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von Relluem » 09.05.2013 17:07
ich verfolge die Karriere von Xhaka schon lange und kann mir gut vorstellen, dass er frustriert ist und weg will.
Der Reihe nach:
Ende Saison gehen bei der Borussia die drei besten Spieler weg. Ersatz soll her, u.a. ein zentraler Mittelfeldspieler. Solls ein fertiger Spieler sein oder ein Azubi mit Potential? 8,5 Mio. stehen zur Verfügung. Dafür bekommt man einen fertig ausgebildeten bundesligatauglichen ZM, einem mit dem man sich so ab Rang 8 positionieren kann. Für die Bundesligaspitze reicht das nicht, da brauchts einen ZM von sehr guter internationalen Klasse. Die sind ab 20 bis 30 Mio. zu haben (vereinzelte Glückstreffer ausgenommen). Soviel Geld will /kann man für einen einzigen Spieler nicht aufgeben, aber man schielt doch Richtung Spitze. So verpflichtet man einen jungen Spieler mit enormen Potential, einen, der bei guter Entwicklung in zwei drei Jahren das freifache Wert sein kann. Der Junge hat lukrativere Angebote von grösseren Vereinen und entscheidet sich letztlich doch für Borussia, weil man ihm verspricht, auf ihn zu setzen und ihm eine gewisse Anpassungszeit zu gewähren.
Er kommt voller Vorfreude und mit besten Vorsätzen nach Gladbach. Plötzlich steht er einem riesigen (Presse) Rummel und futterneidigen Kollegen gegenüber. Einen solchen Druck kannte er bisher nicht. Dazu kommt eine riesige Erwartungshaltung. Er soll die Defensive stabilisieren, offensiv Akzente setzen und Tore schiessen. Eine eierlegende Wollmilchsau soll er sein. Dies mit knapp 20 Jahren. Für 8,5 Mio. erwartet man das! Das dümmste aller Argumente. Es kamen nicht 8,5 Mio., sondern ein Junge von noch nicht mal 20 Jahren, von dem man wusste, dass er zwar ein riesiges Potential hat, aber noch Zeit für die weitere Entwicklung braucht. Anfangs spielte er in einer durch die Abgänge geschwächten und verunsicherten Mannschaft. Er wollte den Ansprüchen gerecht werden und spielte praktisch als einziger auch mal einen Risikopass. Lautes Geschrei und weg war er. [Moderation]Granit blieb auf der Bank. Ja, klar, wenn ich 3 Meter Pässe seitwärts oder rückwärts spiele, dann produziere ich auch keine Fehlpässe. Die naiven Interviews von Granit waren natürlich auch suboptimal, aber auch dienigen von Eberle waren nicht klüger. Einziger Unterschied: Eberle ist ein klein wenig älter und erfahrener.
Noch zu zwei Vorwürfen an Granit, die einfach nicht stimmen. a) er ist zu langsam für die Bundesliga, u.a. auch von Favre kommuniziert. Ich halte das für Quatsch. Granit hat sich in internationalen Spielen mit Basel und der Nationalmannschaft bestens bewährt. Da wurde in aller Regel ein sehr hohes Tempo angeschlagen. b) Granit brauchte das intensive Training und das Banksitzen, um in der Bundesliga anzukommen. Blödsinn. Ich habe die letzen Spiele von Gladbach gesehen. Da war Granit sicher nicht schlecht, aber er war bei weitem nicht der geniale Spieler, den ich von Basel oder der Nationalmannschaft her kenne. Granit kann viel mehr, er hat im Jahr bei Dortmund erhebliche Rückschritte gemacht. Auf der Bank wird niemand besser.
Ich weiss, dass Granit über seine Entwiclung in Gladbach sehr unglücklich und sauer ist. Sauer vor allem deshalb, weil man ihn in der Krise (der ganzen Mannschaft!!) sehr rasch fallen lies und ihm die versprochene Angewöhnungszeit nicht gewährte. Dortmund hat meines Erachtens die Chance verpasst, spielerisch einen Schritt nach vorne zu kommen.
Nach meiner Wahrnehmung ist das Tischtuch zerschnitten. Es wäre für alle Beteiligten das Beste, Granit erhielte an einem neuen Ort eine neue Chance. Natürlich kann Dortmund ihn zum bleiben zwingen. Ob das gut geht? Ich weiss es nicht. Vielleicht renkt sich alles wieder ein?
Das Jahr in Gladbach, fussballerisch ein enormer Rückschritt. Etwas hat Granit jedoch mit 20 Jahren gelernt. Sage in einem Interview nie das, was Du denkst, sag immer das, was Vereinsgewaltige und Fans gerne hören möchten.
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Neptun am 09.05.2013 17:53, insgesamt 3-mal geändert.
Grund: Beleidigung gelöscht