Cheftrainer Daniel Farke

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Borowka
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von Borowka » 22.02.2023 02:06

Wer keine Lust hat, mehr zu laufen als nötig, der hat ein Einstellungs- und Motivationsproblem. Und wer ein solches hat, ist kein Mannschaftsspieler, sondern ein Egoist oder Fußball-Egozentriker. Bei uns betrifft das meiner Meinung nach 2/3 der Mannschaft bzw. des Kaders. Und das seit Jahren. Das restliche Drittel mag willig, fleißig und arbeitssam sein. Das sind dann in der Regel die Spieler in einer Mannschaft, die im Gefüge sehr wichtig sein können, aber die keine Spielentscheider sind. Diese Spieler sind abhängig davon, ob die sog. Stars wollen oder nicht. Sie haben nicht diese überdurchschnittliche Klasse, um das Mannschaftsgefüge und das System auf dem Platz nachhaltig zu stabilisieren - nicht mal auf Bundesliganiveau ist so etwas möglich. Die willigen Spieler bei uns brauchen Führung und Mitarbeit der Leistungsträger - und wenn die nicht laufen wollen oder können, wenn sie nicht gewillt sind, die Mannschaft zu unterstützen, dann gewinnen wir Spiele nicht.

Wir haben ein grundlegendes Problem in dieser Truppe. Und nicht erst seit gestern. Verschiedene Trainer, verschiedene Systeme - letztendlich entschieden die Spieler auf dem Platz, wie und mit welcher Intensität sie dieses umsetzen. Man hat sie zu dem gemacht, was sie sind bzw. was sie gezeigt haben: Es sind inkonstante, nicht komplett leistungsbereite Spieler, die ein Problem damit haben, wenn es intensiv wird, wenn es heißt, sich die Meter auf dem Platz nicht zu erspielen sondern zu erkämpfen. Sie haben ein mentales Problem, weil sie es bisher nicht geschafft haben oder es schaffen wollten mit allen Konsequenzen, zwei Spiele hintereinander zu gewinnen. Und daran scheitert letztendlich jeder Trainer und jedes Konzept. Beides impliziert nur Erfolg, wenn unter´m Strich was rauskommt.

In dieser Konstellation werden wir in absehbarer Zeit - man betrachte die letzten Jahre - keine Konstanz in die Truppe bringen. Ich bleibe dabei, sie ist überschätzt. Zu einem guten Spieler, zu einem richtig guten Spieler gehört auch neben allem technischen Können die letzte Konsequenz wenn es darum geht, mit einem Team Erfolg haben zu wollen. Egal unter welchem Trainer und egal gegen welchen Gegner. Diese Galligkeit, dieser Willen ist nur ganz selten sichtbar.

Farke muß zeigen, daß er die Mannschaft dahingehend entwickeln kann. Mit diesem Kader ist das nicht möglich. So lange bei uns aber manchmal kleinste Kleinigkeiten - für wen und warum auch immer - schön geredet und weichgespült werden, so lange werden wir das sehen, was wir sehen und das bekommen, was wir sehen. Eine Wundertüte mit teils sehr begabten Spielern wo man oft den Eindruck hat, jeder spielt so ein bißchen für sich. Was konstantes, etwas, mit dem man oder ich sich nachhaltig identifizieren kann, das sehe ich nicht. Und das ist gleichzeitig mein größter Wunsch für die kommende Saison oder Transferperiode - neue Spieler mit einem anderen Input, einem anderen Anspruch an sich selbst. Vielleicht sieht´s dann anders aus.
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Nothern_Alex
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von Nothern_Alex » 22.02.2023 08:31

