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von Steve » 30.12.2008 14:32
Klar könnte man ihm vorwerfen, dass er bei der Menge seiner guten Torchancen 3-5 Tore mehr hätte machen müssen, aber dennoch halte ich ihn für einen guten Stürmer! Es ist meiner Meinung nach einfach so, dass er mit seinen Schwächen und nicht mit seinen Stärken ins Spiel "eingebunden" wurde. Ich denke, Rob Friend ist stark, wenn er
1. nicht allein da vorne im Sturm rumeiern muss und er einen zumindest halbwegs wuseligen und technisch soliden Stürmer an seiner Seite hat (Neuville, Colautti),
2. nicht fünf Meter in der gegnerischen Hälfte mit einem halbhohen bis kopfhohen Pass angespielt wird, diesen irgendwie auf den Boden holen muss und dann versuchen darf, den Ball in den ersten zwei Sekunden gegen bis zu zwei defensive Mittelfeldspieler und deren Knie im Rücken zu behaupten. Sollte das gelingen, steht er vor der prickelnden Entscheidung, den Ball entweder wieder 10 Meter zurück zu nem Verteidiger zu spielen, die das ganze Prozedere dann wiederholen, weils so schön war, oder ob er nicht in ein Sprintduell über 40 Meter geht, das er mit seiner unglaublichen Sprintstärke selbstverständlich gewinnen wird. Dann jaulen alle, dass der Ball nicht länger als 5-8 Sekunden gehalten werden kann, kein Spielaufbau stattfindet und Rob Friend zu guter Letzt nach 70 Minuten auch noch völlig platt im Strafraum rumtaumelt, wenn sich die anderen Spieler auch mal bequemen, die Mittellinie zu überschreiten, nur dass es dann ja immer schon 0-2 bis 0-4 steht und ein Zufallstörchen (van den Bergh in Dortmund) auch nichts mehr nützt.
3. Es gibt noch die von fußballerischer Brillianz geprägte Variante, Rob Friend an den 16er der Gegner zu schicken und dann die Pille nach vorne auf ihn zu knüppeln. Dass der Ball dann meistens noch total ungenau kommt, Rob 20 Meter zum Kopfballduell rennen muss, um den Gegner dann durch die Lauf- und Sprungbewegung (teilweise auch -zugegeben- ungeschickt) zu foulen, ist dann die Krönung des Ganzen. Sollte er dann den Kopfball gewinnen: Wer ist dann anspielbereit? Den weltberühmten Außenverteidigern à la Levels kommt ja im Traum nicht in den Sinn, was Konstruktives nach vorne zu machen. Und die Außen (wenn wir denn nominell welche haben) und offensiven Mittelfeldspieler werden von dem langen Hafer auch in Schallgeschwindigkeit übergangen, sodass sie niemals rechtzeitig an Friends Kopfballablage kommen können. Über das Mitwirken des zweiten Stürmers bei der Aktion braucht man ja mangels Existenz nicht zu sprechen.
Ums auf den Punkt zu bringen: Warum man nicht einfach zumindest versucht ein gepflegtes Kurzpassspiel unter Einbeziehung der Außen aufzuziehen, um dann entweder ne gescheite Flanke im 16er auf Rob oder einen flachen Kurzpass auf den hoffentlich vorhandenen zweiten Stürmer zu bringen, bleibt mir schlicht und ergreifend ein Rätsel. Die Probleme im Sturm allein an Rob Friend auszumachen bleibt für mich absolut unverständlich, auch wenn es mich einige Nerven gekostet hat, seine verballerten Chancen mit anzusehen.
Wenn man so sträflich von Mitspielern und System im Stich gelassen wird, kann man als einziger Stürmer nichts machen. Selbst irgendwelche sprintstarke Topstürmer à la Arshavin oder so sind doch nach dem 17. Sprint von der Mittellinie aus einfach platt....