Doping im Fussball

Der Ball ist rund, und ein Spiel dauert 90 Minuten. Wirklich? Im nationalen Fußball ist das oft anders.
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KaraBenNemsi
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Beitrag von KaraBenNemsi » 28.08.2007 02:26

Ich könnte mir auch vorstellen, dass im Fußball gedopt wird. Es geht an der Spitze um enorm viel Geld, da müsste man schon ein Heiliger sein wenn man nicht zumindest darüber nachdenken würde.

EPO z.B. wäre vermutlich sinnvoll, weil im modernen Spitzenfuppes im Grunde jeder Feldspieler ununterbrochen unterwegs sein sollte. Da hilft ein Ausdauerschub sicherlich weiter.

Testosteron/Aufputschmittel könnten den Spieler dazu bringen, die entscheidende Grätsche doch noch auszufahren, obwohl er eigentlich platt ist. Insgesamt wäre die Aggressivität erhöht, was in Zweikämpfen hilfreich wäre. Kann aber natürlich auch nach hinten losgehen = Platzverweis.

Auch im Bereich Regeneration wird mit Sicherheit der erlaubte Bereich bis zum äußersten ausgeschöpft und in manchen Fällen geht's vermutlich auch darüber hinaus. Bisher gab es ja kaum Trainingskontrollen.
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HerbertLaumen
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Beitrag von HerbertLaumen » 28.08.2007 08:28

Es wird sogar ganz sicher gedopt werden, aber ich glaube nicht, dass das flächendeckend geschieht.
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Kibi1970
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Beitrag von Kibi1970 » 28.08.2007 09:38

HerbertLaumen hat geschrieben:Es wird sogar ganz sicher gedopt werden, aber ich glaube nicht, dass das flächendeckend geschieht.
spiele nun seit 20 jahren aktiv fussball (im amatuerbereich) und kann das so bestätigen
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Kiezkicker
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Beitrag von Kiezkicker » 28.08.2007 11:14

Afronumero1 hat geschrieben: Und zum Thema Aspirin: es gab glaube ich vor ein paar Jahren mal einen Fall, als ein Profifußballer (Vucicevic, meine ich, wärs gewesen), der seinem asthmakranken Sohn während eines Asthmaanfalls helfen wollte, indem er ihm zeigt, wie das Asthmaspray zu benutzen sei (so seine Aussage).
Das war dann höchstwahrscheinlich Cortison, wobei es da wohl richtig ist das es auf der Liste steht.

Ich kenne cortison ja nur als äussere Anwendung bei Neurodermitis, von daher wusste ich nie warum es überhaupt draufsteht, wusste ebend nicht das man es auch asl Asthmaspray und als Tabletten bekommt (bei starken Hautkrankheiten, wo die cremes nichts mehr bringen)

Ich habe auf Sylt bei der Reha jemanden kennengelernt der wegen extremer Neurodermitis seit Jahren immer mal wieder Cortison in Tablettenform zu sich nimmt. Wenn die Dosis genug ist meinte er wird es sehr problematisch, weil man total aufgedreht ist, nicht schlagen kann und Energie für 10 hat...

Ist für ihn natürlich eine lästige Nebenwirkung, dem ein oder anderen sportler könnte das sicher ganz nützlich erscheinen...

Wobei man dann sehen sollte um welche Dosen es sich handelt, ich weiß nicht inweifern ein Zug an einem Asthmaspray Leistungssteigernd wirkt.

Gruß
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KaraBenNemsi
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Beitrag von KaraBenNemsi » 28.08.2007 14:01

HerbertLaumen hat geschrieben:Es wird sogar ganz sicher gedopt werden, aber ich glaube nicht, dass das flächendeckend geschieht.
Glaube ich auch nicht. Habe letztens im Radio gehört, dass die Zahl der Trainingskontrollen deutlich erhöht werden soll. Guter Plan, nach dem Motto: "Wehret den Anfängen".
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suprinho
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Beitrag von suprinho » 28.08.2007 15:47

Ach ja HL, frag mal einen Radsportler wie oft er im Jahr kontrolliert wird und frag dann mal einen Fussballer, Du wirst mit Erschrecken feststellen, dass Du falsch liegst, wenn Du sagst, dass es im Fussball mehr Kontrollen gibt...
XxPugBowlerxX

