HansWurst hat geschrieben:
Ihr geht da mit dem falschen Ansatz 'ran. Was mich an dieser Ansammlung drittklassiger Kicker stört, dass sie von irgendwelchen grenzdebilen Groupies zu Messiassen (Plural von Messias?) auserkoren werden.
Hier tummelt sich der Schrott, den andere nicht haben möchten. Hauen sie die Kugel 3 x unfallfrei mit Vollspann in den Himmel, rastet die anspruchslose Meute vor Begeisterung aus. Was ich in den letzten 10 Jahren von dieser Truppe bzw. den Individualisten gesehen habe, ist Fussball zum Abgewöhnen de Luxe. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
Mit geht diese Verehrung von mittelmäßigen Querbolzern total auf den Keks. Allerdings habe ich wohl in den 80er und 90er-Jahren zu viel guten Fussball am Bökelberg gesehen, da war der Anspruch auf nem anderen Niveau. Neu-Fans halten Gohouri und Co. wahrscheinlich wirklich für Fussballer vom anderen Stern.
Dann huldigt unsere Fussballgötter mal schön weiter. Sie zahlen es ja bekanntlich zurück. Beispielweise mit Mühe, mit als Letzter vom Platz gehen, mit Raute im Herzen tragen und was es sonst noch so an anspruchsvollen Kriterien für sportliche Leistung gibt.
Ihr habt - wie immer- das letzte Wort.
Vom Huldigen bin ich weit entfernt, und einen Messias habe ich auch in den letzten 30 Jahren (Jahaa, in meinem Alter kann ich sowas auch sagen) auch nicht auf dem Bökelberg gesehen (Frisuren gelten nicht).
Weder Alt- noch Neu- noch sonstige Fans halten Gohouri für einen Überkicker. Aber die Goldenen Zeiten der Fohlen müsste inzwischen auch jeder Alt-Fan mal überwunden haben. Die sind nämlich ungefähr so lange vorbei wie Netzers Haare damals waren - also ganz schön lang.
Zugegeben: Überwiegend erfreuliches in Sachen Fußball, der sehenswert ist, findet in meiner Erinnerung statt. Ab und zu gab es später nochmal Momente, die mich tatsächlich innerlich aufgewühlt haben. Sogar in der ersten Zweitliga-Zeit. Ein Doppelpass zum Zunge-Schnalzen zwischen Korze und Igor Demo Fußballgott, der sogar zu einem Tor führte, zum Beispiel. Okay, daswar im Vergleich zu ganz früher das Methadon-Programm für den Gladbach-Fan. Aber immerhin.
Man wird bescheiden und demütig.
Ich habe meine Ansprüche über die Jahre deutlich zurückgeschraubt. Ich erwarte keinen Aufgalopp der Fohlen. Nichtmal einen doppelten Doppelpass, der in einen Flankenlauf mündet, der in einem präzisen Zuspiel mündet, das in einem Torschuss mündet, der im Tor endet.
Ich erwarte viiiiiiel weniger, denn ich bin Fan eines Vereins, der zurzeit mittelmäßiges Zweitliga-Gekicke praktiziert, weil er nun mal zu mehr nicht im Stande ist.
Ich erwarte, dass die Jungs es wenigstens versuchen. Ich meine damit nicht KAMPF, KRAMPF UND ROTE KARTEN, sondern ansatzweise gepflegten Sport, jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten, am besten erfolgreich. Wie wir wissen, sind ebendiese Möglichkeiten bei vielen Borussen doch etwas beschränkt. Deswegen ja auch Zweite Liga, wo es den meisten Spielern der meisten Vereine genauso geht.
Aber deshalb kann ich Steve Gohouri auch eine Bogenlampe verzeihen, sogar zwei pro Spiel, wenn es sein muss. Und Alex Voigt sehe ich nach, wenn er mal wieder überlaufen wird oder das Abseits aufhebt.
Aber wir müssen ja auch nicht gegen Manchester oder Madrid antreten, sondern gegen Osnabrück und Paderborn. Wir sind nicht die Bayern und werden es auf absehbare Zeit nicht mal im Ansatz sein. Nun ist es ja zum Glück so, dass niemand gezwungen wird, sich die miesen Kicks anzuschauen. Ich tue es trotzdem, sogar ohne Auspfeifen und ohne Bierbecher-Schmeißerei, weil ich immer noch auf diesen einen schönen, erfolgreichen Spielzug hoffe. Das hat nichts mit "Verehrung von Querbolzern" zu tun, sondern damit, dass ich IMMER uhnd wahrscheinlich MEIN LEBEN LANG die Raute im Herzen habe und weil ich der lebende Beweis dafür bin, dass der Spruch "Die Hoffnung stirbt zuletzt" mehr als eine Worthülse ist.
Das unterscheidet mich mutmaßlich von den "grenzdebilen Groupies", die du ansprichst, von denen ich aber leider nicht weiß, wer das sein soll. Und wenn Steve Gohouri als vorletzter vom Platz geht, werden ich trotzdem klatschen, wenn er nicht gerade mit Absicht einen Elfer verschossen hat, weil er weiß, dass er im folgenden Jahr beim Gegner spielen wird. Sowas soll ja in den erfolgreichsten Mannschaften vorgekommern sein. Und grenzdebile Groupies sollen solche Leute ja sogar bis heute anhimmeln.
(P.S.: Wer diesen Beitrag zu lang findet, hat recht.)