AlanS hat geschrieben:
Es stimmt, Bradley hat es versucht, das Spiel in die Hand zu nehmen und einen Leader der Mannschaft abzugeben. In dem Spiegel-Online-Artikel (auf den hier im Forum hingewiesen hat und der übrigens nicht von mir verfasst wurde

) wird es richtig ausgedrückt: Er war überfordert.
Es gibt ja nicht den Vorwurf, er probiert zu wenig oder er will nicht. Ich behaupte aber: Er kann das nicht sein, was er als Fußballer gerne wäre.
Ein anderer Aspekt stört mich im Fall Bradley gewaltig, weil darin mMn eine klare Ungerechtigkeit drinsteckt. Ich sprach es mehrfach an, aber es wurde leider nicht wirklich drauf eingegangen:
Warum bekommt ein Bradley trotz vieler Phasen mit schwachen Leistungen und nur wenigen wirklich überzeugenden Spielen mehr als zwei volle Jahre Zeit, sich endlich zu stabilisieren und qualitativ endlich ein durchschnittlicher BuLi-Spieler zu werden?
Tut mir leid, aber diese Aussagen kann ich gänzlich nicht nachvollziehen. Für mich hat er am Samstag den Leader gegeben, weil er immer mit dabei war, egal wie der Spielstand lautete, war der unermüdliche Antreiber und hat ständig was versucht. Klar, wir haben verloren, aber für mich schmälert das sein Engagement nicht. Ich sage nicht, dass die anderen zu wenig gegeben haben, doch Bradley hat gegenüber jedem nochmal eine Schippe draufgelegt. Nur weil es nicht zum Sieg oder Punkt gegen einen starken Gegner gereicht hat, heißt das nicht, dass er als Führungsfigur in diesem Spiel gescheitert ist. Das mag Spiegel-Online so sehen, ich sehe es anders. In meinen Augen hat er ein starkes Spiel gemacht.
Zur zweiten Sache, da bin ich noch weniger bei dir. Er ist mit 21 Jahren in die Bundesliga gewechselt. Er wurde schon damals nicht mehr als Talent, sondern fast schon als gestandener Profi gesehen. Das in meinen Augen nicht einmal zu unrecht, schließlich hatte und hat Bradley für sein Alter schon extrem viel Erfahrung, was Profi-Spiele sowie internationale Einsätze angeht. Offensichtlich hat er viele Verantwortliche und Fans, darunter auch mich, enttäuscht, weil er die riesigen Erwartungen, die man an ihn stellte, nicht erfüllen konnte. Bei de ganzen Hype um ihn (auf tf wurde wochenlang gepostet, dass der sowieso nie zur Borussia wechseln wird), dazu dem Verweis auf die Leistungsdaten (Stichwort: Erfahrung) wurde einfach vergessen, dass meistens nur Weltklassespieler in diesem Alter (vor allem auf seiner Position, da hat es ein Reus sicherlich leichter, was seine Entwicklung in keinster Weile schmälern soll) einem Club sofort helfen können.
Bradley hat in seinen ersten beiden Jahren hier, nennen wir das Kind beim Namen, enttäuscht. Aber in unsere Trümmertruppe nach der Aufstiegssaison, in der uns eigentlich nur Meyer, Galasek und unverschämtes Glück, begründet auf dem Unvermögen der Konkurrenz, vor dem Abstieg gerettet haben, kann ein 21 Jähriger sich eher schwerlich entwickeln. Letzte Saison sollte seine "Breakout-Season" kommen, die kam nicht, doch er spielte, unter dem Strich, schon besser, wenn auch wieder eher enttäuschend. Selbsverständlich gemessen an den überzogenen Erwartungen an ihn. Insgesamt zeigt Bradley, vor allem wenn man die Leistungen dieser Saison betrachtet, eine eindeutige Tendenz nach oben. Er ist immer noch erst 23 Jahre alt und spielt auf der vielleicht wichtigsten Position im modernen Fußball. Natürlich wäre ich dankbar, wenn er sich schneller und signifikanter verbessern würde, aber unter dem Strich sehe ich Michael Bradley auf einem sehr guten Weg.