Nicht umsonst sagt er ja, dass es ihm heute besser geht als zum Zeitpunkt seines 7. Toursieges. Erstaunlich finde ich aber wirklich, dass er 2009 wohl sauber im Alter von 36 Jahren auf Platz 3 gefahren ist. Ein Sieg scheint mir daher sauber durchaus möglich zu sein mittlerweile. (Ich kaufe ihm ab, dass er sauber war, weil er überhaupt keinen Grund mehr hatte zu lügen..)
Dass er bei den Siegen voll bis oben hin war ist doch nun wirklich nichts Neues. Verstehe die Dramatisierung nicht. Beloki, Basso, Ullrich, Armstrong, Vinokourov, Klöden, Zülle, Tonkov, Gonzalez de Galdeano, Pantani, Rumsas, Virenque... Wer war denn sauber von Armstrongs Konkurrenten? Bei den meisten wusste man doch schon lange bescheid, oder sie haben schon gestanden.
Ich werde auch weiterhin Tour gucken, weil diese Leistung (egal wie voll die Fahrer heute noch sind oder nicht) einfach nicht vollständig nichtig dadurch wird, dass die Leute (salopp gesagt) ein paar Mittelchen nehmen. Setzt euch mal 3,5 Wochen lang auf ein Fahrrad, fahrt solche Etappen mit solchen Steigungen und Profilen und macht dabei genau 2 Tage Pause, während ihr an den anderen Tagen im Schnitt 40km/h fahrt. Selbst wenn ihr alles in euch reinpfeifen dürft, was ihr möchtet, wird das nicht spaßig. Und wie diese Leute jeden Tag aufs Neue an ihre Grenzen gehen und wie sehr individuell der Sport ist, fasziniert einfach.
Da hat ein Schleck einen anderen Fahrstil als ein Wiggins, ein Klöden fährt ganz anders als ein Nibali. Thomas Voeckler kollarbiert fast auf dem Fahrrad und rettet sich fluchend und brüllend einen vierten Platz ins Ziel, während man genau sieht, wie sehr er über seinem Limit ist. Diese taktischen Spielchen, Abhängigkeiten von Tagesform, dramatische Wendungen etc. bietet kein anderer Sport in dem Maße finde ich.
Und das macht mir keine so selbstverständliche Sache wie das Geständnis Armstrongs kaputt.
Und nicht falsch verstehen - sehe auch, dass jahrelang Millionen von Zuschauern belogen und betrogen wurden. Aber wer nicht daran glaubt, dass mittlerweile auch ein paar saubere (oder viele?) Fahrer dabei sind, der tut einfach jedem Unrecht, der diesen Beruf fair ausübt und da gibt es sicher einen gewissen Anteil. Es gilt einfach auch, dem Sport eine Chance zu lassen. Und dass Armstrong gedopt war, sagt eigentlich gar nichts über die jüngere Vergangenheit des Sportes aus (außer vllt. dass er sauberer geworden ist, da er wohl ungedopt auf Platz 3 fuhr?!?!).