AlanS
Du mußt mein Posting zu Hofmann richtig einordnen. Liest Du zurück, dann wirst Du zum Beispiel von mir kaum eine positive Einschätzung zu Hofmann finden können. Ich sah ihn und sehe ihn bis heute ziemlich kritisch - was seine Entwicklung, seine Wertigkeit für die Mannschaft, das Paket aus Leistungsvermögen, Anspruch und Wirklichkeit betrifft. Warum gerade er so ein hohes Standing bei Hecking hatte und bis heute hat kann ich nicht immer nachvollziehen - um es mal charmant auszudrücken. Doch Hecking sah und sieht in ihm Potenzial. Und da dürfen wir alle mal davon ausgehen, daß er das als Trainer dieser Mannschaft am besten wird beurteilen können. Das muß man ihm als Trainer zugestehen. Er hat seine Vorstellung vom Fußball, den er spielen lassen möchte. Und dazu braucht er Spieler, die seine Ideen auf dem Platz umsetzen. Was das anbetrifft, hat jeder Trainer eigene Ansätze. Diese Ansätze "verpflichtest" du, wenn du diesen oder jenen Trainer einstellst. Das ist so, das war so, das wird immer so bleiben.
Mehr als Leistungsbereitschaft war in den allermeisten Spielen, die Hofmann bei uns gespielt hat, bei ihm nicht zu sehen. Hat ihn Dortmund und Mainz auf der Außenbahn gespielt, dort eigentlich eher links. Talent hat man schon immer gesehen. Aber eben auch viele Defizite. Die Robustheit im Zweikampf, das direkte Zweikampfverhalten, das Erkennen der Spielsituation, das Verschieben usw. Technisch ist er gut ausgebildet. Die körperliche Komponente war bei ihm völlig vernachlässigt. Da hat er bzw. da haben seine Trainer mit ihm nicht ausreichend gearbeitet. Es reicht einfach nicht, hier und da Tempo aufzunehmen und wenn die Spielsituation abgeschlossen oder abgebrochen wurde - z. B. nach Torabschluß oder nach Ballverlust - stehenzubleiben und mal zu schauen, wie es weiter geht. Auch taktisch war Hofmann nicht sehr weit, als er zu uns kam. Das sieht man auch heute noch. Aufwand und Ertrag stehen oft in einem Mißverhältnis - und da rede ich nicht vom Torabschluß. Viele Laufwege, hohes Tempo mit Ball - aber oft schlampige Abspiele mit zu wenig Druck, zu oft den Kopf unten. Das Spiel beschleunigen kann er. Das Spiel beruhigen eher nicht. Dosiert Fußball spielen muß er noch lernen. Ein Spiel annehmen, intelligent spielen, weniger hektisch, weniger zapplig. Unter Druck die Bälle behaupten ist noch ne Stufe höher als einen verlorenen Ball zurück zu erobern - egal ob im Zweikampf oder durch Schließen des Raumes. Dann kriegst du Balance in dein Spiel, dann wird es weniger fehleranfällig und davon profitiert die ganze Mannschaft. Was nützen dir 5 gute Dribblings wenn dir durch das hohe Risiko bei jedem Ballverlust der Laden um die Ohren fliegt.
Aber er hat gearbeitet. Das sieht man recht deutlich. Taktisch sieht das manchmal schon recht gut aus. Ballverluste gehören bei ihm zu seinem Spiel - manchmal sind für meinen Geschmack noch viel zu viele vermeidbare Fehler dabei. Aber er arbeitet besser zurück, kehrt nach dem Versuch, den Ball zurück zu erobern, eigentlich recht schnell in die Formation zurück. Ein Zweikampfmonster wird er nicht mehr. Aber er kompensiert das durch bessere Laufleistungen, wobei ich auf die zurück gelegten Kilometer nicht so viel Wert lege. Du mußt intelligent laufen - nur so hast du die Körner, auch noch in der 80. oder 85. Minute für Entlastung zu sorgen.
Ich für meinen Teil honoriere das wenn ich sehe, daß da jemand arbeitet auf dem Platz. Die Wertigkeit von Hofmann für die Mannschaft ist - Stand heute - gestiegen. Noch ist er vor allem dann gut, wenn alle gut sind, wenn ne gewisse Ordnung herrscht, wenn das System stimmt, die Aufteilung. Wenn da Unordnung rein kommt, wenn der Gegner zustellt, selbst aufrückt, mehr Spieler in die Mitte stellt, dann zögert Hofmann noch viel zu oft, dann nimmt er sich selbst aus dem Spiel. Er ist noch nicht dominant, noch kein Spieler, der unter Druck angespielt werden kann, wenn die Mannschaft tief steht, Entlastung durch Ballbesitz sucht.
Daran muß er arbeiten. Er ist jemand, der arbeiten lernen muß. Talent hat er, das reicht nicht. Er ist 26, da muß ein Spieler "fertig" sein. Insgesamt ist er kompletter geworden, hat ne bessere Körpersprache, hat in den bisher 4 Pflichtspielen mehr überzeugt als enttäuscht. Das könnte der Anfang einer Entwicklung sein, die jetzt 2 Jahre andauert. Jetzt könnte es was werden mit ihm. Wenn er weiter arbeitet, wenn die Mannschaft noch gefestigter ist, wenn das Selbstvertrauen noch größer wird.
Das ist eigentlich meine Einschätzung - Stand jetzt - zu Hofmann. Habe das so oder so ähnlich schon öfter gepostet die letzte Zeit.
Ob er jetzt ne Stammplatzgarantie hat oder nicht - das kann ich nicht beurteilen. Ich habe meine Meinung zum Leistungsprinzip hier schon oft zum besten gegeben. Fakt ist, daß auch Hofmann gezwungen ist, seine Leistung auf hohem Niveau zu stabilisieren, zuzulegen, seinen Platz zu verteidigen. Wir haben gute Leute im Kader - Benes, Cuisance etc. - die in Teilen bestimmt besser sind, technisch, im Abschluß, von der Perspektive her. Ihnen hat Hofmann eine konstante verletzungsfreie Vorbereitung voraus, das Standing beim Trainer und mit 26 Jahren auch noch ne gewisse Erfahrung.
Mit "Was wäre wenn...." sollten wir uns nicht beschäftigen. Es ist nicht zu klären, ob Spieler A durch konsequente Spielgarantie letztendlich die Mannschaft stärker macht oder nicht. Und es ist auch nicht zu klären, ob Spieler B durch weniger Einsatzzeiten schlechter wird. Die Einsatzzeiten von Hofmann können ihm letztendlich nicht zum Vorwurf gemacht werden.
Und ungerecht ist Profifußball letztendlich nicht. Wenn ein Spieler sich ungerecht behandelt fühlt, dann kann er wechseln. In der Regel bringt das Spieler aber nicht entscheidend weiter. Spieler wie Cuisance, die nah dran sind an der ersten Elf, sollten das höhere Trainingslevel nützen, um sich zu verbessern, zu lernen, zu schauen, was verlangt wird auf dem Platz. Wenn du diesen Anspruch als Spieler hast, dann hältst du dich automatisch fit für den Moment, wo du reinkommst. Und dann hast du gute Voraussetzungen, Trainer und Mannschaft zu überzeugen, der bessere zu sein.
Nur meine Meinung.
Das soll´s aber jetzt auch gewesen sein.