Favre-Beobachter hat geschrieben:Ich meine wenn mein Trainer solche menschliche Schwächen hätte wie Du Dir einbildest, dann hätte ich niemals gesagt, "er ist ein sehr guter Mensch", sondern eher etwas werteneutral wie "er ist sehr akribisch"
Nun hat sich Simunic mit Tränen in den Augen auf der Mitgliederversammlung mit einer Ansprache bei den Fans in den Sommerurlaub verabschiedet. Von Herzen ehrlich.
Während der Sommerpause wurden Aussagen an den Haaren herbeigezogen, weswegen er nicht mehr in Berlin unter Favre bleiben könne und zu Hoffenheim wechseln möchte.
Simunic kann einen Menschen für gut befinden und trotzdem das Vertrauensverhältnis nicht für gegeben halten.
Favre-Beobachter hat geschrieben:Kannst Du mit meinem Argument nicht mal ein klein wenig etwas anfangen?
Offen gesagt, kann ich mit Spieler-Statements sehr wenig anfangen. Das sind junge Menschen (ja auch ein Simunic), die oft selber noch eine Orientierung suchen. Dann wird mal das eine gesagt und ein anderes mal etwas anderes. Und die Kenner sind sich einig, dass Simunic ein emotioneller Mensch ist und entsprechend war manches Mal auch seine wechselhafte Haltung.
Um aber auf die Aussage "guter Mensch" zu kommen: Ich halte Favre nicht für das Böse schlechthin. Ich halte ihn nur nicht für den Über-Menschen oder Messias, der nun Kraft seines Fleißes aus jedem Verein einen potentiellen Serienmeister machen kann.
Favre-Beobachter hat geschrieben:
Jedem seine Ansichten. Ich denke abe, dass wenn das reguläre Tor gegen Schalke nicht aberkannt wurde, und man gewonnen hätte, es niemals zur solch klaren Niederlage in Karlsruhe gekommen wäre?
Die Bedeutung des KSC Spiels war ebenso hoch, wie das Spiel gegen Schalke zuvor. Mit nur einem Unentschieden hätte man die CL sicher gehabt. Damit wäre ein Voronin finanzierbar gewesen und ein vernünftiger Pantelic-Ersatz.
Aber die Mannschaft ist ja vom Absteiger KSC regelrecht abgeschossen worden. Obwohl einige Wochen vorher Hertha sehr stabil und clever die Spiele geleistet hat.
Nachträglich kamen dann die Konflikte heraus, die bereits VOR dem Schalke-Spiel sich innerhalb der Mannschaft und zwischen Team und Trainer stattgefunden haben.
Diese Konflikte zwischen - das hast du durchaus richtig erwähnt - dem Kapitän Friedrich und Favre, zwischen Voronin und Favre, zwischen Pantelic und Favre, den Südamerikanern und Favre usw. hatten sich zugespitzt. Nur die Ergebnisse haben die Risse überdeckt.
Ich muss zugeben, ich hatte es nicht verstehen können. Erst im Nachhinein durch direkte Gespräche, teilweise mit direkt am geschehen betroffenen Personen und Journalisten, kamen verschiedene Details heraus, die mich die Frage nach der Verantwortung für eine Spielgemeinschaft stellen ließ, die nur durch den Erfolg zusammengehalten wurde.
Hier mache ich in erster Linie Preetz verantwortlich, weil er die Probleme innerhalb der Mannschaft nicht aktiv angegangen ist durch klare Ansagen, sondern die Selbstbestimmung des Einzelnen bzw. die Verantwortung des Trainers gelten lassen wollte.
Auch die Abstiegsfrage mache ich zum Hauptteil an Preetz fest und nicht an Favre. Aber Schuldlos ist Favre auch nicht gewesen.
Favre-Beobachter hat geschrieben:
Es gibt ein Unterschied zwischen Selbstzweifel und einer schier unmöglichen Aufgabe als solche zu erkennen.
Das ist richtig.
Ich kenne kaum einen, der nicht von einer schwierigen Saison ausgegangen ist. Alle sind davon ausgegangen. Die organisierten Fans, die Medienlandschaft in Berlin, die Geschäftsstelle + Präsidium und das Trainerteam. Alle wußten, es wird schwer. Aber es ging auch nicht darum in den internationalen Wettbewerb zu kommen, sondern einfach nur einen Mittelfeldplatz zu erzielen. Und das war nicht unmöglich.
