und "paketschnürung" über? um etwas abonnieren zu können, muss ich es überhaupt erstmal empfangen können. und natürlich möchte ich es dann ungern doppelt und dreifach und im paket mit irgendwelchem aufgezwungenen firlefanz abonnieren. am kundenwunsch und dessen verachtung durch die anbieter ändert leider auch dieses urteil nichts. ich fürchte also, bereits hier sind und bleiben die kabelkunden aus dem rennen. alles andere wäre eine sehr grosse überraschung, überall in Europa, da es eine kehrtwende in der bisherigen politik der monopolisierung durch abschottung wäre.
für satellitenkunden ist die sache dagegen natürlich erstmal uneingeschränkt toll. vielleicht könnte das neue argument für den "umstieg" zumindest ein kleiner denkanstoss für die kabelanbieter sein. aber auch sky liefert das urteil im zweifelsfall ganz neue "argumentationen" für das muntere einstampfen weiterer inhalte: »geh' doch nach drüben!«. betrachtet man den erbärmlichen umgang mit übertragungsrechten, könnte das urteil auch einfach bedeuten, dass man in nicht allzu ferner zeit auf die neuen möglichkeiten angewiesen sein wird. wenn nämlich sky Deutschland einfach die übertragung der Premier League oder sonstwas komplett einstellt, da man es schliesslich bei einem anderen anbieter erhalten kann. einfacher würde es dadurch sicher nicht, in der summe vermutlich auch kaum preiswerter.
und wer ist der andere anbieter? vielleicht abonniert also bald ganz Europa in Griechenland oder im Vatikanstaat? also, wenn ich ein pay-tv-anbieter im Vatikanstaat wäre, dem plötzlich die bude eingerannt wird, dann würde ich, glaube ich, erstmal die preise angleichen. eher nicht nach unten. oder, vielleicht, bin ich sowieso sky England, Italien, Deutschland oder Vatikanstaat oder kurz davor, was aber bisher aufgrund der europaweiten abschottung der tv-märkte nicht möglich war. vielleicht würde ich den spiess also umdrehen, mich möglichst sozialverträglich sky Europa nennen. spätestens dann wäre tatsächlich nichts mehr wie zuvor, jedenfalls nicht für den europäischen bürger, denn langfristig betrachtet kann ein solches urteil wohl kaum auf fussballrechte beschränkt bleiben. natürlich ist das ein sehr pessimistischer ausblick, dem auch wieder einige hürden im weg stehen dürfte. neben einigen anderen punkten wird durch das urteil aber eben auch langfristig ein europaweites informationsmonopol denkbar. zumindest das war durch die abschottung nicht möglich.
könnte spannend werden, ob das urteil langfristig wirklich die erhoffte vielfalt bewirkt oder das gegenteil. zu welchem preis also.