Vorstopper hat geschrieben: 21.02.2023 14:48 Was wäre daran auszusetzen, wenn der Ballbesitzfußball Erfolg bringen würde? Und wo steht verbrieft und unantastbar geschrieben, was genau fußballirische Tugenden sind?
Nichts.
Aber in Spielen, in denen sich unser Ballbesitz durchgesetzt hat, haben wir gepunktet wie ein Absteiger. Und das ist für mich nicht erfolgreich.
Ich hab nichts gegen Ballbesitzfußball, nur muss er für mich Mittel zum Zweck sein und nicht das Ziel selbst. Natürlich stellt sich die Frage nach der Henne und dem Ei. War erst der Ballbesitzfußball, der den Spielern glauben macht, dass fußballerische Tugenden nicht gefragt sind, oder ist es das Vermissen der fußballerischen Tugenden, wo dann der Ballbesitz auch nichts mehr rausreißen kann.
Ich habe einige Spiele gesehen in den wir souverän anfangen, sogar in Führung gehen. Und dann schauen wir noch zu und lassen den Gegner über uns ergehen.
Fußballerische Tugenden sind neben den körperlichen Statistiken, in denen wir ganz hinten liegen auch die Bereitschaft, anspielbar zu sein, wenn man im Ballbesitz ist bzw. den Gegner auf Strich und Faden zu stören, ihn nicht zur Entfaltung kommen zu lassen.
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Seattle Slew
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von Seattle Slew » 22.02.2023 09:52

Borowka hat geschrieben: 22.02.2023 02:06 Wer keine Lust hat, mehr zu laufen als nötig, der hat ein Einstellungs- und Motivationsproblem. Und wer ein solches hat, ist kein Mannschaftsspieler, sondern ein Egoist oder Fußball-Egozentriker. Bei uns betrifft das meiner Meinung nach 2/3 der Mannschaft bzw. des Kaders.
Ich lese deine Beiträge sehr gern und bin oft deiner Meinung, hier kann ich dir ganz und gar nicht zustimmen. Du ignorierst jetzt einfach mal so den Zusammenhang zwischen funktionierender Spielweise und guter Punkteausbeute und zwischen aufgedrängter, nicht funktionierender Spielweise und schlechter Punkteausbeute.
Versuche doch mal, davon auszugehen, die Spieler seien immer gleich willig, die möglichst beste Leistung zu bringen. Dann ergibt sich ein klares Bild, welche Spielweise passt und welche nicht. Sogar unser Hans Meyer versicherte seinerzeit, dass es keinen Profifußballer gäbe, der am Platz nicht alles versuchen würde.
Borowka hat geschrieben: 22.02.2023 02:06 Wir haben ein grundlegendes Problem in dieser Truppe. Und nicht erst seit gestern. Verschiedene Trainer, verschiedene Systeme - letztendlich entschieden die Spieler auf dem Platz, wie und mit welcher Intensität sie dieses umsetzen.
Diese Aussage halte ich für falsch! Es ist eben nicht so, dass die Spieler vorgeben, mit welcher Taktik gespielt wird. Lass mal einen Traktorfahrer mit einem Formel-1-Boliden fahren. Ist es dann auch fehlende Einstellung, wenn er das Gerät in der ersten Kurve in den Kies setzt? Es geht auch heute nicht mehr, dass ein Alpha-Tier-Spieler plötzlich im Spiel sagt, Leute, die Vorgaben des Trainers klappen heute nicht, also spielen wir jetzt so, wie ich es sag! Die Abläufe sind doch abgesprochen und wenn sich da Einer nicht an die Vorgaben hält, funktioniert alles nicht mehr. Solche Absprachen lassen sich nicht so einfach während des Spiels ändern, weil es dazu neue Absprachen bräuchte und auch dazu sich alle einig sein müssen. Stell dir vor, 6 Spieler wollen weiter nach den Absprachen spielen, aber vier wollen es auf eigene Faust versuchen.
Zu den verschiedenen Trainern, die du ansprichst: die verschiedenen Trainer hatten bis auf Hecking alle eine Sache gemeinsam: Sie wollten und wollen auf Biegen und Brechen mit einer hoch stehenden Defensive spielen!
Farke jetzt meistens auch. Den Punkteschnitt aus diesen Spielen habe ich ja einige Beiträge weiter oben hier gezeigt. Wohlwollend sind es 1,2 Punkte pro Spiel. Mit tiefer stehenden Defensive sind es streng gerechnete 1,83 Punkte.