Man kann jetzt nochmals analysieren, ob die vielen jungen Perspektivspieler, die nicht sofort helfen konnten ein Problem waren, ob die Verpflichtung von Wichniarek nicht einschlug etc. das Problem waren.
Die Personalpolitik ist zu sagen wir mal 95% auf Favre zurück zu führen gewesen.
Persönlich bin ich der Meinung, dass - wenn die Verletzungsmisere zu Saisonbeginn nicht gewesen wäre - der Kader stark genug war für den Klassenerhalt.
Doch mit zunehmender Saisondauer spielte die Mannschaft immer desolater. Sogar das damalige Freiburg gewann in Berlin mit 4:0.
Grundsätzlich ging es auch nicht um die 6 Niederlagen in Serie, sondern wie Favre damit umgegangen ist.
Favre-Beobachter hat geschrieben:
Und wie gesagt, Favre hat ja noch auf dem Heimweg (seines dann letzten Spiels) sich wieder aufgerappelt und eine Ansprache an die Mannschaft gehalten. - Würde jemand der so viel Selbstzweifel hat, und am liebsten alles stehen lässt, noch während der Rückfahrt (seines dann letzten Spieles), schon wieder eine Ansprache halten?
http://www.berlinonline.de/berliner-kur ... 142404.php
http://www.morgenpost.de/sport/hertha/a ... ichte.html
alternativ findest du den Morgenpost-Artikel auch hier:
http://www.hertha-inside.de/forum/viewt ... he#p603523
Favre-Beobachter hat geschrieben:
Hast Du dieses Argument beachtet, oder hast Du bei dieser Geschichte nur den Aspekt wahrgenommen, dass Favre sprachliche Probleme hatte?
Die sprachlichen Probleme habe ich nicht ernst genommen und glaube auch nicht, dass diese irgendjemand wirklich ernst gemeint haben kann. Man schaue sich doch einfach mal an, was da an Internationalität seit Jahrzehnten in den Profi-Kadern der Bundesligamannschaften herumläuft. Wer da nicht in der Lage ist kreativ zu kommunizieren hat verloren.
Favre-Beobachter hat geschrieben:Magath hat noch während der Meistersaison mit Schalke verhandelt.
Hier wurde bereits im Vorfeld keine Vertragsverlängerung in Wolfsburg vorgenommen. Spätestens im März/April wurde klar kommuniziert, dass Magath nicht in Wolfsburg bleiben würde. Insofern konnte er trotz heißer Meisterschaftsphase anderweitig auch umsehen.
Man kann Magath vieles vorwerfen, aber dass Magath gegenüber seinen Gesprächspartnern nicht eindeutig ist, kann man wirklich nicht behaupten.
Favre-Beobachter hat geschrieben:Bist Du Dir wirklich sicher, dass er sich angeboten hat und nicht einfach Angebote hatte bzw. mal angefragt wurde ob er unter Umständen Interesse hätte, usw.? Und wenn ja: Weisst Du genau zu welchem Zeitpunkt er sich angeboten hat? Und überhaupt, weisst Du wirklich ob er gegangen wäre, wenn der HSV oder Leverkusen ihn als erste Wahl gewollt hätten? …
Ich weiß aus persönlicher Quelle, dass niemand beim HSV sich ernsthaft mit Favre beschäftigt hat, trotzdem von seinem Berater Favre angeboten wurde.
Aus Journalistenquelle weiß ich, dass sich die Situation bei Leverkusen ähnlich darstellte: niemand fragte nach Favre (hatte ja immerhin Vertrag und Berlin verhandelte über eine Verlängerung), trotzdem wurde er dort angeboten.
Ob Favre wirklich gegangen wäre, wenn irgendwo jemand das Angebot des Beraters positiv aufgenommen hätte, kann ich nicht einschätzen. Aber normalerweise müsste man ja davon ausgehen, weil ja sonst ein sich anbieten keine Spaßaktion ist. Damit kann man sich in der Branche den Ruf kaputtmachen.
Aber diesen Ruf hat sich Favre mehr oder weniger spätestens mit der privaten PK nach der Entlassung selber verschandelt.
Somit muss jeder Arbeitgeber nach einer möglichen Freistellung von Favre, eine private Erklärung von Favre befürchten.
