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von atreiju » 22.02.2013 09:32
So, jetzt schreibe ich doch noch etwas, weil mein Zimmergenosse mich jetzt allein zum Frühstück geschickt hat, will noch weiter pennen...tja, man sollte halt nicht dem Hauswein zu sehr zusprechen auch wenn er im Menüpreis inklusive ist.
Kurz Off-Topic:
Das restaurant kann ich übrigens absolut empfehlen, wenn einer mal in Rom ist, genial, gibt nur Fisch- oder Fleischmenü -ersteres 50 €, zweiteres 45 Euro, dann gibt es aber ungefähr 8-10 Vorspeisen vom Feinsten mit Meeresfrüchten, Sepia und und und, geniale Pasta mit Scampi, danach feinsten frischen Fisch, gestern Seeteufel und dann vier Desserts zur Auswahl, wobei ich alle vier gekostet habe, genial der warme Schokoladenkuchen....
Wein, Wasser, Kaffee und Grappa/Limoncello inklusive...
Back to Topic und eins vorneweg:
Dies soll jetzt weder eine Trainerdiskussion noch eine Managerdiskusion werden, weil ich sowohl Favre als auch Eberl für gute, wenn nicht sehr gute Leute halte.
Und doch sollte es nach 2/3 der Saison erlaubt sein, einige Dinge kritisch zu hinterfragen.
Bereits im Frühjahr letzten Jahres stand doch fest, dass uns Neustädter, Reus und auch Dante verlassen werden. Somit waren zwei Ausgangssituationen klar, zum einen, welcher Teil des Kaders für die neue Saison zur Verfügung steht und zum anderen, welche Investitionssumme der Verein hat, um in neue Spieler zu investieren. Einzig die Frage, spielen wir CL - und haben damit 15 Mio. mehr - oder "nur" EL war noch offen.
Die Stärken und Schwächen der vorhandenen Spieler im Kader waren bekannt, auch die Probleme, das Spiel selber zu gestalten, sowie die mangelnde Torgefahr unserer Stürmer, wenn man Reus gedanklich schon wegnahm.
Somit stellt sich für mich die Frage, mit welcher Strategie sind Favre und Eberl in die Saison gegangen, welches System wollte Favre spielen, welche Spieler brauchte er dafür, wie sollte unser Fussball diese Saison aussehen??
Gehen wir davon aus, dass Favre ein System spielen wollte, dass auf mehr Dominanz, Ballbesitz und Spielbestimmung ausgerichtet war, so müssen wir heute leider feststellen, dieses System ist gescheitert bzw. lässt sich mit den Spielern im Kader nicht so umsetzen, wie Favre es sich vorgestellt hat. Stellt sich die Frage, warum nicht ??
Einer der Gründe ist die fehlende Schnelligkeit im Kader, nicht nur, was Antrittsschnelligkeit betrifft, sondern eben auch Handlungs- und Gedankenschnelligkeit, ein anderer die Ballfertigkeit in Bezug auf Ballannahme, -weiterleitung, -verarbeitung. Nur stellt sich mir die ketzerische Frage, wieso ist das bitte weder Favre noch Eberl bereits im Frühjahr/Sommer klar gewesen und haben beide demzufolge den Markt sondiert und Spieler verpflichtet.
Ich habe das Gefühl, dass sich der Verein zu sehr auf Xhaka und de Jong eingeschossen hatte und letztendlich für beide am Ende soviel Geld auf den Tisch legen musste, dass zwei, drei weitere Verpflichtungen, die vielleicht noch notwendig gewesen wären (wie ein schneller Halbstürmer und ein erfahrener 6-er mit technischer Klasse), finanziell nicht mehr möglich waren und stattdessen eben Halblösungen wie Mlapa und Hrgota kamen, bei denen das Prinzip Hoffnung überwog.
Zudem hat sich wohl gezeigt, dass man speziell den Effekt von de Jong und Xhaka auf das Team überschätzt hat und sich erhofft hat, dass beide schneller und besser sich in der Buli etablieren. Leider sieht es für mich aktuell so aus, dass ein de Jong ein Stürmertyp ist, der nur suboptimal zu der Art Fussball zu spielen passt, die Favre bevorzugt und wir spielen, zudem fehlen uns Spieler, die einen Stürmer wie ihn optimal einsetzen können.Leider kommt noch hinzu, dass aus meiner Sicht Favre da taktisch zu starr ist, um sein System an einer Person wie de Jong auszurichten. Dadurch verliert aber de Jong an Torgefahr.
