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von AllanBMG » 16.08.2013 18:54
Was für eine Diskussion. Dachte auch der Letzte hat inzwischen kapiert, dass Luuk nicht gegen den Willen von Favre geholt wurde. Insgesamt ist es auch ernüchternd, wie Wenige sich an die Situation nach der Saison 11/12 erinnern können oder maßgebliche Dinge vergessen haben. Hab das alles bereits vor einiger Zeit ausgeführt, aber dann eben nochmal...
Schon mit Reus, Dante und Neustädter hatten wir 11/12 ein Problem, wenn wir das Spiel selbst machen mussten. Als feststand, dass uns alle drei verlassen werden, war klar, einen Reus wird man nicht ersetzen können. Also wollte man den Verlust auf mehrere Schultern verteilen und sich auf den anderen Positionen entsprechend verstärken. Gemäß der Vereinsphilosophie und als Investition in die Zukunft sollten vor allem junge Spieler geholt werden.
Die Lösung für defensiv eingestellte Mannschaften sollte ein richtiger Knipser sein. Hier waren mehrere Namen im Gespräch, aber als absoluter Wunschkandidat der Vereinsführung kristallisierte sich rasch der extrem umworbene Luuk De Jong heraus. Nur war es äußerst unwahrscheinlich diesen auch zu bekommen.
Relativ schnell war man sich stattdessen mit Mlapa einig, der Goalgetter in der U21-Nationalelf. Ein hoffnungsvolles Talent, dass seine Durchschlagskraft in der BL noch nicht beweisen konnte und wohl eher als Back-up und Absicherung gedacht war, falls es mit einem der Wunschstürmer nicht klappen sollte. Gleichzeitig war Mlapa auf den Außen eine Option. Mlapa hat mehrfach betont, dass die Aussage von LF, ihn unbedingt haben zu wollen, ihn letztlich überzeugt hat, nach Gladbach zu kommen.
Als "besserer" Neustädter-Ersatz war Xhaka Wunschkandidat Nummer eins, der von zahlreichen Vereinen umworben wurde und gemäß bis dato gezeigter Leistungen und Vorschusslorbeeren auch mehr Potenzial versprach als Christian. Als Xhaka tatsächlich kurz darauf verpflichtet werden konnte, kam das einem Paukenschlag gleich. Auch Xhaka betonte, LF habe sich um ihn bemüht.
Für Dante wurde Mapou Yanga-Mbiwa vom französischen Meister Montpellier als erste Wahl gehandelt. Als sich Mbiwa nach einigem Hin und Her für Newcastle entschied, wurde ziemlich umgehend Dominguez vorgestellt, seines Zeichens spanischer Nationalspieler und frisch gebackener Uefa-Pokalsieger. Hier hatte man offensichtlich parallel verhandelt. (Auch wenn das die halbe Welt anders sehen mag, in meinen Augen bislang die größte Enttäuschung der Neuzugänge. Aber lassen wir das.) Dominguez war übrigens der einzige, der bei seiner Vorstellung nicht erwähnt hat, mit LF gesprochen zu haben.
Kommen wir zum Pseudo-Reus-Ersatz. Tatsächlich war Raffa auch damals schon im Gespräch. Preetz wollte allerdings mindestens 10 Millionen, was ME verständlicher Weise wohl deutlich zu viel war. Wie übrigens jedem anderen Interessenten in der BL auch. Kiew hat sie dann gezahlt, wie man heute weiß. In den einschlägigen Foren waren die meisten Borussen auch wenig erbaut über den Gedanke, da Raffa im Abstiegsjahr von Hertha sehr inkonsistente Leistungen gezeigt hatte. Zusätzlich musste man eine ähnliche Summe noch für den geplanten Stoßstürmer zurückhalten.
