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von Driss » 02.07.2008 01:54
Artikel der Sport Bild von morgen:
Für 15 Millionen - Podolski darf weg
Der Bayern-Vorsitzende Rummenigge bestätigt: Für Heimatklub Köln würde Podolski sogar auf einen Topklub verzichten
Von Christian Falk und Berries Boßmann
Er wird nicht viel Zeit haben, über die letzten Wochen nachzudenken. Über den enttäuschenden Verlauf des EM-Finales am Sonntag mit der Niederlage gegen Spanien (0:1). Nein für Lukas Podolski (23) stehen womöglich sehr schnell neue Aufgaben an. Sein Wechseln von den Bayern zum 1.FC Köln zeichnet sich ab.
Auf dem Schreibtisch von Karl-Heinz Rummenigge (52) im 2. Stock der Bayern-Geschäftsstelle stapeln sich schon die Angebote für den Stürmer. Das Fax von Manchester City liegt ganz oben, Tottenham hat sich gemeldet, auch Juventus Turin ist dabei. Bremen und Stuttgart haben zumindest Interesse am dreifachen EM-Torschützen signalisiert.
Die gebotenen Summen haben längst die 20-Millionen-Euro-Grenze überschritten. Der Bayern-Vorstand wird sie dennoch ausschlagen. Podolski hat ihm mitgeteilen lassen: Er will zurück zu seinem Heimatklub, dem 1. FC Köln. Und Bayern lenkt ein!
SPORTBILD erfuhr: Podolski (Vertrag bis 2010) darf gehen, wenn Köln eine Ablöse von mindestens 15 Millionen Euro aufbringt. Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren kam Podolski für zehn Millionen plus Abschiedsspiel vom FC. Jetzt wird an der Rückhol-Aktion gebastelt. Denn die bayern haben genug von der Kritik des unzufriedenen Stürmers.
"Ich habe kein Verständnis dafür. dass sich Lukas Podolski über mangelndes Vertrauen beim FC Bayern beklagt. Schließlich ist sein Berater bei uns vorstellig geworden und hat uns mitgeteilt, dass er den Verein mit der Präferenz Köln verlassen möchte." sagte Rummenigge. "Da ist es doch logisch, dass wir uns bei nur noch zwei Stürmern nach einem Ersatz umschauen."
Das sieht Podolski anders. Zumal sogar zwischen Stuttgart und Bayern ein Tausch angedacht war. Freitag vor zwei Wochen griff Rummenigge zum Telefon. Der Vorstandschef hatte gerade ein Gespräch mit VfB-Manager Horst heldt hinter sich. Danach war Rummenigge klar: Der Transfer von VfB-Stürmer Mario Gomez (22) nach München wird doch nicht so einfach.
Darum wählte der Bayern-Boss die Nummer von Kon Schramm, Berater von Podolski, den Gomez ersetzen soll. In diesem Telefonat ließ der Berater Rummenigge wissen, dass Podolski eine Rückkehr nach Köln sehr beschäftigt. Nicht nur sportlich, sondern auch privat.
Das Argument ließ Bayern nicht kalt. Rummenigge und Schramm stehen seit Wochen in Kontakt. Podolski favorisiert eine Rückkehr nach Köln, wo Fans einen Spendenverein ins Leben gerufen haben ("Alles für Poldi e.V."). Für Bayern ein doppeltes Problem: Sie brauchen zum einen Ersatz für den deutschen Nationalstürmer, zum anderen würden Klubs im Ausland weit mehr für ihn bezahlen.
"Ich weiß natürlich von den Anfragen aus dem Ausland, die sportlich sehr attraktiv sind", sagt Podolski zu SPORT BILD. "Köln wäre für mich dagegen eine Herzensangelegenheit. Ich fühle mich dort wohl und habe dort meine Familie. Da spielt natürlich auch die Geburt meines Sohnes rein. Ich glaube, Bayern versteht das."
"In Köln wüsste ich, dass auf mich gesetzt würde", sagt Podolski
In Köln ist das Signal angekommen. FC-Manager Michael Meier arbeitet unter hochdruck daran, den Transfer möglich zu machen. Verschenken wird Bayern Podolski nicht, so wie der sich finanziell kaum verschlechtern möchte.
"Eins muss klar sein: Ein Podolski allein ist auch keine Garantie für erfolgreichen Fußball", sagt der Stürmer. Zeiten, in denen bei Köln alle Hoffnungen auf dem "Prinzen" ruhten, soll es nicht mehr geben. Weitere Verstärkungen sind gefragt. Podolski würde die Rückkehr nicht als Rückschritt empfinden. "Natürlich kannst Du köln und München nicht vergleichen. Bayern ist ein Topklub, bei dem ich für meine Karriere wichtige Erfahrungen gesammelt habe", sagt er. "Letztendlich geht es aber um meine Leistung. Bei der EM habe ich gezeigt, was ich kann. Und das will ich nun auch bei einem Verein zeigen können."
Eben dazu bekam der Stürmer trotz guter Leistungen beim FC Bayern in den vergangenen zwei Jahren kaum Gelegenheit. Podolski: "In Köln wie auch bei ein paar anderen interessierten Klubs wüsste ich, dass auf mich gesetzt würde."
Podolski hat sich nie ganz in München eingelebt. Trotz einer Villa mit Steg am Pilsensee fühlte er sich nicht wohl. Spbald ein freier Tag auf dem Trainingsplan angesetzt war, stieg Podolski in den Flieger nach Köln. So wie nun auch nach der EM. Dann soll es weiter nach Polen zur Großmutter gehen. Um seinen Urlaub wirklich genießen zu können, möchte Podolski die Zukunftsfrage gerne geklärt haben.
"Es ist jetzt an den Vereinen, miteinander zu sprechen", sagt Podolski. "Ich persönlich würde mir eine schnelle Entscheidung wünschen. Schließlich will ich mir nicht den ganzen Urlaub Gedanken machen müssen."
Köln ist am Zug. Der Aufsteiger muss sich finanziell strecken und beeilen. Denn der Kreis der Interessenten wird nach der EM nur noch größer. So saß beim deutschen EM-Gruppenspiel gegen Kroatien (1:2) neben Leverkusens Ex-Manager Reiner Calmund ein Poldi-Fan im Stadion: Arsène Wenger. "Podolski ist ein Klasse-Spieler", schwärmt der Trainer von Arsenal London. "Ich verstehe nicht, warum dieser Junge bei Bayern nicht spielt. In dieser Form ist er für jede Spitzenmannschaft eine Verstärkung." So wie beispielsweise für Arsenal London.
Seite 19 Ausgabe 27/2008
Noch ein Vergleich:
Köln-Zeit vs. Bayern-Zeit
Pflichtspiele: 85 (2003-2006) - 75 (2006-2008)
ein-/ausgewechselt: 4/14 - 36/14
Tore (Quote pro Spiel): 51 (0,60) - 17 (0,23)
Torvorlagen: 18 - 14
verkaufte Trikots: 40.000 - 90.000
Einkommen in Euro: 300.000 - 3.500.000
Marktwert in Euro: 10 Millionen - 20 Millionen