Im Moment können wir uns alle über die Ergebnisse freuen und haben eine entspannte Länderspielpause. Gerade finden wir praktisch alle Polanski und Schröder toll. Ich hoffe nur, dass der Verein diesmal nachhaltig die richtigen Schlüsse aus der Vergangenheit zieht.
Unser größtes Problem der letzten Jahre war nicht Eberl oder Virkus als Personen, sondern die extreme Konzentration von Verantwortung auf eine einzige Figur. Solange es läuft, funktioniert das – aber sobald es kriselt, bricht das ganze Konstrukt zusammen.
Als Hoeneß zuletzt Eberl kritisierte und sagte, dass bei Bayern große Entscheidungen immer im Team getroffen werden, musste ich sofort denken: diese Arbeitsweise hat er bei Borussia gelernt. Eberl war es bei uns jahrelang gewohnt, faktisch alles allein entscheiden zu können – und vieles wurde einfach abgenickt. Bei Virkus wirkte es in Teilen ähnlich.
Vielleicht wären einige der größten Fehlentscheidungen der letzten Jahre gar nicht passiert, wenn Borussia breiter aufgestellt gewesen wäre. Zum Beispiel:
- die komplette Ausrichtung auf Roses System, obwohl er mit seiner Ausstiegsklausel jederzeit gehen konnte
- Zakaria trotz Corona nicht für rund 50 Mio zu verkaufen, weil man Roses zweite Saison maximal sportlich pushen wollte
- 7,5 Mio Ablöse für Hütter zu zahlen, obwohl der Verein wirtschaftlich am Limit war
Solche Entscheidungen trifft man normalerweise im Team – nicht im Alleingang.
Nach der ersten Seoane-Saison gab es eine große Analyse, nach der zweiten auch. Beide Male kam man zum Ergebnis: „Seoane ist der richtige Trainer.“ Beide Male stellte sich das als Fehlentscheidung heraus. Wie man zu diesen Ergebnissen kam, weiß niemand – aber genau das zeigt für mich, dass wir strukturell nicht so breit und professionell aufgestellt sind, wie wir es bräuchten.
Und das ist das eigentliche Problem: Solange eine starke Hauptfigur da ist und solange es sportlich läuft, fällt das niemandem auf. Erst in der Krise sieht man, wie sehr Borussia von Einzelpersonen abhängig war – und wie wenig vom System.