AlanS hat geschrieben:Was würdest du denn sonst vorschlagen, damit es für dich nicht mehr als Zufallsprodukt aussieht? Ich meine, das sind doch klare und nachvollziehbare Konzepte.
Nun, ich kann mich immer nur wiederholen: Ich beobachte Tendenzen, die ich als Missstände werte. Für - rein fußballerische - Lösungen bin ich weder zuständig noch kompetent. Mein laienhafter Ansatz aber wäre, mehr zu agieren statt zu reagieren. Ich würde gerne das Heft des Handelns in der Hand behalten. Bis auf wenige Mannschaften in der Liga traue ich Borussia das auch zu. Ansonsten ist das Attribut einer spielstarken Mannschaft nichts wert.
Du selbst, so erinnere ich mich jedenfalls, kritisiertest doch, dass Borussia sich gegen jeden Gegner, auch gegen Köln, Stuttgart und Hannover nach Führung so weit zurückzog, dass dieser förmlich zu Chancen eingeladen wurde, wo es vorher keine gab. Wir werden passiv bis zum Abwinken, und das verstehe ich einfach nicht. Selbst wenn man kontert, muss doch der erste Gedanken nach Balleroberung der zielgerichtete Weg nach vorne sein, schon um den Gegner zu verunsichern. Wenn der sich kein Sorgen machen muss, dass es bei einem Fehler bei ihm einschlägt, kann er den Druck nahezu beliebig steigern. Selbst die beste Defensive läuft dann Gefahr löchrig zu werden. Es kommt zu individuellen Fehlern. So sehe ich das jedenfalls.
Meine offensiven Vorstellungen haben zugleich immer die defensive Komponente im Blickfeld. Ein Gegner, der nicht in meiner Hälfte ist, kann auch kein Unheil anrichten. Ich mag es einfach nicht, wenn wir erst am eigenen Strafraum verteidigen. Das Risiko wäre mir zu hoch.
Warum überraschen wir die Eintracht nicht - sagen wir mal - in der ersten Viertelstunde? Wir haben viel zu lange Phasen, in denen wir nur Schema F abspulen. Langweilig, einfallslos und leicht zu lesen. Ständiger Rhytmuswechsel zwischen schnellen und langsameren Passagen zeichnet meiner Ansicht nach ein gutes Team aus. Wir aber drücken - übertrieben ausgedrückt - eine Halbzeit auf die Tube, die nächste schläfern wir den Gegner, mehr aber noch uns selbst ein. Das konnten wir mal besser.
Und ich prophezeie, wir werden in dieser Saison mit einer eher passiven Spielweise immer wieder Treffer kassieren, die tatsächlich oder je nach persönlichem Gusto einem anderen Spieler zugeschrieben werden können. Individuelle Fehler sind bei uns systemimmanent und vorprogrammiert! Selbst wenn wir das bis zum Saisonende besser hinkriegen, fangen wir in der nächsten Saison wieder an. In Zeiten, in denen Spieler in immer kürzeren Abständen wechseln, hat man nicht mehr die Muße an Abläufen akribisch zu feilen. Leider muss ich sagen, dass beispielsweise Kovac das mit Frankfurt offensichtlich schneller hinbekommt.
Vielleicht findet Hecking nicht die richtige Lösung oder unsere Spieler können es einfach nicht besser. Aber auch dann versuche ich als Trainer vielleicht mal etwas, was zumindest die Zahl der Fehler schneller reduziert. Dass kann ich auch so versuchen, indem ich den Gegner zu mehr Fehlern zwinge, wenn ich erkenne, dass ich die Reduzierung eigener Fehler mit meinem Team nicht hinbekomme. Das System auf die Stärken des eigenen Teams optimieren und nicht nach einer Ideallösung suchen, die die eigene Mannschaft überfordert. Das erfordert natürlich Mut. In jedem Fall sind kreative und auf das Team zugeschnittene Lösungen gefragt und nicht stures Beharrungsvermögen. Kann Hecking das leisten?