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von Bruno » 11.02.2011 19:57
Keine Ahnung. Ausnahmsweise stelle ich mal den ganzen Text ein, sobald der Link funzt kann man den Post hier wieder löschen/kürzen
Am Samstag spielt Borussia beim FC St. Pauli, und nach zwei Auswärtssiegen hintereinander gibt es Grund zur Hoffnung, dass auch dort drei Punkte geholt werden können. Was für ein Spiel erwartest du?
Michael Frontzeck: Dass wir in Nürnberg und Frankfurt gewonnen haben, heißt nicht automatisch, dass wir auch in St. Pauli gewinnen. Fakt ist aber, dass wir auswärts besser spielen als letzte Saison. Da zeigt die Mannschaft, dass sie stabil spielen kann. Andererseits ist St. Pauli zu Hause stark, hat zuletzt gegen Freiburg (2:2) und Köln (3:0) sehr gute Spiele gemacht. Dort ist etwas in der Zweiten Liga zusammengewachsen, was jetzt fortgeführt wird. Es herrscht eine Euphorie, die das Team mit viel Kampfgeist trägt. Wir müssen am Samstag den Kampf annehmen und dann unsere spielerische Komponente einbringen.
Gehst du momentan lieber in ein Auswärts- als in ein Heimspiel?
Michael Frontzeck: Wir haben morgen ein Auswärtsspiel vor uns, deshalb beschäftige ich mich heute auch nur damit. Fakt ist, dass wir auch unsere Heimspiele gewinnen müssen, wenn wir den Klassenerhalt schaffen wollen. Wir müssen es einfach schaffen, auch zu Hause über den Punkt hinauszugehen und die Spiele konsequenter durchspielen. Dass wir gegen Stuttgart ein gut vorbereitetes und begonnenes Spiel fahrlässig aus der Hand gegeben haben, müssen wir uns selber zuschreiben. Und dann darf man sich auch am Ende nicht über den Schiedsrichter beschweren, der ein reguläres Tor für uns nicht gibt und einen fragwürdigen Elfmeter pfeift. Das Traurige ist, dass im Stadion bis zur Pause eine Stimmung war, wie ich sie hier in 19 Monaten noch nicht erlebt habe, und dann nachher nur noch die große Enttäuschung übrig war.
Wie gehst du mit der Kritik um, die jetzt kommt? Zum Beispiel mit dem Vorwurf, die Mannschaft trainiere nicht genug und breche konditionell gegen Spielende ein?
Michael Frontzeck: Ich setze mich mit sachlicher Kritik immer auseinander. Aber nicht mit lächerlichen Vorwürfen. Ich bin auch nicht bereit, mich für jeden Mist zu rechtfertigen. Die Mannschaft hatte in den letzten sechs Wochen zwei freie Tage. Wir trainieren intensiv, die Werte der Spieler zeigen, dass die Mannschaft in einem guten körperlichen Zustand ist. Aber ich weiß auch, dass die Deutungen ergebnisabhängig sind. Nach unserem 1:0-Sieg in Frankfurt mit unserem Tor kurz vor Spielende hat niemand geschrieben, dass die Mannschaft so fit ist, dass sie am Ende noch zuschlagen kann. Da werden im Moment viele Halb- und Unwahrheiten verbreitet, die sich leider irgendwann verselbständigen.
Du hast mit Alemannia Aachen und Arminia Bielefeld den Abstiegskampf erlebt. Gibt es aus diesen Zeiten Erfahrungen, von denen man jetzt zehren kann?
Michael Frontzeck: Grundsätzlich kann man die Situationen schlecht miteinander vergleichen. In meiner ersten Saison in Bielefeld gab es allerdings eine Phase, die ähnlich war wie die, die wir jetzt hier bei Borussia erleben. Ich bin damals im Januar 2008 zur Arminia gekommen, wir haben von den ersten neun Spielen keins gewonnen, obwohl die Spielleistungen besser wurden. Das Umfeld und die Medien haben damals weniger daran geglaubt, dass wir den Klassenerhalt schaffen als die Spieler und die Fans. Umso schöner war es am Ende, es gemeinsam gepackt zu haben, obwohl man schon abgeschrieben war.
Du hast damals Bielefeld vor dem Abstieg gerettet. Auch die Saison 2009/10 bei Borussia war ein erfolgreiches Jahr. Wie gehst du damit um, dass momentan aber nur die Misserfolge hervorgekramt werden: der Abstieg mit Alemannia Aachen in der Saison 2006/07, das zweite Jahr in Bielefeld …
Michael Frontzeck: … als ich nach dem 33. Spieltag auf dem Relegationsplatz entlassen wurde. Das wird nun als Abstieg bezeichnet, obwohl die Fakten anders sind. Es schaut sich auch keiner die Umstände an, unter denen das damals in Aachen und Bielefeld gelaufen ist. Ich weiß doch auch, wie Teile der Medien ticken. Es zählen nur noch Extreme. Letztes Jahr hat man mich in einer Fotomontage mit Hennes Weisweiler verglichen, jetzt bin ich der „Abstiegstrainer“. Diese Form der Berichterstattung ist Willkür, aber damit muss man leben, wenn man auf Platz 18 steht.
Zurück zur aktuellen Saison. Borussia hat aus den ersten vier Rückrundenspielen sechs Punkte geholt. Das ist sehr ordentlich, wenn da nicht der Ballast der geringen Punktausbeute aus der Hinrunde wäre. Hinzu kommt, dass die Konkurrenten am Tabellenende ähnlich fleißig punkten, da gibt es momentan gar keinen Unterschied zu den Spitzenteams. Was macht die Sache in diesem Jahr so kompliziert?
Michael Frontzeck: Ich fange nochmal mit der vergangenen Saison an. Da haben wir ab dem 3:2-Sieg in Hamburg am 11. Spieltag durchgängig auf einem Niveau gespielt. Wir hatten kaum Verletzungen und wenig Formschwankungen. Zu Hause waren wir stark, haben 29 Punkte geholt. Mit diesem Fundament sind wir in die neue Saison gegangen. Dann fielen wochenlang mehrere Leistungsträger aus, andere Spieler haben Formtiefs gehabt. Die Bundesliga ist so ausgeglichen, sie verzeiht keine Durchhänger. Ähnlich wie uns, allerdings auf anderem Niveau, erging es dem FC Bayern und Werder Bremen: viele Verletzte, Formschwankungen, zu wenig Punkte. Bei den Bayern heißt das Platz 5, bei Bremen Platz 13, bei uns Platz 18.
Und was heißt das für Borussias Aussichten im Abstiegskampf?
Michael Frontzeck: Wenn wir das Niveau der ersten dreieinhalb Spiele halten, werden wir es schaffen. Wenn wir noch mehr Spiele wie die zweite Halbzeit vom Stuttgart-Spiel abliefern, werden wir es nicht schaffen. Die Mannschaft hat in Nürnberg und Frankfurt, über weite Strecken gegen Leverkusen und eine Halbzeit lang gegen Stuttgart gezeigt, wie es geht. Deshalb bin ich sicher, dass wir am Ende unser Ziel erreichen.