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von Borowka » 07.03.2018 17:22
Habe ihn letztes Jahr öfters live gesehen. Bin relativ regelmäßig - das ist einfach der Anfahrtsstrecke und dem Einzugsgebiet geschuldet - beim Sportclub und mehr noch in Augsburg. Nur zu den Bazis - da gehe ich nur 1 x/Jahr, wenn wir zu Gast sind.
In Freiburg hatte er alle Freiheiten, er hat nahezu alle Offensivpositionen gespielt, war der Mann für den finalen Paß. Defensivzweikämpfe sind seine Sache nicht, dazu gab es zu seiner Zeit in Freiburg Spieler, die ihm den Rücken freigehalten haben. Grifo braucht seine Körner für sein Offensivspiel. Nicht falsch verstehen, er arbeitete auch in Freiburg zurück, führte intelligente Offensivzweikämpfe. Am stärksten war er meiner Meinung - wenn ich ihn live gesehen habe - als er vorne rochiert hat und über die Mitte gekommen ist.
Bei uns spielt er links vorne in einem anderen System, muß hart nach hinten arbeiten, Räume zulaufen, das Spiel von einer tieferen Position aus eröffnen. Daß hinter ihm Wendt spielte, das erleichterte die Sache für ihn auch nicht.
Für mich ein genialer Fußballer. Kein Schönwetterspieler, kein Faulenzer auf dem Platz. In Freiburg einer, der den Unterschied ausgemacht hat. Seine Spielidee ist hervorragend, seine technischen Fertigkeiten herausragend.
Er ist kein Weltklassespieler. Er hat sich auch in Freiburg in den Spielen immer seine Pausen genommen. Er ist kein Box-to-Box-Spieler wie dieser Mist heute neudeutsch genannt wird, er ist ein Spieler, der mit seiner Klasse Spielsituationen auflösen kann, sich den Tick an Raum durch seine Technik erarbeiten kann für die andere Bundesligaspieler in den Dreck müssen, grätschen müssen, die ganze Statik verändern müssen.
Hier darf er das nicht, hier kann er es nicht zeigen. Hier muß er sich totlaufen in einem instabilen System. Hier steht er in der Hierarchie hinten, hinter den drei gesetzen Offensivstars. In der Standard-Hierarchie steht er sogar noch hinter Oscar. Rückte dieser auf - in den wenigen Spielen, die Grifo und Oscar gemeinsam auf dem Platz standen und die Seite bespielten gut zu sehen - rückte Grifo in die Halbposition neben Kramer zurück. Viel zu weit der Weg nach vorne.
Vielleicht verlangt Hecking, daß Grifo ein kompletterer Fußballer zu sein hat, sich dahingehend entwickeln muß, um den spielerischen, rochierenden Außenbahnspieler, der bei uns verlangt wird, zu verkörpern. Dann muß Grifo anfangen, zu lernen, sich in Defensivzweikämpfen zu behaupten, sinnlose defensive Laufwege zu absolvieren.
Er ist ein laufstarker Spieler, ein effektiver Spieler, ein intelligenter Spieler. Hier wird so ein Spieler wohl nicht dauerhaft gebraucht. Wo die Qualitätsunterschiede zwischen Grifo, Hofmann oder Herrmann liegen, die mehr und regelmäßiger spielen oder gespielt haben als er, wo da der Anspruch des Trainers liegt, und wie da dann das Spielsystem, die Qualität unseres Spiels davon profitieren soll - das ist ein Rätsel für mich.
Wenn wir es nicht schaffen, einen Spieler mit solch einer Offensivqualität in unser laues und maues Offensivspiel zu integrieren, dann können wir den Laden zumachen.
Meine Meinung.