AlanS hat geschrieben: Allerdings begehen die nicht den Fehler und schließen von einer viel zu kurzen Versuchsanordnung auf die echte Wahrscheinlichkeit.
Der Fehler wird aber begangen wenn man aussagt, dass sich innerhalb einer Saison (ein willkürlich begrenzter und zu kurzer zeitlicher Rahmen) Glück und Pech ausgleichen. Sicherlich hat diese alte Fußballer-"Weisheit" einen Funken Wahrheit, wenn man vielleicht alle Spiele seit 1963 zur Erhebung heranzieht. Soviel Zeit hat aber kein Trainer, so dass in einem kleineren Zeitfenster (1 Saison z.B.) eine Häufung stattfindet, weswegen es eben durchaus eine Komponente ist, die zur Rechtfertigung von Ergebnissen herangezogen werden kann. Glück und Pech ist hierbei aber auch nicht
das entscheidende Kriterium für Erfolg und Misserfolg, sondern einfach nur eine weitere beeinflussende Komponente neben vielen anderen, wie ich bereits ausführte. Daher, und das sollte eigentlich jeder aus meinen Posts schliessen können, ist für mich Fußball ganz sicher kein Glücksspiel, sondern einfach nur ein unvorhersehbares und unvorhersagbares Spiel.
AlanS hat geschrieben:Zudem begehst du noch einen Denkfehler, denn du möchtest falsche Schiri-Entscheidungen gegen uns durch falsche Schiri-Entscheidungen zu unseren Gunsten ersetzt bekommen. Wenn unsere Innenverteidigung verletzt war, soll bei anderen Mannschaften Die IV in gleichem Maße verletzt gewesen sein usw., nur dann akzeptierst du den Ausgleich von Glück und Pech. Bedenke doch aber auch die falschen Schirientscheidungen, Verletzungen und für uns glücklichen Spielausgänge in anderen Partien ohne unsere Beteiligung, ohne die wir trotz unserer guten Punkteausbeute (zu der wir ja auch Glück benötigten) abgestiegen wären - gerade in den letzten Spieltagen der letzten Saison.
Das stimmt nicht. Ich schrieb, dass am Ende der Saison alle Clubs vergleichbare Werte bezüglich Verletzungen und Fehlentscheidungen haben müssten. Bei der Erfassung der Daten spielt dann auch überhaupt keine Rolle, ob es sich um unsere Spiele oder um Spiele ohne unsere Beteiligung handelt. Dies ist aber eben mitnichten so. Keine andere Mannschaft der Liga hatte ähnlich unter Fehlentscheidungen und Verletzungen zu leiden wie wir. "Ausgleichende Gerechtigkeit" nicht vorhanden - Denkfehler Fehlanzeige.
AlanS hat geschrieben: Eine Underperformance hätte jeder akzeptiert, aber eben nicht in jenem Ausmaß.
Warum nicht? Eine ähnliche Underperformance gab es unter Luhukay/Meyer bei uns und unter Favre/Funkel bei Hertha in den letzten drei Jahren. So unüblich ist das also scheinbar nicht. Bei allen vier Trainern kann man jetzt auch nicht zwingend von Tröten sprechen. Luhukay erreichte bei uns 0,43 Punkte/Spiel und Meyer 0,78. Favre hatte seinerzeit in der Hinrunde ebenso einen Schnitt von 0,43 Punkten/Spiel und Funkel 0,3 Punkte/Spiel. Erst in der Rückrunde jedoch wurde ein Punkteschnitt erreicht, der den Verbleib in der Liga halbwegs möglich erscheinen ließ. Warum erst dann? Zeit genug auf den Kader durch taktische, mentale und personelle Maßnahmen einzuwirken hatten beide in der Hinrunde reichlich. Kann es vielleicht sein, dass erst durch die Qualitätverbesserung des Kaders in der Transferperiode die Ergebnisse besser wurden? Bei uns kamen Spieler wie Bailly, Dante und Galasek die meines Erachtens determinierend für den Umschwung waren. Bei Hertha kamen mit Gekas und Kobiashvili zwei Stammspieler ins Team, wobei Gekas mit seinen 6 Toren erheblich zu der späteren Punkteausbeute beigetragen hat.
AlanS hat geschrieben:Klar sind diese Fälle weniger, weil es eben nicht so eine große Menge hervorragender Trainer gibt, aber eine viel größere Menge bundesliga-durchschnittlicher Trainer, die es nicht schaffen können, die ebenfalls genauso bundesligadurchschnittliche Leistung des Vorgängers zu verbessern.
