Hallo liebe Borussen-Fans
Ich schreibe euch, wie einige andere auch, aus der Schweiz. Es ist für uns natürlich schön zu sehen, wie Lucien Favre in der Bundesliga Erfolge verzeichnet. Das ist nicht selbstverständlich, da eure Fussball-Liga sicher eine der besten in Europa, wenn nicht sogar der Welt ist. Aber LF hat sicher die Qualitäten, hier Erfolg haben zu können.
Ich verfolge seinen Werdegang schon seit einiger Zeit und möchte mich hier zu euren Ängsten betreffend Abwanderung im Sommer äussern. LF ist aus meiner Perspektive jemand, der vor allem an Herausforderungen Interesse hat. Auch wenn er Schweizer ist, das Geld steht für ihn ganz sicher nicht im Vordergrund.
Er war und ist ein fanatischer Fussball-Anhänger. Zwei Eigensschaften machen ihn vor allem aus:
Einerseits ist er ein genauer Beobachter, der ebenso genau dann seine Beobachtungen in seine taktischen Pläne und Anweisungen umwandelt. Dabei geht er einen kommunikativen und pädagogischen Weg. Er liebt es, sein Wissen und seine Fähigkeiten weiterzugeben. Wie ein guter Lehrer mag er es, etwas beizubringen und zu sehen, wie Spieler diese 'Lektionen' in die Tat umsetzen. Bei der Borussia hat er - im Vergleich zum Beispiel zu Bayern - die Möglichkeit zu unterrichten, zu formen. Hier ist die Entwicklung eines Mike Hanke um einiges interessanter als die eines Reus - wobei ich die fussballerischen Fähigkeiten von MR auf keinen Fall schmälern möchte. Aber schaut euch nur an, welchen Fussball ein Hanke beispielsweise gestern gespielt hat... Ganz grosse Klasse. (Ich hoffe, dass euer Jogi das auch gesehen hat, zumindest am Fernseher). Diese Verbindung von Technik, Kondition, Eleganz und Teamgeist, die sich in seinem Spiel verbinden, ist sicher auch das Resultat der Arbeit (Training, Gespräche) von LF. Und hier bin ich überzeugt, dass genau diese Arbeit es ist, die LF reizt, die ihn fesselt.
Andererseits hat er das Bedürfnis nicht nur einzelne Spieler zu fördern und zu formen, sondern er hat sich immer auch mit der Gestaltung ganzer Mannschaften, Teams befasst. In Berlin ist er leider nicht weit gekommen, weil dort andere zu sehr mitgeredet haben. Auch wenn LF in den Medien eher als reservierter und scheuer Mensch rüberkommt, im direkten - und nicht über die Medien verbreiteten - Gespräch zeigt er sich als sehr kommunikativer Mensch, der zwar genau weiss, was er weiss, der aber auch zuhört und sich überzeugen lässt, wenn die Argumente stimmen. Das durfte ich in Zürich einige Male selber erleben, habe es aber auch von Spielern so erzählt bekommen.
Findet er nur, wie z.B. in Max E., einen Partner, mit dem er über neue Spieler mitentscheiden kann, mit dem man über die Zukunft einer Mannschaft sprechen kann, dann ist LF ein Trainer, der eben nicht nur teure Spieler will, sondern Qualität. Und die findet sich oft genug auch in den eigenen Reihen. LF hat zudem die Gabe, Qualitäten bei Spielern zu wecken, die selber gar nicht mehr daran zu glauben schienen, siehe auch hier das Beispiel Hanke.
Aber auch die eigenen Jugendarbeit ist für ihn wichtig. Wer sonst traut es einem 18jährigen Torhüter schon zu, so souverän und sicher von seinem ersten Bundesligaspiel an zu spielen, wie LF bei ter Stegen? Nur einer, der diese Qualitäten im Spieler erkennt. Und solche Dinge sind es, die LF immer schon ausgezeichnet haben.
Er will gestalten, will im Training täglich arbeiten und Schritte mit der Mannschaft umsetzen. So habe ich ihn immer als Trainer erlebt. Und auf diesem Weg will er Erfolg haben. Und so paradox es klingen mag: für LF ist es wahrscheinlich gar nicht so schlimm, dass Reus die Borussia verlassen wird. Der Junge kann schon so vieles, dass er für LF wahrscheinlich gar nicht mehr so interessant ist.
So zu arbeiten, wie LF es will, geht auch in der Bundesliga nicht bei allen Clubs, das wisst ihr! Bei der Borussia geht es, mit Leuten wie Eberl, Mayer und Bonhof. Bei den Bayern ginge das sicher nicht, auch nicht beim HSV oder bei Schalke.
Ich kann mir - so wie ich ihn kenne - schlicht nicht vorstellen, dass LF die Borussia verlassen wird. Das wäre überhaupt nicht mehr der Mensch und Trainer, den ich kennen gelernt hatte.
Das er den neuen Vertrag noch nicht unterschrieben hat, liegt wahrscheinlich vielmehr daran, dass er zu sehr mit dem Studium des neuen Gegners zu tun hat und schlicht keine Zeit fand, sich damit zu befassen. Er hat ja auch mal in einem Interview gesagt, dass er den Wortinhalt der Verträge gar nicht genau kenne, das interessiere ihn gar nicht so...
Ich hoffe, dass ich eure Bedenken etwas zerstreuen konnte und hoffe mit euch auf weitere wunderbare Spiele wie gestern.
P.S.: Sorry, dass mein Beitrag so lange wurde!