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von spawn888 » 12.11.2009 00:34
Es ist einfach ein unglaublich sensibles Thema. Menschen mit Depressionen zu helfen, scheint sehr viel schwieriger, als man dies für gemeinhin annimmt.
Ein Grund hierfür ist mit SIcherheit die Tatsache, dass das Wort "Depression" oder "depressiv" mittlerweile fast ein wenig verallgemeinert ist. Kaum jemand wird dieses Wort bisher nicht schon einmal im Mund gehabt haben, aber kaum jemand wird wohl eine genaueste Vorstellung haben, was es damit genau auf sich hat. Klar ist auch, dass diese Erkrankung logischerweise auch völlig unterschiedliche Intensitäten und Verläufe besitzen kann.
Letztlich bin natürlich auch ich kein Fachmann auf diesem Gebiet. Was einst bei Sven Hannawald noch völlig neuartig rüberkam, machte aber spätestens bei Sebastian Deisler die große Runde. Ich persönlich bin insbesondere nach dem schockierenden Auftreten Deislers bei Stern TV bezüglich dieser Sache "Depression" sehr sehr viel vorsichtiger geworden mit dem Umgang dieses Wortes und habe mir, lasst es vor 4, 5 WOchen gewesen sein, seitdem sehr viele Gedanken darüber gemacht, inwiefern der Sport mit reinspielt, ja sogar verantwortlich sein kann.
Und so schäme ich mich heute absolut dafür, dass man bspw. einst ebenso schmunzelte, als Enke im Tor von Barcelona unglaublich schwache Spiele ablieferte und man sich fragte, ob das der Enke ist, den man aus der Bundesliga noch kannte. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie er dort geradezu öffentlich lächerlich gemacht wurde. Dies soll hier gar kein Vorwurf an die Spanier oder die dortigen Medien darstellen, sondern soll einfach zeigen, wie oft wir Menschen in diesem Show-Business eben Dinge tun, die sehr viel tiefgreifender auf Menschen wirken können, als wir es für möglich halten. So sollte bspw. jeder noch 2,3 mal darüber nachdenken, wie oft man einem Sascha Burchert von Hertha bspw. seine Missgeschicke gegen den HSV vorführt, oder dem jugendspieler, der künftig eventuell mal über Auf- und Abstieg entscheidet!
SIcherlich dürfte es eine äußerst geringe Anzahl an Spielern in der BUndesliga geben, die aufgrunddessen eine derart starke psychische Erkrankung dadurch von sich tragen, allerdings zeigt diese Geschichte um Robert Enke mit Sicherheit auf, dass ein wenig mehr Respekt und Achtung und somit Menschlichkeit auch im Fussballgeschäft vonnöten ist.
NIemand weiß, was nun der letztliche Auslöser für Enke´s Entscheidung gestern war, allerdings sollte nun jeder wissen, dass Menschen mit einer solchen Psyche und Erkrankung, verschiedenste Dinge völlig unterschiedlich bewerten und wahrnehmen. Und sei es auch noch so banal in den Augen anderer.
Ich bin zum einen zutiefst schockiert, welche Auswirkungen medialer Druck und Leistungssport auf einen Menschen auswirken kann, noch dazu auf einen fast ausnahmslos beliebten Spieler wie Enke. Allerdings sollten wir auch eine Aussage seiner Frau als Chance sehen. Sie sagte, dass es für Enke ein so wunderbares Gefühl war, "bei den Jungs zu sein", bei der Mannschaft, mit ihnen etwas zu unternehmen. Ich lese aus dieser Aussage heraus, dass es auch bei einer derart schlimmen Depression allein durch zwischenmenschliche Beziehungen Möglichkeiten und Chancen gibt. Dass ein derartiger Topverdiener wie Robert Enke, der eben wirklich sportlich schon alles miterlebt hat, sich auf eine solche Art und Weise allein über den Kontakt zu Mannschaftskameraden hochziehen kann und daraus seinen Lebensmut schöpft, hat mich zutiefst berührt und mir die Tränen in die Augen getrieben.
Mein tiefstes und ehrlichstes Beileid an alle Beteiligten dieser schlimme Sache.