Beitrag von XxPugBowlerxX » 12.09.2007 17:10

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robelz
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Beitrag von robelz » 12.09.2007 17:41

suprinho hat geschrieben:Ach ja HL, frag mal einen Radsportler wie oft er im Jahr kontrolliert wird und frag dann mal einen Fussballer, Du wirst mit Erschrecken feststellen, dass Du falsch liegst, wenn Du sagst, dass es im Fussball mehr Kontrollen gibt...
Das T-Mobile Team hat alleine mehr Kontrollen als sämtliche Fußballer der 1., 2. und 3. Liga zusammen. Also sage ich mal: Es gibt im Radsport ein paar Kontrollen mehr...
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patte
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Beitrag von patte » 12.09.2007 17:46

hm...interessantes thema...ich vertrete alelrdings die these, das doping in mannschaftssportarten nicht solchen "erfolg" bringt wie in einzel- gerade auch in ausdauersportarten......
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Kiezkicker
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Beitrag von Kiezkicker » 12.09.2007 19:36

Ist Blutdoping eigentlich gefährlich?

Wegen dem Fall Ronaldo (sollte es denn Stimmen)
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Beitrag von bart » 12.09.2007 22:29

Kiezkicker hat geschrieben:Ist Blutdoping eigentlich gefährlich?

Wegen dem Fall Ronaldo (sollte es denn Stimmen)
solange du nicht mehr rausholst als reintust. :lol:
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robelz
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Beitrag von robelz » 13.09.2007 07:31

patte hat geschrieben:hm...interessantes thema...ich vertrete alelrdings die these, das doping in mannschaftssportarten nicht solchen "erfolg" bringt wie in einzel- gerade auch in ausdauersportarten......
Solange Spieler Einzelverträge bekommen gilt es, individuell zu glänzen, auch wenn es die Mannschaftsleistung nur marginal steigert. Darum geht es aber nicht: Die Motorik und Koordination sowie Konzentration gehen bei Erschöpfung massiv in den Keller. Wer spielt schon ausgepumpt frech jeden Gegner aus? Bringt volle Kraft hinter seinen Schuss und ist dabei präzise? Niemand, weil es nicht geht. Anders gesagt: Wer später erschöpft ist spielt länger stark.

Früher waren Spiele 60 Minuten langsam und wurden dann megalangsam, weil Spieler platt waren. Jetzt wird 90 Minuten gerannt. Sooooo viel besser ist die Trainingsmethodik aber nicht geworden...

@Kiezkicker:
Es ist relativ ungefährlich. Der Anteil der roten Blutkörperchen wird ausserhalb des Körpers erhöht. Das Blut wird also dicker. Solange es aber nicht so übertrieben wird wie im Radsport mitte der 90er verdaut der Körper das gut. In den 90ern haben sich Zabel und Co. noch nachts um 4 den Wecker gestellt um 20 Minuten auf dem Heimtrainer zu fahren aus Angst, das Blut würde verklumpen und der Fahrer somit in der Nacht am Herzinfarkt krepieren (alternativ Schlaganfall, je nachdem, wo es sich staut)...
mitja

Re: Doping im Fussball

Beitrag von mitja » 15.06.2012 17:19

Diese Schattenseite des Fußballs ist hier in den letzten Jahren leider etwas in Vergessenheit geraten. Obwohl bei dieser EM z.B. ein ukrainischer Torwart wegen Doping gespert ist. Deswegen hier zwei Links für diejenigen, die sich für das Thema interessieren.
Über Fußballdoping allgemein und die Afäre Matschiener:Wie viele Fußballer Matschiner genau versorgt hat und auch deren Herkunft will der Österreicher nicht nennen, um die ehemaligen Kunden nicht zu enttarnen. Die offizielle Antwort: „Ich habe von 2003 bis 2009 mehrere Fußballer aus verschiedenen europäischen Ländern versorgt.“ Matschiners Fußballer nahmen Testosteron und das Blutdopingmittel EPO. Der beste seiner Spieler spielte die Qualifikation zur Champions League.
http://fussballdoping.derwesten-recherche.org/

Und zum nachhören noch eine extrem traurige Geschichte aus Italien:
http://wissen.dradio.de/ac-florenz-das- ... e_id=16010
Das ist der Erfolg nicht wehrt!
mitja

