Beitrag
von atreiju » 26.08.2008 14:57
@Kiezkicker:
Sehr schöner Beitrag, sehr sachlich, sehr fundiert aus deiner Sicht geschrieben, ich kann deine Beweggründe nachvollziehen und glaube sie dir auch. Wie du selber sagst, gehörst du zu der Gruppe, die die geamte Wandlung des Fussballs an sich kritisieren und dies dem kommerz zuschreiben und deshalb, alle, die dies fördern, nicht gutheißen können.
Diese Sichtweise ist völlig legitim und kann ich respektieren und akzeptieren, weil dahinter eine Überzeugung steht. Und eben kein Neid, Mißgunst, schlichte persönliche Abneigung.
Es gibt sicher vieles im Fussball, was mir auch in der Vergangenheit besser gefallen hat, was ich heute vermisse, eben die Stimmung in manchen Stadien, weil die Fans da noch keine Einpeitscher und Vorsänger brauchten, sondern selber zu einem Großteil von sich aus für Stimmung sorgten. Oder das heutige Publikum, das nicht wirklich Ahnung vom Sport hat, sondern es einfach schick findet, mal zum Fussball zu gehen, sogar manche Mädels, die einfach d sind, weil ja Spieler XY so niedlich und süß ist und kreischen, wenn er aufläuft, da runzel ich die Stirn. Ich brauche auch nicht, alle fünf Minuten eine Werbeeinblendung, XY präsentiert die Ecken, die Uhrzeit, die Freistöße, die Karten usw. usw., nervt einfach.
Doch, was soll ich tun, das Rad der Zeit werde ich nicht mehr zurück drehen können, die Kommerzialisierung und Professialisierung und Medialisierung sind nicht zu stoppen. Jetzt hätte ich zwei Möglichkeiten, ich fahre ab sofort nur noch zu Spielen unserer Amateure, da ist all das in viel geringerem Ausmaß da, aber irgendwie ist das nicht das, was ich möchte, mein herz hängt an dieser Mannschaft, an diesem verein und an seinen profis. Bleibt Möglichkeit zwei, ich akzeptiere diesen Wandel und versuche, soviel wie möglich von dem zu erhalten, was mir wichtig ist, erkenne aber auch, dass der verein den Wandel mitgehen muss, um langfristig überleben zu können und nicht in der Versenkung zu verschwinden, auch da gilt:
Love it, leave it or chance it....
Die Veränderungen können wir nicht stoppen, wir müssen mit ihnen leben.
Du hast einen ganz wichtigen Punkt aufgegriffen, du möchtest nicht, dass dein Verein zum Spekulationsobjekt wird und irgendwann irgendwelche Investoren wie in England bei ManU, bei Newcastle, Liverpool oder auch Chelsea kommen und versuchen, daraus Profit zu machen, ohne Rücksicht auf das, was für den verein gut ist und was für den Fussball an sich gut ist. Da bin ich völlig bei dir und gebe dir recht. ich möchte auch keine verrückten italienischen oder spanischen Zustände, wo schwerstreiche leute vereine als Privatbesitz haben und handeln ophne Sinn und Verstand oder aber Präsidenten das Tafelsilber verscherbeln, um den Lieblingsspieler der Tochter zu verpflichten...all das lehne ich auch ab. Doch die Konsequenz ist auch klar, wir verlieren sportlich und wirtschaftlich dadurch an Boden, wenn nicht irgendwann die EU einen Riegel vorschiebt, dass diese Vereine sich bis ins Bodenlose verschulden können und durch Blianz- Steuer- oder sonstige Tricks gerettet werden. Oder eben mal der Staat für Unsummen Vereinsgelände kauft.
Und genau deswegen ist das Modell Hopp und Hoffenheim so anders und für mich sympathisch. Der Mann macht das eben nicht um seiner Macht, seinem Geltungsbedürfnis oder seinem Ruhm willen, der Mann macht das, weil er positiv fussballverrückt ist, der hat keine Mehrheitsanteile am Verein, der denkt langfristig und macht keine Harakiri-Aktionen, sondern verfolgt eine klare Strategie, die mir gefällt, nämlich eine Art "Fohlenelf" aufzunauen, mit spritzigem, attraktivem fussball, jungen, entwicklungsfähigen Spielern, jedoch eben der heutigen Zeit und ihrer Marktgesetze angepasst. Der will auch gar keinen profit machen, sondern sein "Profit" ist es, zu sehen, wie da etwas wächst und sich entwickelt, den Jungs zuzusehen und sich am Spiel zu erfreuen, darum geht es ihm. Und das imponiert mir. Solche Mäzene brauchen wir, die uneigennützig so handeln und ihrer linie, ihrem konzept weitgehend treu bleiben.
Wenn wir mehr Hopps in D hätten, würde es vielen besser gehen und wir könnten im Fussball wieder besser mithalten...