Ich finde es echt erstaunlich. Nicht einmal, wenn man es anhand der Punkteschnitte deutlich sehen kann, dass eine tiefer positionierte Defensive mit einhergehendem Konterspiel deutlich erfolgreicher ist, wollen das auch hier im Forum nur sehr wenige wahr haben. Kann mir mal jemand erklären, warum?
Zuletzt geändert von Seattle Slew am 22.02.2023 10:20, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von Pechmarie » 22.02.2023 10:11

Das Bier schmeckt einfach besser, wenn oben der Schaum aus dem Glas herausragt, als wenn er sich unter die Glaskante zur Flüssigkeit zurückzieht. Auch wenn es die gleiche Brühe ist.
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von Seattle Slew » 22.02.2023 10:12

Nothern_Alex hat geschrieben: 22.02.2023 08:31 Ich habe einige Spiele gesehen in den wir souverän anfangen, sogar in Führung gehen. Und dann schauen wir noch zu und lassen den Gegner über uns ergehen.
Das ist tatsächlich ein sehr merkwürdiges Phänomen!
Nothern_Alex hat geschrieben: 22.02.2023 08:31 die Bereitschaft, anspielbar zu sein, wenn man im Ballbesitz ist bzw. den Gegner auf Strich und Faden zu stören, ihn nicht zur Entfaltung kommen zu lassen.
In Spielen, in denen wir tiefer stehen und eher Konterfußball spielen, ist das dann ja vorhanden.
Es können auch Unsicherheiten dazu führen, dass man den Lauf in die Tiefe nicht macht oder Ungewissheit, ob ich als Spieler gut abgesichert werde, sollte ich ein Dribbling wagen oder mit einem Lauf meine Position verlassen. Es könnten auch Zweifel sein, die den Spieler davon abhalten, ein Laufduell oder ein Dribbling zu starten. Wenn unsere Spieler so etwas versuchen, scheitern sie ja meist (bis auf wenige Ausnahmen). Warum sollten sie dann öfters so etwas versuchen?
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Seattle Slew
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von Seattle Slew » 22.02.2023 10:15

Pechmarie hat geschrieben: 22.02.2023 10:11 Das Bier schmeckt einfach besser, wenn oben der Schaum aus dem Glas herausragt, als wenn er sich unter die Glaskante zur Flüssigkeit zurückzieht. Auch wenn es die gleiche Brühe ist.
:lol: :daumenhoch: Dann muss ich aber nicht die Schuld bei der Bedienung, dem Ausschank, dem Wirt oder der Brauerei suchen, wenn ich selber das Bier so lange stehen lasse, bis der Schaum zerfallen ist. :lol:
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von Badrique » 22.02.2023 11:14

Seattle Slew hat geschrieben: 18.02.2023 15:04 Habe ich doch geschrieben: In so einem Fall wird es ein Geduldspiel und man wird versuchen, den Gegner zu locken.
Mir klingelts jetzt schon in den Ohren: "Fußball zum abgewöhnen", nur Ballgeschiebe, das ist nicht Borussia-like".
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Seattle Slew
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von Seattle Slew » 22.02.2023 11:21

Ja, vermute ich auch. Ist mir allerdings lieber, als zu verlieren.
Es muss auch nicht zwangsläufig unattraktiv sein. Man denke an Lattek-Zeiten, heute auch Union und in Perfektion Atletico.
Es könnte sich ja vielleicht auch ein passendes Hybrid-System finden.
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von ewigerfan » 22.02.2023 11:38

Schon seltsam. Ich gehe seit Jahrzehnten zum Fußball und zwar von der Kreis- bis zur Bundesliga. Außerdem habe ich selbst erfolglos genug gekickt um zu wissen, dass selbst Gurken wie ich immer eine Möglichkeit hatten, sich in die Mannschaft zu spielen: mit Einsatz, Einsatz, Einsatz.