Wie viele hervorragende Trainer gibt es denn in der Liga? Sollten die nicht alle den Sportdirektoren hinlänglich bekannt sein? Falls ja, dann handeln die Manager in den meisten Fällen wissentlich gegen die wirtschaftlichen und sportlichen Interessen des Vereins, indem sie bei den Trainerwechseln lediglich einen durchschnittlichen Trainer gegen einen anderen austauschen. Wenn es in der Tat nur, sagen wir mal, eine handvoll wirklich guter Trainer gäbe und der Rest wäre austauschbar durchschnittlich, dann sind doch de facto Trainerwechsel in den meisten Fällen sinnlos und eine objektive, nachvollziehbare sportliche Analyse nicht gegeben. Dumm ist nur, wer Dummes tut. Die Fülle an Trainerwechseln in jeder Saison, deine Prämisse berücksichtigend, sagte gerade dann aus, dass die meisten Verantwortlichen dumm seien. Ich glaube das nicht. Meiner Meinung nach spielen bei der Entscheidung lediglich andere, irrationale oder nicht sportimmanente Gründe eine nicht zu unterschätzende Rolle.
AlanS hat geschrieben:Bleibt die Frage offen, warum bei MF im von dir schon erwähnten Kollektiv zahlreiche Individuen unter zeitgleicher Leistungsschwäche litten (...) und die gleichen Spieler unter Favre wieder zu besserer Form fanden.
Denken wir das Ganze noch einen Schritt weiter. Ist es für dich jetzt ausgeschlossen, dass die Form der Mannschaft wieder abnehmen kann? Dürfte sie ja nicht, wenn die Form maximal abhängig vom Einfluss des Trainers wäre und das schwingt ja bei deiner intendiert rhetorischen Frage mit. Was ist Form überhaupt? Form ist ein diffuses, nicht messbares Konstrukt aus verschiedenen Komponenten die zum Teil intern und extern beeinflussbar und zum Teil aber auch unbeeinflussbar sind. Dass ein Trainer durch sein Wirken hier eingreifen kann, bestreite ich ja nirgendwo, sondern lediglich die Größe des Einflusses. Für die Form ist aus meiner Sicht zuvorderst der Spieler selbst verantwortlich, kann er ja jederzeit entscheiden, ob er sich gesund ernährt oder nicht, ausreichend schläft oder nicht, im Training konzentriert arbeitet oder nicht etc.. Er ist derjenige, der den größten Einfluss auf seine Form ausüben kann. Mir scheint, als hieltest du alle Spieler für willensleere, fremdgesteuerte Roboter, die nur richtig eingestellt werden müssen, um optimal zu funktionieren. Ich sehe das schlichtweg anders.
AlanS hat geschrieben:Von Spiel zu Spiel war erkennbar, was am taktischen Verhalten der Spieler besser wurde. War das ein unvorhersehbarer äußerer Einfluss oder die Arbeit Favres
Natürlich ist das der Arbeit Favres geschuldet. Du als Trainer weißt aber auch, dass Taktik und das Schulen derselbigen höchst abhängig vom Spielerpotential ist. In der Regel wird innerhalb der Saison Taktik am vorhandenen Material ausgerichtet und nicht umgekehrt. Ich bin nicht der Meinung, dass ein verbessertes taktisches Verhalten von Heimeroth, Levels, Callsen-Bracker, Daems und Schachten zu einer ähnlichen Punkteausbeute wie in der Rückrunde oder jetzt geführt hätte. Es ist eben die Summe an Faktoren die sportliche Ergebnisse beeinflussen. Zuallererst muss ein Kader vorhanden sein, der eine gewisse individuelle und kollektive Qualität aufweist und vor allem im Verlauf einer Saison möglichst ständig zur Verfügung steht. Dieser Punkt begrenzt den maximal möglichen Erfolg. Die tägliche Arbeit des Trainers mit den Spielern, die Vorbereitung des Spiels und die nachbearbeitende Analyse spiegelt sich aber leider nicht 1:1 in den erzielten Ergebnissen wider (sonst wäre es auch kein Clubwettbewerb, sondern die Wahl des Trainers des Jahres), eben weil es mannigfaltige Einflussgrößen auf das Resultat gibt.
AlanS hat geschrieben:Nach VLC007 seiner Auffassung wären wir letztes Jahr sang- und klanglos abgestiegen
Wie kommst du auf das schmale Brett?