Du willst ihn, du kriegst ihn
Sooo, ich bin seit Sonntag abend zurück aus unserer Bundeshauptstadt am schönen Niederrhein! Mit einem Besuch der neuen Alten Försterei am Freitag abend war der Berlin-Besuch komplett und ich dachte, dass ihr euch ja immer für so etwas interessiert und deshalb vielleicht auch mal von mir einen kleinen Bericht hören wollt.
Meine Freundin und ich waren den ganzen Tag bereits in der Stadt unterwegs gewesen und hatten uns entschieden, da unsere Jugendherberge am Wannsee und das STadion ja (wie allen bewusst sein dürfte) in Köpenick sein zuhause hat, was genau am anderen Ende Berlins liegt, direkt nach einer kleinen Pause von unserer Berlinbesichtigung zum Spiel aufzubrechen. Bei meiner kleinen stellte sich ein wenig Ernüchterung ein, da sie bereits vom langen Stadtbummel geschafft war und noch kein Fußballstadion von innen gesehen hatte... Sie wusste eben nicht, warum sie sich das antun soll. Aber aus Liebe zu mir, entschied sie sich, doch mitzukommen.
Wir stiegen also am Alex in die S-Bahn und fuhren Richtung Ostbahnhof, wo wir nochmal umsteigen mussten in die S3. Bis dahin hatten wir uns gewundert, trotz knapp 1 1/2 Stunden vor spielbeginn, noch keine rot-weissen Union-Schals sehen zu können. Aber auch das hätte mir ja klar sein können: Union ist eben anders als Hertha BSC ein Stadtteilclub!
ABer je näher wir uns Köpenick näherten, desto voller wurde die Bahn und desto lustiger wurde die Fahrt. Meine Freundin, die sich vorher noch gedanken wegen pöbelnden Fußballfans (wie man sich das als nicht-kennerin eben so vorstellt) und ihrer leichten Platzangst gemacht hatte, unterhielt sich lustig mit zwei Unionern, die uns gegenübersaßen und sehr interessiert waren, warum wir zwei Niederrheiner uns Union anschauen wollten.
Schließlich kamen wir in Köpenick an und begaben uns direkt richtung Stadion. Dazu mussten wir etwa 15 min am Bahndamm und durch ein kleines Wäldchen im Strom mitschwimmen.
Und dann waren wir angekommen und betraten den Block, die kontrollen dauerten recht lange, aber es ist eben noch alles sehr urig ohne Drehkreuze und Kartenscanner, sondern mit wirklichen MENSCHEN, die die Karten einreißen
Im Stadion stellten wir uns neben das Stimmungszentrum hinter dem Tor uns ich genoss es wirklich mal wieder in einem richtigen Fußballstadion zu sein! Mehr Stehplätze als Sitzer. Auf der Geraden links von der Kurve ebenfalls nur Stehplätze, ein tiefes Dach, dazu ein leckeres Bier und super Stimmung: Also wirklich zu empfehlen.
Da meine Freundin nicht die größte ist (NATRÜLICH nur von der Körpergröße aus gesehen, nämlich 1,61) suchten wir uns einen guten Platz und hatten freundliche Nachbarn in unserm Alter, die sich direkt uns als "Ausländer" ohne Akzent annahmen und alles erzählten, was es über Union zu wissen gab und sogar ein Bierchen ausgaben (okay, nicht mir sondern meiner Freundin als Stadionnewcomer). Das Spiel selber gegen 1860 München war eher langweilig. Trotzdem gab es von etwa 13.500 Unionern richtig gute Stimmung, vom Ultra'-Bereich um das Wuhle-Syndikat eine Menge hübscher Fahnen. Etwas mehr als 750 Löwenfans waren ebenfalls da, machten sich aber nur einmal bemerkbar und zwar nach dem 0:1 für München in der 85. Minute, was auch der entstand war. Aber trotz drohender Niederlage feierten die Unioner ihre Mannschaft und sangen weiter. Sehr schön!
Natürlich gab es noch so einige schöne Kleinigkeiten, die hier im Westen bei uns unbekannt sind, wie beispielsweise bei den Aufstellungen: Nach jedem aufgerufenen Löwenspieler antworteten die Heimfans mit einem ohrenbetäubenden "NA UND?" und nach jedem eigenen Akteur, bei denen nicht wie bei uns der Nachname gerufen wird, mit einem lauten "FUSSBALLGOTT"! Sehr schön, sehr lustig! Auch das Liedgut wusste zu überzeugen und war bei weitem nicht der einheitsbrei der oft zu hören ist!
Die Rückfahrt war überraschend ruhig: Die Bahn war recht leer, wir hatten rechtzeitig zum Schlusspfiff das Stadion verlassen. Aber da die meisten der Fans ja aus dem Viertel zu kommen scheinen, war die Bahn ins Zentrum nur mäßig gefüllt, nicht so wie man es sonst meistens von Fußballbahnen kennt!
Alles in allem war es ein schöner Fußballabend, selbst meiner Freundin hat es Spaß gemacht (und das will einiges heißen). Ein Besuch in der Alten Försterei ist allen Berlin-Besuchern zu empfehlen, viel mehr als das riesige, aber sehr zugige und leise Olympiastadion! In Köpenick scheint die Fußballwelt noch in Ordnung. Karten bekommt man auch leicht, wenn man vorbestellt und sich zuschicken lässt. Sehr netter Ticketservice, alles ganz einfach! Wirklich empfehlenswert!