In der Regel (ist beim Kampfsport übrigens auch meistens so, vor allem im Vollkontakt) gewinnen die Sportler, die sich am meisten den Allerwertesten aufreißen und bis zur Gänze austrainiert sind - gerade eben weil sich so technische Defizite ausgleichen lassen. Wer z. B. im Ring steht und der bessere Techniker ist, der hat trotzdem ein Riesenproblem, wenn sein Gegenüber marschiert ohne Ende. Kondition schlägt alles. Immer. Erst auf konditioneller Augenhöhe gewinnt die Technik - siehe Bayern.

Und damit sind wir wieder bei unserer schönen Borussia.

Hertha - Borussia 122 : 114 km Laufleistung: Niederlage. 8.000 Meter geteilt durch 10 Feldspieler macht 800 Meter weniger pro Feldspieler. Das sind Welten in einem Laufspiel.

Augsburg - Gladbach 117 : 112,5. 450 Meter weniger pro Feldspieler, nicht ausgleichbar : Niederlage

Borussia - BvB 118 : 109. Aha! 900 Meter mehr pro Spieler, Sieg.

Borussia - München 118 : 110. Und wieder 800 Meter mehr, da geht es plötzlich: Sieg.

Für alle Theoretiker, die es immer noch nicht glauben wollen, hier die Spiele und Punkte, wo wir mehr gelaufen sind als der Gegner:

5 Spiele, 15 Punkte, Schnitt: 3 Punkte pro Spiel.

Gegner ist mehr gelaufen:

16 Spiele, 14 Punkte, Schnitt: 1,14 Punkte pro Spiel.

Die drei Siege mit weniger Laufaufwand waren Zuhause gegen Hertha und Köln. Besonderheit: hier waren wir irgendwann einen Mann mehr. Auswärts gab es drei Punkte in Hoffenheim, der formschwächsten Mannschaft der Liga. Die Daten sind also eindeutig. Wir stehen da wo wir stehen, weil wir uns zu wenig bewegen und so nicht in der Lage sind, unsere technischen Vorteile auszuspielen.

Eindeutig ein Einstellungsproblem des Kaders und damit aber auch ein Trainerthema. Wer Arbeitsverweigerungen wie die von Thuram in Berlin durchgehen lässt und ihn nicht nach 30 Minuten runter nimmt und ein Zeichen setzt, darf sich nicht wundern. Und sollte aufhören, immer mit dem Finger auf andere zu zeigen.
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von Pechmarie » 22.02.2023 11:49

In anderen Sportarten ist es ebenso. Im Pferderennsport heißt es immer "Form schlägt Klasse".
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Nothern_Alex
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von Nothern_Alex » 22.02.2023 11:55

Seattle Slew hat geschrieben: 22.02.2023 10:12 In Spielen, in denen wir tiefer stehen und eher Konterfußball spielen, ist das dann ja vorhanden.
Wann spielen wir denn Konterfußball? Nur weil wir ab und zu einen Konter fahren, heißt das in meinen Augen nicht, dass wir Konterfußball spielen.
Ich sehe oft ein Spielen im „Gegentor-Bettel Modus“, einem Modus indem wir nicht einmal die Mittellinie überqueren können, ohne den Ball zu verlieren. Ohne dass der Gegner ein Pressing ansetzt.
Zu einem Konterfußball gehört für mich auch eine stabile Defensive, Wert legen wir mMn nicht darauf.
Ballbesitzfußball wäre für mich schon in Ordnung. Man hat gegen Bayern schön gesehen, wir die dem Ball erfolglos hinterhergejagt sind. Nur dazu gehören auch die von mir genannten Punkte, die eine gewisse körperliche Beanspruchung erfordern. Und genau da sehe ich das Problem.
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Andi79
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von Andi79 » 22.02.2023 12:31

Wenn es so einfach wäre wie hier teilweise beschrieben wird dann könnte jeder den Job machen. Ich bin auch nicht zufrieden und ich sehe auch Fehler bei Farke die kritikwürdig mindestens aber diskutabel sind. Stichwort Spieler auf falschen Positionen aufgestellt, späte, teils unnötige oder unverständliche Wechsel, zu viel Ballgeschiebe zu wenig Fohlenfußball.

