Christensen spielt von seinem Potential her in einer ganz anderen Liga. Bei ihm sieht es meist nicht einmal danach aus, dass er überhaupt einen Zweikampf führt. Er steht fast immer richtig, ist schneller am Ball als der Gegenspieler. Das sieht leicht aus. Wir sprechen meiner festen Überzeugung nach von einem IVer, der in ein paar Jahren auf dieser Position zu den Besten der Welt gehören kann, wenn ihn nicht Umstände - wie beispielsweise schwere Verletzungen - vorher ausbremsen. Gegen Bayern kam das in der Tat nicht so zum Vorschein. Die Szene, wo er sich in Höhe der Eckfahne von Müller mit einer simplen Körpertäuschung austricksen lässt, war absolut atypisch. Ich maße mir in keiner Weise an, Hinteregger abschließend beurteilen zu können, aber eins behaupte ich doch: Er ist ein ganz anderer Spielertyp und wird das Potential von Christensen niemals erreichen können. Dafür habe ich in einem halben Jahrhundert schon genug Fußballer gesehen, um das zu behaupten. Das spricht nicht gegen Hinteregger, sondern für Christensen. Wenn der nicht bei Chelsea bleibt, landet er bei den Bayern, Real oder Barcelona - jedenfalls in dieser Kategorie. Davon bin ich überzeugt.leilei hat geschrieben:Deswegen zweifle ich dein Urteil über Christensen auch nicht an - es mag stimmen, aber all das hat er gegen die Bayern eben nicht gezeigt.
Ich gestehe zu, dass schon die Ausgangssituation für Martin nicht wirklich glücklich war. Ich zitiere dich:
Wir sprechen zusammengefasst also von einem Spieler, der mit wenig Spielpraxis, aus einer schwächeren Liga kommend, viele Verletzungen in jüngerer Vergangenheit hatte und zudem nach Problemen mit dem Trainer und herber Kritik in den österreichischen Medien zu uns kam.leilei hat geschrieben:Martin Hinteregger hat vergangenen Herbst bis Weihnachten kaum gespielt. Hinteregger kommt aus einer schwächeren Liga zu Borussia in die Dt. Bundesliga, ist seit längerem ohne Spielpraxis, hatte im Herbst viele Verletzungen, kommt nach Problemen mit dem Trainer und herber Kritik in den österreichischen Medien.
Du sprachst es dann selbst an. Ein solcher Spieler muss verunsichert sein und soll dann in etwa 3 Monaten - zudem in einer entscheidenden Saisonphase - Borussia überzeugen können, ihn fest zu verpflichten? Das erscheint kaum möglich. Wenn die Kaufoption im Vordergrund gestanden hätte, wäre die ganze Art der Vereinbarung, insbesondere die kurze Laufzeit, zumindest fragwürdig gewesen. Borussia benötigte zu der Zeit einen IVer, der nach wenigen Spielen eine wirkliche Verstärkung hätte sein sollen und eben keinen Perspektivspieler, der vielleicht erst in der nächsten Saison sein volles Potential abrufen kann. Das war bei einem jungen Talent wie Christensen von Beginn an ganz anders implementiert (2 Jahre Laufzeit).
Nein, diese Vereinbarung machte für mich überhaupt nur dann Sinn, wenn Hinteregger in der Lage gewesen wäre uns schon nach kurzer Eingewöhnungszeit in der Rückrunde entscheidend weiterzuhelfen. Hier stand die Leihe absolut im Vordergrund. Um die Kaufoption zu ziehen, hätte er schon in dieser vergleichsweise kurzen Zeit sehr nachdrücklich überzeugen müssen. Ist das unfair? Nun, bei einer solchen Vereinbarung sitzen mehrere am Tisch. Wenn RB Salzburg dieser zustimmte, hatten sie dann nicht das Wohl ihres Spielers im Auge gehabt? Wollten sie ihn etwa loswerden (Streit mit dem Trainer)? Wie sah es mit dem Berater von Martin aus? Stand für ihn hauptsächlich der verlockenden "Lottogewinn" (für sich selbst und Martin) am Horizont, ohne die großen Risiken für den Spieler ausreichend zu beachten?
