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von pepimr » 27.04.2009 23:31
Das Traurige an der Sache ist, dass man nicht absteigt, weil die Mannschaft von ihrem fußballerischen Vermögen her zu schlecht ist, sondern von ihrer mentalen Stärke her. Das Spiel gegen Bielefeld war ein typischer Fall von "Hose voll", ähnlich wie das Spiel gegen Bochum. Die Mannschaft hat einfach nicht ihre Nerven im Griff. Mentale Stärke gehört aber genauso zu einer erfolgreichen Mannschaft, wie fußballerisches Potential. Diese Spieler sind für Gladbach nicht zu gebrauchen. Sie sind nicht würdig, das ruhmreiche Gladbacher Trikot zu tragen. Genauso wird der Borussiapark dem Verein nicht gerecht. Als wir auf dem Bökelberg noch im Schnitt 25000 waren, war in jedem Gladbacher Heimspiel eine Hexenkesselatmosphäre. Heute sind wir im Borussiapark 50000, von denen die Hälfte nicht weiß, wofür Borussia steht. Auf dem Bökelberg konnte man es sich nicht erlauben, den Ball quer oder gar zum Torwart zurückzuspielen. Bedingungslose Offensive wurde eingefordert, egal wie die Tabellensituation war und egal, ob man eine gute oder schlechte Mannschaft hatte. Die "Maurermeister" Gelsdorf und Lienen waren bei den Fans auf dem Bökelberg deshalb schnell unten durch. Wenn ich heute in jedem Heimspiel diese gelähmte Atmosphäre im Borussiapark vernehme, würde ich am liebsten persönlich mit einem Bagger nach Gladbach fahren und dieses Stadion niederreißen und schnellstmöglich den Bökelberg wieder aufbauen. Das ganze Geld, das uns das neue Stadion bringt, tut uns nicht gut. Früher musste man bei leerer Vereinskasse einen Stefan Effenberg aus der 4. Liga von Viktoria Hamburg, einen Martin Max von Recklinghausen und einen Peter Wynhoff von Hertha Zehlendorf verpflichten und einen Karlheinz-Pflipsen und einen Markus Hausweiler aus der eigenen Jugend holen. Zudem kamen z.B. ein Andersson, ein Kastenmaier und ein Herrlich für wenig Geld von den Ersatzbänken anderer Vereine. Damit sind wir besser gefahren, bis wir 1995 Pokalsieger wurden und danach zwei Jahre im Europacup spielten. Plötzlich hatte der Verein Geld und man ging in Dick-Advocaat-Manier im europäischen Gemischtwarenhandel einkaufen (Huiberts, Fournier, Juskowiak, Pettersson, Chiquinho, Morten Petersen, Per Pedersen). Am Ende stand der Abstieg 1999. Zweite Liga und 30 Millionen Schulden. Der Verein hatte kein Geld mehr und wurde wieder erfolgreich. Man stieg auf und schaffte mit bescheidenen Mitteln dreimal den Klassenerhalt mit einer Mannschaft, die zwar nicht an die großen Zeiten anknüpfen konnte, mit der man sich aber als Fan aufgrund ihrer Kampfkraft voll identifizieren konnte (van Lent, Stiel, Demo, Eberl, Korell, Kluge, Nielsen, Strasser, Münch, Witeczek, Korzynietz, van Houdt etc.). Diese Mannschaft war fußballerisch nicht überragend, aber mental stark, wenn es drauf ankam. Entscheidende Spiele gegen direkte Konkurrenten wurden fast immer gewonnen. Dies zeigt, dass die mentale Stärke vielleicht sogar wichtiger ist, als spielerisches Potential. Den weiteren Verlauf der Geschichte kennen wir, 2004 zog man in den Borussiapark. Der Verein hatte nun soviel Geld wie noch nie in der Vereinsgeschichte. Nun durfte Dick Advocaat mit dem plötzlich vorhandenen Geld im europäischen Gemischtwarenhandel einkaufen gehen und somit das Mannschaftsgefüge zerstören. Trotz Platz 15 im Jahre 2005 war ein Jahr später auf einmal Platz 10 nicht mehr gut genug für Borussia, so dass ein Jupp Heynckes nun sein bereits in Frankfurt und Schalke angewandtes "qualitativ hochwertiges Training im Vergleich zu Köppel" (sinngemäßer Kommentar von Peter Pander im November 2006 im Doppelpass im DSF) in Gladbach anwenden konnte. Das Ergebnis kennen wir alle. Die Gegenwart sieht nun so aus: Gladbach hat so viel Geld wie noch nie, ist aber nun auch so erfolglos wie noch nie in der Vereinsgeschichte. Wahrscheinlich wird der Verein erst wieder sportlich erfolgreich sein, wenn man ihn finanziell an die Wand gefahren hat. Sollte man allerdings irgendwann aufgrund der heute besseren finanziellen Möglichkeiten erfolgreich sein, so könnte man sich über die Erfolge nicht mehr so freuen wie damals. Denn ich bin Gladbach-Fan geworden, weil es mir gefallen hat, wie der Verein aus bescheidenen Mitteln Großes gemacht hat. Diese Zeit, wo ein kleiner Verein vom Niederrhein, das Armenhaus der Liga, die angesehene Talentschmiede die reichen Vereine ärgerte, ist vorbei. Wenns gut läuft, kommen wir irgendwann mal mit einem 60-Millionenetat in den Europacup. Dies wäre aber ein Erfolg, der erkauft und nicht mit bescheidenen Mitteln erarbeitet wurde. Man muss es sich eingestehen, der Verein Borussia Mönchengladbach, der "Mythos" ist für immer tot. Selbst wenn sich wieder die ganz großen Erfolge einstellen sollten, ist es nicht mehr so wie früher. Eine ruhmreiche Ära auf diese Art will ich nicht. Meine einzige Forderung ist, dass Borussia sich in naher Zukunft im Tabellenmittelfeld der ersten Liga etabliert, ich brauche keine Titel und keine Europacupspiele, ich wäre sehr zufrieden, wenn Gladbach für die nächsten 50 Jahre ein mittelmäßiger Erstligaverein werden würde. Mir war es schon immer egal, ob Gladbach erster oder fünfzehnter war, Hauptsache man war in der ersten Liga. Die Zweite Liga ist eine Zumutung für einen Verein wie Borussia. Der Verein hat eine Vereinsführung, die die Fans nicht verdient haben. Armes Gladbach...armes Gladbach........mehr fällt mir dazu nicht mehr ein.