Ruhrgas hat geschrieben:Da aber wohl Eberl als Vorgesetzter von Schubert durch die ahnungslosen Vollpfosten und Heuchler - wo auch immer die sich aufhalten - hat beeinflussen lassen und Schubert verboten hat "sein" Ding durchzuziehen, wird es schwer.
Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Was immer aber zu der "Einsicht" geführt hat, das taktische System auf Links zu drehen, verdichtet es sich für mich fast schon zur Gewissheit, dass diese "pragmatische" Linie mit Eberl voll und ganz abgestimmt ist. Es ist dann schwer, einen Angestellten noch vor der Winterpause zu feuern, der im Prinzip genau das tut, worauf man sich gemeinsam verständigt hat. Darauf deutet folgende Aussage (fett markiert) von Max hin, die mir zunächst nicht so aufgefallen ist:
"Erschreckend waren hingegen die Aussagen von Max Eberl. Der wies darauf hin, dass Gladbach als Auswärtsmannschaft am Samstag sowieso nicht für die Spielkultur zuständig gewesen sei. »Wir sind zurzeit nicht die Kreativen, sondern müssen eher rationalen Fußball spielen. Das haben wir getan«, erklärte der Sportdirektor. Eine armselige Erklärung für einen Champions-League-Teilnehmer. Denn es legitimiert den Antifußball, den die Gladbacher zurzeit spielen. Natürlich fehlen viele Spieler verletzt, doch gestern sorgten allein Mo Dahoud und Raffael für spielerische Elemente auf dem Platz. Der Rest des Teams kämpfte und rannte."
http://www.11freunde.de/artikel/die-leh ... ieltags-15
Harter Tobak, aber leider auch kaum von der Hand zu weisen!
Gegen eine verunsicherte Mannschaft von Augsburg, die erkennbar nur das primäre Ziel verfolgte hinten nichts anzubrennen zu lassen (System Schuster), waren wir als das spielerisch bessere Team (und sogar am Samstag war dies zu erkennen - zumindest bis zum Strafraum) in der Pflicht, das Spiel zu machen - auch als Auswärtsteam.
Defensive beherrschen auch schwächere Teams. Augsburg hat nach den Bayern offenbar die meisten Spiele ohne Gegentor in der Liga aufzuweisen. Darmstadt zeigte gegen die Bayern auf, wie schwer es selbst einer mit Einzelkönnern gespickten Mannschaft fallen kann, Lücken zu finden, wenn nicht früh ein Treffer erzielt wird. Da muss man, wie Rangnick es bei Sky 90 es als Rezept für Leipzig erläuterte, zumindest "situativ" Pressing mit aller Konsequenz verfolgen, um solche Abwehrriegel in Unordnung zu stürzen. Die Vertreter der "hinten dicht und vorne hilft der liebe Gott" Spielphilosophie haben aus meiner Sicht fast immer nur ein Rezept für die Defensive. Wie Tore erzielt werden sollen, da herrscht mehr oder weniger Schweigen im Walde! Und komme mir keiner, dass dies unter Favre doch auch gelang. Favre selbst erklärte immer wieder, dass der Fußball sich rasant weiter entwickelt. Rezepte, die vor 1-2 Jahren noch griffen, sind dann möglicherwiese schon überholt. Er lässt bezeichnenderweise Nizza mit einem klassischem Mittelstürmer und sogar mit Dreierkette spielen. Man muss halt nur das Personal dafür haben.
Was wäre denn hier los gewesen, wenn wir mit hurra ins Verderben gerannt wären und nach 20 Minuten hinten gelegen hätten?
So gerieten wir durch die kleine Unaufmerksamkeit von Strobl relativ spät in Rückstand. und dann lief uns die Zeit davon. Die bessere von zwei schlechten Alternativen wäre für mich deshalb noch der frühe Rückstand. Vielleicht hätten wir mit größerem Mut aber auch bessere Chancen gehabt selbst ein Tor zu erzielen. Wenn das Rezept - die Null muss stehen - nicht funktioniert, sollte man versuchen, die Null durch die "Eins" zu ersetzen.
Was wurde hier über das Spiel in Barcelona geschimpft. Dass er in der aktuellen Situation einfach versucht zu verhindern, dass schlimmere Negativerlebnisse dazu kommen, ist nicht vorstellbar?
Es sind tausende von Fans mitgereist. Von einigen weiß ich inzwischen selbst, dass sie bitter enttäuscht waren, als Borussia dort so ängstlich auftrat. Was konnte denn Schlimmeres passieren, als das, was geschah? Vielleicht wäre man wie Leverkusen 1:7 untergegangen. Dann aber hätte man wenigstens sagen können, wir haben alles probiert, mussten aber sehen, dass Barcelona tatsächlich eine Nummer zu groß war. So war die Zielvorgabe nicht abgeschossen zu werden. Nun ist ein 0:4, bei dem man den Mannschaftsbus im Tor parkt, nun wirklich nicht geeignet, den stolzen Blick nach vorn zu richten. Man wurde im Gegenteil von der spanischen Presse - und nicht nur dort - noch mit Hohn und Spott für eine nicht funktionierende Angsthasentaktik überschüttet und hatte zudem noch deprimierte Fans, die ein Untergehen mit fliegenden Fahnen sicher eher akzeptiert hätten als dieses passive Abschlachten lassen. Memmenfußball, so nannte ich das vorherrschende System bei dem diesjährigen EM-Turnier zugegebenermaßen polemisch. Damals wies ich noch "stolz" darauf hin, wie wir dagegen von Borussia verwöhnt werden. Jetzt spielen wir selbst diese Taktik, beherrschen sie aber nicht perfekt. Für mich sind solche Spiele wie in Augsburg mit statistisch 0,4 Torchancen pro Team der Tod des Fußballs. Bei allem Herzblut für Borussia, da beschäftige ich mich lieber mit anderem. Vertane Lebenszeit!
