Meyers Verpflichtung hielt ich für folgerichtig. Meines Erachtens hatte man in der Abstiegssaison in der Vereinsführung die Situation nach Heynckes Weggang falsch eingeschätzt. Der Kader schien nominell zu stark besetzt zu sein, als dass man ernsthaft in Abstiegssorgen kommen könnte, dachte man wohl. Und so vertraute man einem Trainer- und einem Managernovizen eine Erstligamannschaft in realer Abstiegsnot an. In jener Saison ein Fehler.
In der laufenden Saison stand man nach kurzer Zeit an einem ähnlichen Punkt wie damals und entschied sich augenscheinlich bewusst anders. Ein erfahrener Abstiegskämpfer sollte her. Meyer ist genau das. Er hat mit Gladbach, Hertha und Nürnberg erfolgreich gegen den Abstieg gespielt, und so legitimiert dieser Erfolg auch Methode und Mittel. Wie ich bereits schrieb, ist Meyer jedoch lediglich die Pille gegen eins der Symptome unserer Krankheit.
Um Meyers Massnahmen verstehen zu können muss man meiner Meinung nach die Ursachen für den jetzigen Tabellenstand tiefgründig begutachten. Fragen die man sich stellen könnte wären: Was passiert während des Spiels? Was führt zu eigenen Toren und zu Gegentoren? Wie sehen die wesentlichen Spielstatistiken aus (Zweikampfquote, Fouls, Ballbesitz, Passquote, Flanken, Torschüsse, Torchancen)? Rufen die Spieler ihr gesamtes Leistungspotential ab und falls nicht, warum? Sind die Spieler körperlich fit? Wie sieht das Stärken/Schwächenprofil der einzelnen Spieler aus? usw.
Hat man Antworten hierzu gefunden, kann man sich erst über Kaderstärke, Aufstellungen, Systeme und taktische Ausrichtung unterhalten und Meyer diesbezüglich kritisieren oder loben. Es ist offenkundig, dass wir Fans diesen Einblick nicht haben, nicht haben können, so dass wir unweigerlich lediglich Vermutungen äussern können was evtl. besser oder schlechter gemacht werden könnte.
Allgäupower hat geschrieben:Das eher defensiv ausgerichtete Team hat meiner Meinung nach sehr wohl etwas mit der derzeitigen Tabellensituation zu tun. Mittelfeld und Abwehr machen zwangsläufig Fehler wenn sie permanent unter dem Offensivdruck des Gegners stehen. Viele Hunde sind des Hasen Tod. Entlastung nach vorne ist nur dann möglich, wenn eigene Offensivkräfte auf dem Feld stehen. Mit nur einer Spitze klappt das nicht.
Das Team ist aufgrund der Tabellensituation und den Problemen die zu ebenjener geführt haben defensiv ausgerichtet. Ich stimme dir zu, dass eine verunsicherte Hintermannschaft durch Offensivdruck zu Fehlern verleitet werden kann, aber ist das bei uns der Fall? Entscheidend hierfür ist der prozentuale Ballbesitz, denn wenn ich den Ball habe, dann hat ihn der Gegner nicht und er ist zum reagieren verdammt. Um dies zu erreichen ist es nebensächlich, ob ich 3,4 oder 6 Offensivkräfte aufbiete. Ballsicherheit, Laufbereitschaft und Positionstreue sind hierbei entscheidend. Und wenn wir uns jetzt die Statistik des Spiels gegen den VFB anschauen, dann hatten wir 48% Ballbesitz in einem Auswärtsspiel. Darauf kann man aufbauen, denke ich.