Kruse wurde zu dieser Zeit noch gar nicht mit uns in Verbindung gebracht. Warum auch? Er hatte gerade erst eine gute Zweitligasaison gespielt und war als Heilsbringer für einen CL-Qualifikanten wohl wirklich noch keine ernsthafte Option. Wenn überhaupt, dann erst mal abwarten, wie er sich entwickelt.
Damit wären wir bei Junior Hoilett, einem extrem flinken Rechtsaußen, der beim PL-Absteiger Blackburn eine starke Saison gespielt hatte und bei mehreren PL-Vereinen auf dem Zettel stand. Hoilett war ablösefrei und von seinen Fähigkeiten noch am ehesten mit Reus vergleichbar. Der Vertrag schien schon beschlossene Sache (war bereits zur medizinischen Untersuchung in Gladbach, die Medien vermeldeten seinen Wechsel bereits als fix) als plötzlich das Ganze in letzten Moment ins Stocken kam und Hoilett lange Zeit später zu den Queen Park Rangers wechselte (wo er wieder abgestiegen ist). Die wahren Gründe kamen nie ans Licht. Es wurde gemutmaßt, dass er zu viel Gehalt oder ein zu hohes Handgeld verlangte. ME bestätigte später auf Anfrage, dass Hoilett ein interessanter Spieler gewesen wäre, aber man schließlich nicht jeden holen könnte. Zu dieser Aussage kann sich jeder seine eigenen Gedanken machen. Fest steht: Für Hoilett wurde niemand anderes verpflichtet.
Bleibt noch das letzte Puzzle-Stück... De Jong, die Tormaschine, ein Strafraumstürmer, wie man ihm am Niederrhein schmerzlich vermisste: Wegen der Hoilett-Pleite war Max etwas im Zugzwang. Gleichzeitig signalisierte De Jong, dass er unbedingt zur Borussia wechseln möchte. Favre hatte mit ihm gesprochen und ihm seine Spielphilosophie erklärt. Das alles brachte Max noch weiter in Zugzwang. Eindhoven hatte aber keine Lust seinen Shooting Star abzugeben und trieb den Preis in unsäglichen Verhandlungen von Anfangs 9 auf 12-14 Millionen. Der Manager sprach auf einmal sogar davon ihn nicht unter 15 Millionen abzugeben. Fast wöchentlich trieb er den Preis nach oben. Irgendwann konnte dann doch noch Vollzug vermeldet werden, auch weil De Jong sich auf die Hinterbeine stellte und zudem auf rund 2 Millionen Euro verzichtete, um bei uns zu spielen. Die gesamte Presse verneigte sich vor diesem Transfer.
Das alles habe ich mir nicht aus den Fingern gesogen, sondern in der entsprechenden Zeit akribisch verfolgt. Dinge, die sich zum Teil auch heute noch recherchieren lassen. In einigen wenigen Fällen sind es analytische Schlussfolgerungen, die ziemlich deutlich auf der Hand liegen.
Was mich wirklich nervt: Überall wird davon gesprochen, dass De Jong den Erwartungen bislang nicht gerecht wurde. Dabei hat er kaum gespielt, nicht unbedingt das Vertrauen erfahren, das ein Strafraumstürmer braucht, wurde nicht seinen Fähigkeiten entsprechend ins Spiel eingebunden und hat trotzdem aus jeder dritten Chance ein Tor gemacht. Kein anderer Stürmer der Liga hat solch eine Quote!!!
Lucien hat sich vielleicht zunächst nicht jeden Spieler explizit gewünscht, sondern Max und den Scouts weitgehend vertraut. Die Spielerauswahl sieht er wohl auch nicht als seine Aufgabe an. Es ist aber geradezu XXX zu glauben, LF habe nicht jeden einzelnen Transfer im Vorfeld angeschaut (zumindest auf DVD, aber das ist dann sein Problem) und schließlich persönlich abgesegnet.
Hier ME in irgendeiner Weise einen Vorwurf zu machen, ist schlicht absurd.