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von bart » 26.12.2008 19:38
Kerngesund und bester Dinge kehrte Gladbach aus dem Unterhaus zurück und meinte sich auf dem Weg zur alten Stammmitgliedschaft. Während Andere die Liga aber im Sturm eroberten, kamen die Fohlen nie so recht aus dem Salz, zeigten schlimme Mängel in Abwehr und Angriff und verloren in einem hektischen Stühlerücken schließlich völlig die Ruhe. Vom souveränen Zweitligameister blieb am Ende nur ein trauriger Schatten.
Sechs Millionen Euro hatte der VfL vor Saisonstart in die Mannschaft investiert und musste sich bald schon hinterfragen, wofür. Nicht nur die Neuzugänge aber griffen nicht recht, sondern speziell auch das Gefüge der alten Saison, das allemal tauglich geschienen hatte, im Oberhaus gut zu bestehen. Dort jedoch kam die Borussia nie wirklich an. Gleich im ersten Saisonspiel sorgte ein Mix aus Schläfrigkeit und Übermut für eine Pleite gegen Stuttgart, der sich eine nicht unerwartete Niederlage gegen Hoffenheim anschloss. Was folgte, war eine Art Knackpunkt. Denn gegen ein desolates Werder Bremen zeigte Gladbach ein einziges Mal sein altes Gesicht, feierte einen triumphalen 3:2-Heimsieg und weckte Ansprüche, denen es nicht mehr hinterherkam. So hoch wie nach dieser dritten Runde, nämlich bis auf Platz elf, kraxelten die Fohlen nie mehr wieder. Im Gegenteil: Gleich die nächsten vier Spiele gingen allesamt verloren, worauf nach der Mannschaft nun auch noch die Führungsetage nervenschwach wurde und nach nur sieben Runden ihren Meistertrainer Jos Luhukay entließ. Aus einer enttäuschenden bis unauffälligen wurde ab diesem Moment eine chaotische Saison.
Zum Symbol der Unruhe wurde vor allem Christian Ziege. Als Sportdirektor gestartet, rückte er interimsweise zunächst auf die Bank und begab sich anschließend als Assistent in den Dienst des neuen Trainers, um sich aus persönlichen Gründen dann wiederum völlig zurückzuziehen. Schon Jos Luhukay war für seine häufigen Umstellungen bekrittelt worden. Als die Mannschaft nun aber sogar in dritte Hände fiel, wurde ein tragendes Gerüst nur noch schwerer zu erkennen, zumal Hans Meyer gleich zu Dienstbeginn direkt mit einem Torhüterwechsel verblüffte sowie in Rösler, Coulibaly und Touma drei Störenfriede fand. Die Ausbeute der restlichen Spiele blieb in der Folge bescheiden. Hier mal ein schickes Remis gegen die Bayern, dort sogar ein Auswärtserfolg auf der Alm. Konstant voran kam die Borussia allerdings nie. Statt dessen gingen wichtige Spiele wie daheim gegen Frankfurt und speziell Energie Cottbus, gegen das auch im DFB-Pokal Endstation war, auf bittere Weise verloren. Als die Hinrunde mit vier Pleiten am Stück dann auf Rang 18 zu Ende ging, war der Zustand der Mannschaft offenkundig: Gladbach stand für die meisten Pleiten, die schwächste Verteidigung und den wohl am wenigsten gefürchteten Fußball. Längst war die Abwehr als Hauptproblem erkannt. Doch auch der Angriff hatte mit dem Meistersturm der alten Saison nur noch wenig gemein. Oliver Neuville etwa lief erst Verletzungen und dann der Gunst seiner Trainer hinterher, was Partner Rob Friend wiederum überforderte. Der 18-Tore-Mann der Vorsaison knipste als mit Abstand bester Stürmer gerade fünf Mal. Wenn es überhaupt eines gab, dann blieb das Prunkstück der Fohlenelf insofern das Mittelfeld, selbst dies aber unter einem tragischen Stern, da Marko Marin schon eine Handvoll guter Spiele genügte, um in den Fokus diverser Großklubs zu geraten und schließlich Alexander Baumjohann, auf dessen Durchbruch man so lange gewartet hatte, gar einen absurden Flirt mit den Bayern begann. Was man Gladbach für die Rückrunde wünscht, sind daher Ruhe und solide Verstärkungen, um einen letztlich unnötigen Abstieg noch zu vermeiden.
gerade gefunden und sehr ordentlich