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von flash83 » 15.02.2016 19:45
Wir haben leider diese Zeit nicht. Sollten wir in dieser Saison die europäischen Wettbewerbe verpassen, verlieren wir unsere besten Spieler, verlieren Millionen durch wegfallende Einnahmen und sind für neue Spieler deutlich unattraktiver. Alles, was durch die CL-Teilnahme an positiven Effekten da war, verkehrt sich damit ins Negative.
Der Tag, an dem Lucien Favre zurückgetreten ist, war für mich ein Drama, da ich diesen Trainer für genial halte und für den Baumeister unseres Erfolges. Favre hat Spieler entwickelt, hat ein System implementiert, hat kontinuierlich aufgebaut und zu einer Spitzenmannschaft geformt. Grundlage dieses Erfolgs war eine überragende Defensive. Favres Vorgänger als Trainer, Michael Frontzeck, hatte einen Schnitt von 3 Gegentoren pro Spiel, unter Favre waren es signifikant weniger. Ergebnisse, wie in der vergangenen Rückrunde (2:0 bei den Bayern, 1:0 gegen Wolfsburg, 3:0 gegen Leverkusen), sind heute unvorstellbar. Mehr Gegentore als der Tabellenletzte, drei Gegentore gegen Hamburg, in der gesamten Saison zwei Spiele "zu Null".
Woran liegt das? Ja, es liegt daran, dass wir heute eine weniger gut eingespielte Mannschaft wie vor rund 1 Jahr haben. Wir haben noch mehr junge Spieler dabei, wir haben viele Verletzungen und bedingt dadurch weniger etablierte Abläufe in einem Spiel, die wichtig unter Favre waren.
Es liegt aus meiner Sicht aber hauptsächlich daran, dass wir einen Trainer haben, der so offensiv spielen lässt, dass unser Spiel keine Sicherheit mehr hat. Wir spielen nicht mehr diesen Verwaltungs-Fußball wie unter Favre, bei dem man nach einer 1:0-Führung sicher sein konnte, mindestens einen Punkt mitzunehmen. Wir pressen unheimlich hoch, sodass die Viererkette weit aufrückt. In den ersten Spielen unter Andre Schubert hat das wunderbar funktioniert, eventuell waren die Gegner davon überrascht, eventuell hat die Mannschaft es auch konsequenter umgesetzt als heute.
Heute reichen simple lange Bälle wie in Hamburg (beim 1:2 durch Rudnevs), um gegen uns Tore zu schießen. Die Zahl der Torchancen gegen uns ist rapide gestiegen, mit vernünftiger Chancenauswertung hätte der HSV zur Pause 4:1 führen können. Wir reden hier nicht von Manchester City oder dem BVB, wir reden vom HSV, einer der limitiertesten Mannschaften der Liga, die zuvor sechs Spiele in Folge sieglos war.
Mich erinnert Andre Schubert daher immer stärker an Alexander Zorniger in Stuttgart. Ein Trainer, der sicherlich fachlich exzellent ist, aber so vom Erfolg seiner Spielanlage in der Theorie überzeugt, dass die Spielweise nach Kamikaze-Fußball aussieht. Sicherlich kommen dabei tolle Siege wie ein 5:1 gegen Bremen zu Stande. Unsere Mannschaft spielt jedoch bereits seit Ende der Hinrunde mit einer Unsicherheit, wegen der ich stark an diesem Trainer und seiner Spielidee zweifle. Ich halte dauerhaften Erfolg mit dieser Spielweise, die mich viel zu sehr an Harakiri erinnert, nicht für möglich.