Favre-Beobachter hat geschrieben:Erstens, hat Gämperle aber ziemlich lange gebraucht um zu merken was für grobe menschliche Schwächen Favre hat. Und zweitens scheinst Du nicht zu verstehen, dass Favre wohl auch enttäuscht von Gämperle war, denn durch Gämperle’s Aussage wurde Favre frühzeitig entlassen. Hat Du das auch mal beachtet?
Das Verständnis für Favre habe ich auf jeden Fall.
Dass Gämperle einen Fehler gemacht hat, war schlimm und kann passieren. Auch dafür muss man Verständnis aufbringen.
Es spricht nicht für den Umgang mit seinem "Untergebenen", wenn Gämperle zwar gut genug dafür war über 5 Jahre die Drecksarbeit für Favre zu machen, aber dann wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen wird.
Gämperle hat ausgesprochen, wofür alle (Preetz, Favre, Friedrich) zu feige waren. Dazu gehört auch Favre. Daher ist der Autoritätsverlust Favres gegenüber den Spielern nicht verwunderlich gewesen.
Gämperle wurde gerne als "Kompromiss"-Anlaß (und somit "Bauernopfer") verwendet. Preetz war sehr dankbar für diese Vorlage.
Favre-Beobachter hat geschrieben:Niemand hat Favre als perfekten Trainer hingestellt. Es wird sogar gesagt, dass Favre Schwächen hat. Es wird nur festgestellt, dass Du die Dinge ein wenig übertreibst und einseitig siehst.
Da musst du dir aber nochmal die Lobeshymnen durchlesen.
Meine kritischen Aspekte haben sich auch nur auf zwei Dinge beschränkt. Angedichtet wurde jedoch z.B., dass Favre für den Abstieg verantwortlich gemacht wurde. Klassischer Fall von nicht richtig lesen und lesen, was man sich wünscht.
Favre-Beobachter hat geschrieben:Er war im Schnitt über 3 Jahre bei einem Verein, und hatte überall Erfolg, auch bei Hertha (wenn man die EL-Platzierung als Erfolg wertet). Das geht nicht mit den Schwächen, in dem Ausmass wie Du sie hier erklärst.
Beim FCZ wurde vieles durch Bickel und Gämperle kompensiert. Außerdem ist die schweizer Liga eine andere Welt.
Bei Hertha hatte er eine gute Saison gehabt. Die erste Saison hätte jeder Trainer mit einem Mittelfeldplatz belegen können und kann nicht als Erfolg gewertet werden. Die Qualifikation zur EL über die Fair-Play-Wertung kann nur sehr wohlwollend als "Erfolg" bezeichnet werden. Die Saison mit der Entlassung ging die Transferphase voraus, wo Favre erstmals das alleinige Sagen hatte. Angesichts dessen, dass man mit wenig Geld auch gute Leute holen konnte, wurde viel Perspektive und ein Wichniarek geholt.
Aber wollen wir die Transfers einzeln durchgehen? Auch wie z.B. "die Zukunft Herthas" (Chermitti) kurzerhand in die Wüste geschoben wurde und offensichtlich doch keine Zukunft hatte oder ein abgetakelter und sportlich überflüssiger Cesar als Mentor für Raffael geholt wurde? Oder wie zwei ablösefreie Testspieler (Ivan Perisic Stammspieler beim FC Brügge oder André Ayew Stammspieler bei Olympique Marseille) nach mehrtägigem Probetraining nicht gut genug für Favre waren. Aber die hätten die Hertha auf jeden Fall weitergeholfen, statt eines überteuerten und Verletzungsanfälligen Florian Kringe von Dortmund. Das mit Florian Kringe und Wichniarek hätte man, bei kritischer Betrachtung sehen müssen, dass das nichts bringt.
Aber ich will jetzt nicht nochmal die gesamte Vergangenheit ausrollen. Der Fehler war einfach, dass die Angst vor dem Abgang Favres bei Preetz derart groß war, dass Preetz alle Wünsche von Favre zugelassen hat. Hier ist Preetz der Hauptverantwortliche. Aber Favre darf auf keinen Fall von jeglicher Verantwortung freigesprochen werden. Er hat ebenfalls eine Verantwortung gehabt.
Ich finde es sehr schade, dass Favre in der Spielerbeurteilung sich selbst überschätzt und nicht auf den Rat anderer gehört hatte.