Es mag hart klingen, aber Borussia kann als Verein, der sich im Konkurrenzkampf um das internationale Geschäft befindet, nicht als eine Art "Rehabilitationszentrum" für einen in vielerlei Hinsicht angeschlagenen Spieler dienen, sei es nun Hinteregger oder irgendein anderer. Den setzt man da ein, wo man glaubt, er könne uns in dem jeweiligen Spiel am besten nützen. Ich gehe davon aus, dass Borussia sich ein Bild von seinen grundsätzlichen Fähigkeiten gemacht hat. Man beobachtete ihn wohl schon länger und im Gegensatz zu uns, konnte das Trainerteam ihn nicht nur in Spielen bewerten. Leicht gemacht hat man es sich bestimmt nicht. Trotzdem ist es immer möglich, dass man das Potential eines Spielers nicht richtig einschätzt. Die Beispiele hierfür sind Legion. Marco Reus etwa war ein Talent von Borussia Dortmund, das dort im wahrsten Sinne des Wortes als zu leicht befunden worden war. Hier zeigte er, was in ihm steckt.
Martin selbst machte mir in dem hier verlinkten Interview einen sehr sympathischen Eindruck. Er sah die Gründe dafür, dass es nicht zu einer Verpflichtung kam, in erster Linie bei sich. Daran sollten sich alle ein Beispiel nehmen, die ihn wohl auch aus ganz persönlichen Gründen, die nicht alleine etwas mit Fußball zu tun haben, so vehement hier verteidigen:
Ich verstehe das durchaus, aber diese Einleitung lässt in mir den Verdacht aufkommen, den Spieler gut finden zu wollen, komme was wolle. Wenn dem so ist, wird man doch eher geneigt sein, Fehler und Schwächen eines Spielers zu entschuldigen oder mindestens zu relativieren, oder ist das abwegig?AlanS hat geschrieben:Was ich so über ihn gelesen habe, macht ihn mir mega sympathisch. In dem Alter war ich genau so drauf. Mir gefallen solche Typen.
Mir tut es sehr leid, dass es mit Martin nicht klappte. Das ist meine ehrliche Meinung. Wenn ein neuer Spieler kommt, gehe ich immer erst mit einer positven Erwartungshaltung an ihn heran, jedoch nicht, weil ich den Spieler gut finden will, sondern auf eine Verstärkung für Borussia hoffe. Ich konnte mein Urteil nur aus dem bilden, was ich bis jetzt selbst gesehen habe. Da konnte er mich eben nicht überzeugen.
Bei Christensen würde ich anstelle von Borussia bis an die Schmerzgrenze gehen, wenn sich auch nur die kleinste Chance ergäbe, ihn zu verpflichten. In ein paar Jahren dürfte sich sein Marktwert vervielfacht haben. Bei Hinteregger spielt für mich die Höhe der Ablösesumme überhaupt keine Rolle (ich muss es allerdings auch nicht verantworten). Ich sehe in ihm keine Verstärkung, sondern allenfalls eine Ergänzung. Eine solche Rolle als Ergänzungsspieler können meiner Ansicht nach aber auch andere Spieler von uns wahrnehmen, selbst wenn Hinteregger stärker sein sollte als sie. Auch für Martin selbst wäre eine Rolle als Backup sicher nicht das, was er sportlich als Nationalspieler anstreben sollte. Nur auf die Hoffnung bauen, er könnte sich noch erheblich steigern, wäre mir, wenn ich es aus der Perspektive von Borusia sehe (und nur die ist mir wirklich wichtig) zu riskant.
Ich wünsche Martin alles Gute. Schade, dass es nicht geklappt hat.