Was ist mit den Spielen gegen Hoffenheim, K*ln und City? Waren das passive oder defensive Spiele?
Ja, aber genau das ist der Punkt. Ich kann mit Misserfolgen immer noch besser leben, wenn ich erkennen kann, dass die Mannschaft alles versucht, sich selbst Chancen herausspielt, auch wenn das Endergebnis nicht besser ist. Die Konsequenz daraus, aufgrund der Tabellensituation jetzt erst einmal pragmatisch auf Sicherheit zu spielen, ist zwar durchaus verständlich, wird meiner Ansicht nach aber den Möglichkeiten unseres Kaders nicht gerecht. Raffael beispielsweise blühte anfangs unter Schubert (hätte doch beim "Ziehsohn "von Favre kaum jemand erwartet) regelrecht auf, als er sein Potential aufgrund der offensiveren Ausrichtung noch mehr zur Geltung bringen konnte. Da sahen wir auf einmal sogar einen kämpferischen Raffael, der die Zuschauer zum Anfeuern aufforderte. In Augsburg erlebten wir das krasse Gegenteil bei seiner Auswechslung. Etwas dramatisch ausgedrückt könnte der geneigte Verschwörungstheoretiker sogar behaupten, dass Raffael sich von Schubert verraten oder zumindest getäuscht sieht. In diesem System spielt er vorne praktisch den Alleinunterhalter, der es schon irgendwie richten soll. So hat er sich das bestimmt nicht vorgestellt, als er seinen Vertrag hier verlängerte. Wenn wir Spieler wie ihn hier "verlieren" - und damit meine ich nicht den Wechsel zu einem anderen Verein - dann müssen wir uns wirklich Sorgen machen.
Aber jetzt läuft es nicht mehr. Warum ist schwer zu sagen, aber es passt Manches nicht nach meinem Eindruck. Fitness, Wille, System? Ich weiß es nicht.
Auch wenn ich es zunächst selbst bestritten habe (man lernt ja manchmal dazu), scheint mir inzwischen, dass die endgültige Sollbruchstelle im Spiel gegen Schalke zu suchen sein könnte. Da wechselte Schubert mit Vestergaard ungeduldig zur Halbzeit den Ruhepool in der Defensive aus. Die aktuelle Linie war aber schon vorher in der ersten Halbzeit zu sehen. Hinten stand man mit endlosem Quer- und Rückpassgeschiebe („Favre like“) sicher, zumal verunsicherte Schalker selbst auch kein Interesse an aktiver Spielgestaltung hatten. In der zweiten Halbzeit ging es dann den Bach herunter. Schubert reagierte nach dem Spiel noch trotzig, schien aber über Nacht eingenordet worden zu sein, hatte regelrecht Kreide gefressen.
Ich unterstelle allen Beteiligten bei Borussia, dass sie es gut meinen. Gut gemeint ist aber nicht immer gut gemacht. Wenn man einen Trainer wie Schubert, der für eine bestimmte Spielphilosophie zu stehen scheint, die sich in der früheren Balleroberung in einem Punkt wesentlich von der des Vorgängers unterscheidet, verpflichtet und sogar noch vorzeitig seinen Vertrag verlängert, dann muss man ihn diese durchziehen lassen - mit allen Konsequenzen. Will man das "System Favre" hingegen auf unbestimmte Zeit festschreiben - auch das kann man natürlich vertreten - dann muss man einen Trainer verpflichten, der für eine entsprechende Spielausrichtung steht. Erkennt man aber den "Irrtum", durfte man den Vertrag von Schubert nicht verlängern. Ich kann aus Favre keinen Klopp machen und aus Klopp keinen Favre. Recht aber haben sie beide, weil es eben nicht nur den einen Weg zum Erfolg im Fußball gibt. Wer das anders sieht, denkt meiner Ansicht nach zu eindimensional.
Trotz unserer schlechten Punkteausbeute, trotz der mageren Auswärtsbilanz fing ich erst nach dem gewonnenen Spiel gegen Ingolstadt an zu zweifeln. Ich sah eine Borussia, die sich der Spielweise von Ingolstadt anpasste und nicht umgekehrt.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass am Mittwoch die Trennung von Schubert erfolgt - selbst wenn das Spiel gegen VW knapp gewonnen wird. Mehr als ein knapper Sieg erscheint angesichts der Verunsicherung kaum möglich zu sein. Es könnte eher noch schlimmer werden. Schubert wirkt wie das Team verunsichert, macht Spiele besser als sie sind und vertritt aktuell eine Spielphilosophie, die augenscheinlich nicht mehr seine eigene ist. Wenn das stimmt, ist eine Trennung besser für alle Beteiligten. Beschädigt werden leider alle dabei!