So eine Mannschaft das ist ein komplexes Gebilde von vielen Individualisten bei denen sich jeder einzelne für besser, schöner oder was auch immer als der Nebenmann hält. Das ist nicht wie im Dorfclub wo man mit 14 von 15 Leuten befreundet ist zusammen durch dick und dünn geht und wenn man nicht aufm Platz steht oder beim Training ist zusammen um die Häuser zieht. Als Trainer brauchst du eine passende Taktik für deine Truppe du musst aber auch entsprechend motivieren und den Haufen bei Laune halten. Das ist schwierig, manchmal gar unmöglich und da reicht es nicht 10 Kampfschweine plus Tormann auszustellen und die Taktik Gras fressen und laufen bis der Arzt kommt rauszugeben. Wir Fans erwarten Loyalität, Leidenschaft und Siegeswille und das ist auch völlig legitim aber das erwartet der Trainer auch nur wenn es die Truppe nicht bringt oder nur gelegentlich ist er auch machtlos denn er ist verpflichtet Woche für Woche die beste mögliche Mannschaft aufzustellen, die in der Lage ist, Punkte für den Verein zu holen denn wenn der Trainer keine Punkte liefert ist er schneller weg als ihm lieb ist. Sicher kann man Zeichen setzen, Thuram auf die Tribüne U21 Stürmer rein aber das traut sich ja niemand in der Bundesliga oder habt ihr das bei den Kellerkinder mal beobachtet, dass nicht Performer auf der Tribüne landen und durch Jungspunde ersetzt werden? Zurück zum Anfang Kritik ist erlaubt aber besser muss es erstmal jemand machen denn das haben ausgewiesene Fachmänner vor Farke auch nicht geschafft da müssen wir alle vielleicht auch einfach etwas mehr Geduld aufbringen und wirklich mal die nächste Transferphase abwarten.
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von bruns77 » 22.02.2023 13:13

ewigerfan hat geschrieben: 22.02.2023 11:38 Schon seltsam. Ich gehe seit Jahrzehnten zum Fußball und zwar von der Kreis- bis zur Bundesliga. Außerdem habe ich selbst erfolglos genug gekickt um zu wissen, dass selbst Gurken wie ich immer eine Möglichkeit hatten, sich in die Mannschaft zu spielen: mit Einsatz, Einsatz, Einsatz.

In der Regel (ist beim Kampfsport übrigens auch meistens so, vor allem im Vollkontakt) gewinnen die Sportler, die sich am meisten den Allerwertesten aufreißen und bis zur Gänze austrainiert sind - gerade eben weil sich so technische Defizite ausgleichen lassen. Wer z. B. im Ring steht und der bessere Techniker ist, der hat trotzdem ein Riesenproblem, wenn sein Gegenüber marschiert ohne Ende. Kondition schlägt alles. Immer. Erst auf konditioneller Augenhöhe gewinnt die Technik - siehe Bayern.

Und damit sind wir wieder bei unserer schönen Borussia.

Hertha - Borussia 122 : 114 km Laufleistung: Niederlage. 8.000 Meter geteilt durch 10 Feldspieler macht 800 Meter weniger pro Feldspieler. Das sind Welten in einem Laufspiel.

Augsburg - Gladbach 117 : 112,5. 450 Meter weniger pro Feldspieler, nicht ausgleichbar : Niederlage

Borussia - BvB 118 : 109. Aha! 900 Meter mehr pro Spieler, Sieg.