Bei Xhaka sieht die Welt anders aus, sicher der Junge hat am Anfang teils grausame Fehler (auch neben dem Platz) gemacht, aber er hat auch immer wieder sein Potential angedeutet (in Kiew, gegen Nürnberg) - ihm hat Favre meines Erachtens zu wenig Zeit gegeben und er hatte meines Erachtens auch nicht die Geduld, um die katastrophale Phase (Bremen, Dortmund) mit ihm und dem system durchzustehen. Marx kam und wir gewannen an "Stabilität" - diese zeigten sich für mich aber viel mehr an den Ergebnissen als tatsächlich auf dem Platz, denn in vielen Spielen waren wir eben nicht die bessere Mannschaft oder hatten mehr Chancen, sondern wir schossen Tore aus dem Nichts, aus Standards und dank Arango - und der Gegner versemmelte teils beste Chancen.
Aktuell sind wir fast wieder in der Situation der Hinrunde bei fast den gleichen Gegnern und eine Entwicklung ist nicht zu erkennen - da muss man auch mal ein wenig den Trainer hinterfragen dürfen, ob sein Weg der richtige war. Zumal die Gegner jetzt die Chancen nutzen und wir nicht mehr so effektiv sind.
Über zwei Themen, die mich gestört haben und die für mich diese Saison mitgeprägt haben, habe ich schon in der Hinrunde geschrieben, will das nicht mehr aufwärmen, zum einen die leidige Rückgratthematik über zehn Spieltage hinweg, zum anderen mein persönliches Gefühl, dass Favre die Nichtquali für die CL sehr getroffen hat, er zudem auch mit dem Spielermaterial, speziell offensiv nicht komplett zufrieden ist. Liegt eben vielleicht auch daran, dass mit CL-Quali noch ein Stürmer verpflichtet worden wäre nach seinem Gusto. Ist aber hypothetisch.
Fakt ist aus meiner Sicht - dieser Kader kann leider nicht so spielen, wie der der vergangenen Saison, sprich defensiv extrem stabil, dafür schnelles Umschalten und Kombinationsfussball nach vorne - dafür machen die 6-er, aber auch die anderen zuviele Fehler, dafür fehlt es an Schnelligkeit wie oben beschrieben.
Diese Mannschaft kann aber leider auch nicht Dominanz ausüben und aus dem Spiel heraus Torchancen kreiieren, dafür fehlt der zentrale kreative Kopf, der ein Arango eben - aus welchen Gründen auch immer - nicht ist, zudem der Leithammel, der diese MAnnschaft, gerade ins chwierigen Situationen führen kann, der mal Tempo heraus nimmt und mal Signale setzt.
Kurzum, das aktuelle Spielermaterial ist (noch nicht ??) in der Lage, ein System umzusetzen, wie es Favre vorschwebt oder aber braucht ein anderes, um seine Stärken am besten umzusetzen. Doch welches, das System mit drei 6-ern ist aus meiner Sicht spätestens seit gestern grandios gescheitert.
Diese Mannschaft ist aus meiner Sicht kein Team, das in die Top8 der Liga gehört, dafür fehlt es ihr an zu vielem (Taktik, Technik, Tempo etc.) - andere haben uns überholt. Wir werden am Ende der Saison uns Gedanken machen müssen, wie der Kader so verstärkt wird, dass diese Defizite aufgeholt werden können - und natürlich hart arbeiten - ist klarrr....Aber wir dürfen uns nicht zuviel Sand in die Augen streuen und alles nur auf Unerfahrenheit, fehlende Erfahrung, Zeit, Geduld und Anpassungsprobleme schieben - alles sicher nicht falsch, aber insgesamt zu sehr Ausrede nach 2/3 der Saison. Und uns auf nicht auf das große Talent mancher wie de Jong, Xhaka, Younes etc. verlassen, dieses Talent muss irgendwann auch auf den Platz kommen - und das sehe ich aktuell nicht.
Wir haben 30 Punkte, ich glaube nicht, dass wir noch mindestens 20 holen werden, die wir für Platz 6 wohl brauchen (eher mehr). Ich glaube auch nicht, dass wir noch in Abstiegsgefahr geraten können, daher sollte Favre jetzt mehr Risiko gehen und wirklich eine "Aufbausaison" daraus machen, nämlich ein neues System, eine neue Spielphilosophie aufbauen, die zu diesem Team passt und eben auf die Stärken der Talente de Jong, Xhaka, Younes baut - wenn dadurch zwei, drei Spiele mehr verloren gehen - gerade jetzt zu Beginn - ich kann damit leben, gerade wenn es hilft, sich für die nächste Saison neu aufzustellen und attraktiveren Fussball zu spielen, früheres Pressing, höher stehen, schneller spielen, de Jong mehr füttern, das wünsche ich mir jetzt, ohne zuviel Rücksicht auf die Ergebnisse,, wir brauchen max. noch 6 Punkte, die holen wir sicher auch so.
Puuh, mir geht noch soviel durch den Kopf, habe kaum geschlafen, aber der Text ist jetzt wahrscheinlich sowieso schon so lang geworden, dass ihn nur wenige lesen und noch weniger sich damit auseinandersetzen wollen, deshalb lasse ich es jetzt.