ich kenne favre schon lange und verfolge seinen werdegang seit seiner züricher-zeit. das meiste zu ihm wurde ja schon gesagt aber eines muss ich noch ansprechen:
seine öffentlichkeitsarbeit ist nicht grade "bundesligatauglich". an pressekonferenzen (gestern gabs ja schon nen vorgeschmack) wird er immer den eindruck erwecken etwas schüchtern oder unsicher oder zu brav zu sein. ich hoffe, dass ihr einseht, dass dies nichts mit seinem engagement und fachkompetenz zu tun hat. seine zurückhaltung ist einerseits ein typisches schweizer merkmal, zum anderen auch seiner sprachfähigkeit geschuldet. wer ihn mal in einem französisch-sprachigen interview gesehen hat, weiss was ich meine. gestern an der PK hat er -trotz sprachkurse

- wieder einiges nicht verstanden.
was mich damals in berlin gestört hat, war, dass man ihm dies zum vorwurf gemacht und ihn als nicht durchsetzungsfähig abstempeln wollte. aber glaubt mir, bzw. glaubt den trainingsvideos von ihm. auf dem trainingsplatz ist er ein anderer mensch als an einer PK.
das angeblich schöne spiel unter favre kann ich leider so nicht bestätigen. er ist zwar ein verfechter des one-touch-fussballs mit pressing aber in berlin hat er es in 2 jahren nicht geschafft ein mehrheitlich schönes spiel zustande zu bringen. das liegt natürlich auch den beschränkten finanziellen mitteln und den darin resultierenden spielereinkäufen.
beim fc zürich hat er es geschafft innerhalb von 2 jahren einen abstiegskandidaten zum meister zu formen, der den schönsten fussball der liga spielt.er hat dort spieler wie Inler, Dzemaili oder Abdi zu nationalspielern geformt. er hat einen Raffael aus der zweiten liga geholt. in berlin ist ihm dies nicht so gut gelungen. (natürlich ist es einfacher einen schweizer grossklub aus der gosse zu holen als einen deutschen durchschnittsverein).
seine spielereinkäufe gingen alle mit viel erwartungen nach berlin. er hatte ein gutes händchen (raffael, ramos, kacar, cicero) und wollte auch barrios verpflichten, hatte aber auch weniger gute verpflichtungen wie chermiti, steve von bergen, kaka oder marc stein zu verantworten (natürlich weiss man nie inwiefern das wirklich seine wunschspieler waren denn berlin war zu der zeit in einem finanziellen engpass). auch hat es unter ihm kein berliner eigengewächs in die stammelf geschafft.
man kann sagen, dass er in zürich fast alles richtig gemacht hat, junge spieler geholt, eigengewächse integriert, eine wunderschöne spielkultur entwickelt, titel gefeiert usw. so wie man sich das als fan immer gewünscht hat. in berlin ist ihm davon einiges, aber längst nicht alles gelungen.
er ist kein messias, der den erfolg garantiert - aber - er hat das potenzial langfristig etwas aufzubauen, was ich nur ganz wenigen trainern wie wenger oder schaaf (

) zutraue. sein ruf kommt nicht von ungefähr.
ich hoffe man lässt ihn in ruhe arbeiten. und in einem bin ich mir sicher. sollte sich der abstieg bewahrheiten, wäre es zumindest langfristig gesehen für den verein unter diesem trainer fast besser als ein klassenerhalt. ein neuaufbau in liga 2 käme favre in der mannschaftsgestaltung sicher entgegen.
noch zum aktuellen kader:
ich habe mir die spieler mal angeschaut und auch schon einige spiele gesehen. als so schlecht empfinde ich den kader gar nicht. da sind einige sehr interessante spieler dabei. ich werde am sonntag das spiel schauen