Borussia - München 118 : 110. Und wieder 800 Meter mehr, da geht es plötzlich: Sieg.

Für alle Theoretiker, die es immer noch nicht glauben wollen, hier die Spiele und Punkte, wo wir mehr gelaufen sind als der Gegner:

5 Spiele, 15 Punkte, Schnitt: 3 Punkte pro Spiel.

Gegner ist mehr gelaufen:

16 Spiele, 14 Punkte, Schnitt: 1,14 Punkte pro Spiel.

Die drei Siege mit weniger Laufaufwand waren Zuhause gegen Hertha und Köln. Besonderheit: hier waren wir irgendwann einen Mann mehr. Auswärts gab es drei Punkte in Hoffenheim, der formschwächsten Mannschaft der Liga. Die Daten sind also eindeutig. Wir stehen da wo wir stehen, weil wir uns zu wenig bewegen und so nicht in der Lage sind, unsere technischen Vorteile auszuspielen.

Eindeutig ein Einstellungsproblem des Kaders und damit aber auch ein Trainerthema. Wer Arbeitsverweigerungen wie die von Thuram in Berlin durchgehen lässt und ihn nicht nach 30 Minuten runter nimmt und ein Zeichen setzt, darf sich nicht wundern. Und sollte aufhören, immer mit dem Finger auf andere zu zeigen.

Danke für die Darstellung der Daten.
Ich bin ganz Deiner Meinung, es ist mehr als augenscheinlich, wo unser Problem liegt. Und solange das von der sportlichen Leitung ignoriert wird, wird es hier nicht voran gehen.
Einsatz, Bereitschaft und Wille spiegelt sich in einem Laufsport zumeist durch Laufleistung aus.
Wen nicht läuft, kann sich nicht frei laufen, kommt weniger in Zweikämpfe, ist weniger anspielbar und kann weniger Raumgewinn für die eigene Mannschaft erzielen. Und wenn grundsätzlich zu wenig Bewegung drin ist, gibt es in der Konsequenz auch wenig Sprints und tiefe Läufe. Es hängt also alles zusammen und ich kann nicht nachvollziehen, wie man das ignorieren kann.

Wie Farke ziehen einige hier ja auch Parallelen zu letzten Saison und dass wir aus dem Abstiegskampf kommen.
Dieses Argument zählt für mich nicht, denn nur weil letztes Jahr ein Trainer aus verschiedensten Gründen nicht das Leistungspotenzial aus der Mannschaft geholt hat, ist es ja nicht weniger bedauerlich, wenn es der aktuelle Trainer auch nicht schafft.
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von borussenmario » 22.02.2023 13:33

Andi79 hat geschrieben: 22.02.2023 12:31 Wenn es so einfach wäre wie hier teilweise beschrieben wird dann könnte jeder den Job machen.
Das ist wohl wahr. Habe letztens eine sehr interessante Analyse über Farkes Fußball bei Borussia gesehen, von absoluten Taktik- und System Gurus, die alles, was auf dem Platz passiert nicht nur verstehen, sondern auch wunderbar bis ins kleinste Detail erklären konnten. Danach war ich mir sicher, dass ich und ganz viele hier von Fußball weit weniger Ahnung haben, als wir denken.

Farke wurde dort sehr gelobt für sein taktisches Spiel, was laut denen bis ins zweite Drittel geradezu herausragend umgesetzt wird. Unser Hauptproblem ist, neben manchmal zu viel Ungeduld, das letzte Drittel vorne. Deren Prognose, wenn dort die ein oder andere gute Verpflichtung für Farkes Fußball stattfindet, kann das hier aber mal richtig was werden.

ewigerfan hat geschrieben: 22.02.2023 11:38 Für alle Theoretiker, die es immer noch nicht glauben wollen, hier die Spiele und Punkte, wo wir mehr gelaufen sind als der Gegner:
Auch das ist eigentlich nur logisch. Wenn wir gegen tief stehende, gut geordnete Gegner spielen, also mehr lauern, dann bedingt das logischerweise weniger Läufe, denn ohne Räume keine oder wenige Sprints, dafür mehr Ballgeschiebe und warten auf die Lücke.
Andersrum gegen Gegner, die offensiver agieren, mehr Platz, mehr Lauern auf Konter, mehr intensive Läufe und Sprints, da logischerweise viel mehr Platz.