Re: Doping im Fussball

Beitrag von mitja » 28.06.2012 19:06

Hier ein Artikel über den Jahresbericht der NADA:

http://www.jensweinreich.de/2012/06/28/ ... -der-nada/

Die Nationale Anti Doping Agentur ist auch für den Profifußball zuständig. Interessant ist dieser Abschnitt:

Trotz aller Alarmsignale spricht der neue NADA-Aufsichtsratschef Hans Georg Näder von einer „lückenlose Kontrolldichte“. Aber um derlei Thesen zu belegen, fehlt es an Argumenten. Ein Beispiel: So hat es im deutschen Fußball 2011 lediglich 499 Trainingskontrollen gegeben, es wurden lediglich Urinproben, keine Blutproben genommen. 499 Trainingskontrollen bei 56 Mannschaften und also mehr als 1.000 Spielern in den drei Profiligen. Während in fast allen Sportarten die Zahl der Trainingskontrollen die der Wettkampftests deutlich übersteigt (so sollte es logischer Weise sein), ist es im Fußball genau umgekehrt. Absurd wenigen Trainingstests stehen 1659 Wettkampfkontrollen gegenüber.

Für die nicht so gut Informierten:
Blutdoping kann man natürlich nicht mit Urinproben finden
Die größte Dopingwahrscheinlichkeit ist im Training: Muskel/Konditionsaufbau/Regeneration
mitja

Re: Doping im Fussball

Beitrag von mitja » 20.07.2012 12:37

Lesenswerter Artikel zum Thema Doping im Fußball:
Ukraine und Doping – nur Gerüchte?

Es geht um die Verwendung von entzündungshemmenden Medikamenten, die auf der Dopingliste stehen.
Das 2009 bei Arsenal Kiew gefundene Mittel Dexamethason ist ein entzündungshemmendes Medikament, ein Glucocorticoid, das die Regeneration unterstützt
Bild
Diese Graphik ist aus diesem Artikel vom selben Author:
https://www.ftd.de/sport/euro2012/teams ... 51466.html
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antarex
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Re: Doping im Fussball

Beitrag von antarex » 20.07.2012 12:51

mitja hat geschrieben: Für die nicht so gut Informierten:
Blutdoping kann man natürlich nicht mit Urinproben finden
Die größte Dopingwahrscheinlichkeit ist im Training: Muskel/Konditionsaufbau/Regeneration
Mir fehlen da doch etwas die regelmäßigen Informationen und Statiken, um umfassend mit-diskutieren zu können.
Aber beim Blutdoping ist ja nun nicht damit getan sich einfach mal dafür zu entscheiden.
Wenn man das alleine durchziehen will, dann hat man schon einen erheblichen Aufwand. Dieser würde sich natürlich deutlich verringern, wenn das Verfahren Mannschaftsweit durchgeführt wird.
Dann braucht man wohl auch kaum einen spanischen Arzt zu konsultieren, sondern es wird einfach ein entsprechender Mannschaftsarzt eingestellt. Auch dürfte dadurch die Effektivität deutlich ansteigen.

Sinn machen würde es auf jeden Fall.

Ich halte es aber hier in der Bundesrepublik für recht unwahrscheinlich.

Auch die wenigen Test beunruhigen weniger. So bald aber Anzeichen da sind für Systematisches Dopen (wie etwa im Radsport), dann würde ich eine deutliche Änderung im Kurs der Kontrollen erwarten.
mitja

