Mir tut es auch sehr leid, dass er nicht mehr für Borussia im Tor steht. Enttäuscht bin ich von ihm jedoch nicht. Ganz ehrlich, an seiner Stelle hätte ich vielleicht auch so gehandelt. Er ist an erster Stelle immer noch Profi und kein Fan wie wir. Er verdient damit Geld und - das nehme ich ihm ab - er möchte mit seinem Team in der Bundesliga (oder einer entsprechenden Liga) Titel gewinnen. Diese Möglichkeit ist bei Borussia zunehmend unwahrscheinlicher geworden als in den letzten Jahren, leider. Im Pokal hat man sich auch schon wieder frühzeitig verabschiedet.
Yann ist ein Torwart, bei dem wir überhaupt froh sein können, dass er so lange bei uns gespielt hat. Ein Torwart seiner Klasse gehört - realistisch betrachtet - in eine ganz andere Schublade. Es ist auch der unglaublichen Borniertheit von sportlich Verantwortlichen in europäischen Topklubs zuzuschreiben, die herausragende Torwartleistungen offenbar zwingend mit Körperlänge verbinden. Es fällt mir kaum ein Schimpfwort ein, dass diese Ignoranz auch nur halbwegs angemessen geißeln könnte.

Sei es drum, Borussia hat das sehr geholfen. Oliver Kahn gehört allerdings nicht zu dieser Riege. Auch das erklärt das Interesse der Bayern.
Es kann jedoch nicht sein, dass Erfolg oder Misserfolg von nur einem Spieler abhängt, auch wenn uns Yann ganz sicher den ein oder anderen Punkt geholt hat. Es ist aber längst an der Zeit, dass unsere Feldspieler andere Lösungen finden, als sich darauf zu verlassen, dass da ein Keeper im Kasten steht, den man selbst unter Bedrängnis noch anspielen kann. Ehrlich gesagt nervt mich das schon lange. Jetzt sind Spieler und Trainerteam gefragt, verstärkt andere Lösungen zu finden. Am Potential - ich spreche bewusst nicht von Qualität - der Einzelspieler dürfte es eigentlich nicht liegen, sich aus Pressingsituationen besser befreien zu können. Es war halt einfacher und für den Spieler weniger risikobehaftet, Yann anzuspielen. Das Alibi ist jetzt weg, und dies kann auch eine Chance sein, dass jeder mehr Verantwortung übernehmen muss. Davon könnte auch das Spiel nach vorne profitieren.
Ansonsten muss es Teil des notwendigen Umbruchs sein, solche Spieler zu holen, die das können und sich vor allem auch zutrauen. Ein herausragender Spieler kann den Unterschied machen, aber man sollte tunlichst nicht zu sehr von ihm abhängen. Wir sprechen immer noch von einem Teamsport.