Damit erklärt sich deine Statistik selber.

Thomas Tuchel (ich denke, wir sind uns einig, dass der ein Fußballprofessor und Taktik-Guru ist) sagt über die Laufleistung übrigens folgendes:

"Die Laufleistung hat keine Korrelation zum Ergebnis. Es wird oftmals hergezogen, wenn es zum Ergebnis passt, sprich nach dem Spiel, um zu beweisen, dass eine Mannschaft fleißiger war als die andere. Aber es gibt keine Korrelation."
"Es geht nicht darum, viel zu laufen, sondern intelligent zu spielen"


Und hier mal die recht aktuelle Laufleistungstabelle der Bundesliga. Neben uns befinden sich auch Freiburg, Plörre, Leverkusen und Dortmund in der unteren Tabellenhälfte, was auch ein deutliches Indiz für Tuchels Feststellung ist.
https://www.sport.de/fussball/deutschla ... fleistung/
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von mojo99 » 22.02.2023 13:42

Aber wenn man nicht intelligent spielt, muss man eben viel laufen :wink:
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von borussenmario » 22.02.2023 13:47

Frei nach dem völlig anders gemeinten Motto, was man nicht im Kopf hat, muss man in den Beinen haben. :mrgreen:
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von Borusse 61 » 22.02.2023 13:55

Die heutige PK (ab 1 Min. 55).... :arrow: https://www.youtube.com/watch?v=MC8kqYmr_gc
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von Seattle Slew » 22.02.2023 14:06

borussenmario hat geschrieben: 22.02.2023 13:33 Farke wurde dort sehr gelobt für sein taktisches Spiel, was laut denen bis ins zweite Drittel geradezu herausragend umgesetzt wird. Unser Hauptproblem ist, neben manchmal zu viel Ungeduld, das letzte Drittel vorne. Deren Prognose, wenn dort die ein oder andere gute Verpflichtung für Farkes Fußball stattfindet, kann das hier aber mal richtig was werden.
Also baut Farke gerade in einem Gebiet, in dem es durchaus auch regnet, ein Haus ohne Dach.
Was haben denn die Fußballexperten zu den Gegentoren gesagt? Nicht, dass der Keller auch noch fehlt.


Nur ganz nebenbei: Von der Laufleistung habe ich übrigens bewusst nie geschrieben, weil ich das so sehe, wie Tuchel.
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von borussenmario » 22.02.2023 14:14

Kleine Fehler, die sich einzeln nichtmal gravierend auswirken, aber wenn sie sich summieren, halt gravierend sind. Beruhend meist darauf, dass wir zu ungeduldig, sprich nervös und hektisch wurden. Wenn quasi einzelne Spieler in diesem System plötzlich eigene Entscheidungen treffen, z.B. Bälle spielen, ohne sich an die taktischen Anweisungen zu halten.
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Re: Cheftrainer Daniel Farke

Beitrag von Seattle Slew » 22.02.2023 14:26

Soll man das denn dauernd ignorieren und einfach weiter machen? So nach dem Motto, wenn es dann alle richtig gemacht hätten, wäre es vielleicht ein Kunstwerk geworden ...
Letztendlich läuft es so doch auf das Hinaus, was ich gerade versuche, deutlich zu machen: Um mit einer Spielweise erfolgreich zu sein, braucht es dafür die geeigneten Spieler.

Und wenn man die nicht hart, muss man das einsehen und so spielen, wie es mehr Erfolg bringt.
Zuletzt geändert von Seattle Slew am 22.02.2023 14:32, insgesamt 2-mal geändert.
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