Re: Doping im Fussball

Beitrag von mitja » 20.07.2012 13:26

antarex hat geschrieben: Aber beim Blutdoping ist ja nun nicht damit getan sich einfach mal dafür zu entscheiden.
Wenn man das alleine durchziehen will, dann hat man schon einen erheblichen Aufwand. Dieser würde sich natürlich deutlich verringern, wenn das Verfahren Mannschaftsweit durchgeführt wird.
Dann braucht man wohl auch kaum einen spanischen Arzt zu konsultieren, sondern es wird einfach ein entsprechender Mannschaftsarzt eingestellt. Auch dürfte dadurch die Effektivität deutlich ansteigen.
Einen entsprechenden Mannschaftsarzt würde es nie geben, weil Doping dann offizielle Vereinspolitik wäre. Die Zeiten sind vorbei, seit der eiserne Vorhang gefallen ist.
Vielleicht erinnerst Du Dich an Bernhard Kohl, österreichischer Radfahrer von Gerolsteiner und geständiger Doper. Der hat es folgendermaßen beschrieben:
Ein seriöses Labor (Human Plasma) hat am Wochenende für Dopingzwecke geöfnet. Die "Klienten" haben in einem Schnellrestaurant gewartet bis sie an der Reihe waren.
Solche Labors gibt es in jeder größeren Stadt, habe, als ich noch zur Schule ging, selber Blutplasma für medizinische Zwecke gespendet.
Ähnlich Team Telekom, die zur SHS Freiburg gefahren sind (u.a. an einem Ruhetag der Tour)

Beim Fußball wird insgesammt zu wenig kontrolliert, ob wohl die Anforderungen extrem gestiegen sind und es um sehr viel Geld geht. Da dürfe eigentlich für ein paar Kontrollen mehr etwas Geld übrig sein. Aber will die Öffentlichkeit überhaupt wissen ob systematisch Blutdoping praktiziert wird?

Aber Danke, daß es mal Feedback gab! :daumenhoch:
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Re: Doping im Fussball

Beitrag von antarex » 20.07.2012 15:28

Ist Blutdoping mittlerweile denn überhaupt nachweisbar (unter welchen Umständen auch immer)?
So weit ich weiß, ist Eigenblutdoping kaum nachweisbar.
Es gibt da ja nur als Indiz das Verhältnis von jungen zu älteren Blutkörperchen.

Von daher würde es ja quasi eh nur über Detektive laufen können ;).

Und wie gesagt: Es wäre dann jeder für sich selbst verantwortlich und müsste das in die Wege leiten.
Wenn jetzt die halbe Bundesliga unter der Woche unterwegs wäre, dann gäbe es bestimmt den einen oder anderen Reporter dem da was auffallen würde.

Allerdings kann ich mir so etwas in der Ukrainischen Pampa schon vorstellen.

Edit:Dazu kommt ja auch noch das weite Feld der erlaubten Sachen wie Schmerzmittel und vor allem die Ausnahmeregelungen.
Es gibt ja kaum einen Ausdauersportler der nicht Allergiker ist. Dann gibt es per Ausnahme-Regelung auf Rezept prima Mittel um mehr Sauerstoff in die Blutbahn zu bringen.
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Re: Doping im Fussball

Beitrag von HerbertLaumen » 20.07.2012 15:42

Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass im Fußball flächendeckend gedopt wird, nur mit verbesserten Trainingsmethoden sind die teilweise monströsen Laufleistungen auch und gerade im vollen Tempo mMn. nicht mehr zu erklären. Ebenso bin ich davon überzeugt, dass niemand das so wirklich wissen möchte und man das daher schön unter dem Teppich hält.

Weiterhin glaub ich nicht, dass der Kampf gegen Doping auch nur ansatzweise zu gewinnen ist, die Dopingärzte sind den Dopingfahnder zwei bis drei Schritte voraus, ein Nachweis gelingt dann vllt. Jahre später, aber dann ist es auch eigentlich sinnlos. Mir fallen nur zwei Möglichkeiten ein: entweder man gibt das Zeug komplett frei, dann sind aber die Sportler, die sich den Körper mit dem Zeug nicht versauen wollen, endgültig die Dummen (vom Nachwuchs mal ganz abgesehen) oder man bestraft Doping knallhart, auch nachträglich, es ist ja im Grunde nichts anderes als Betrug in einem Geschäft, in dem es um Millionen von € geht und oft genug sind es auch Verstöße gegen medizinische Eide, Medikamenten- und Betäubungsmittelgesetze.
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Re: Doping im Fussball

Beitrag von HerbertLaumen » 20.07.2012 15:45

antarex hat geschrieben:Ist Blutdoping mittlerweile denn überhaupt nachweisbar (unter welchen Umständen auch immer)?
MW. nur indirekt, über erhöhte Hämoglobinkonzentrationen und veränderte Hämatokritwerte. Sicher ist das auch nicht, denn ein Sportler könnte ja auch ein langes Höhentrainingslager gemacht haben.
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