WeißeRose hat geschrieben: ↑03.12.2020 23:23
Das tue ich. Wenn auf meine Begründungen für meine Sichtweisen aber gar nicht eingegangen und sie immer wieder nur ignoriert werden, dann wird es schwierig eine andere Sichtweise (außer Schuldzuweisungen an einzelne Spieler) überhaupt zu erkennen.
Was meinst Du damit? Ich verstehe es vielleicht nur nicht. Mit Dir wird doch diskutiert! Würden deine Argumente, die selbstverständlich völlig legitim sind, ignoriert, fände eine Diskussion überhaupt nicht statt. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn Du aber meinst, dass man deine Argumente übernehmen (= darauf eingehen) muss, dann reden wir aneinander vorbei.
Zur Sache:
Ein Unbelehrbarer, der seine Prinzipien (Pressing von A-Z) mit aller Macht durchdrücken wollte, war für mich Zorniger beim VfB. Davon ist Rose meilenweit entfernt. Den "Sündenfall" sah ich als Beispiel vielmehr in den ersten 30 Minuten gegen Schalke, als unsere Offensivspieler den Gegner in Ruhe aufbauen ließen. Von frühem Anlaufen keine Spur. Wenn man eine taktische Richtung vorgibt, dann sollte die aber auch bitte konsequent umgesetzt werden. Danach ging es ja auch, zunächst sogar mit demselben Personal. Nicht die zu offensive Ausrichtung war das Problem, sondern deren Umsetzung.
Ich bin sehr für taktische Flexibilität. Blindlings ins Verderben stürmen, dafür bin auch ich nicht. Mit der Zusammenstellung der Mannschaft und der Verpflichtung von Rose hat Borussia jedoch eine Grundsatzentscheidung für eine bestimmte Spielweise getroffen, die eher auf Offensive ausgerichtet ist. Attraktiver Fußball ist ein durchaus gewünschter Nebeneffekt, aber Ergebnisse haben selbstverständlich Priorität. Die Bezeichnung Spektakel empfinde ich dagegen beinahe schon als Verächtlichmachung, weil dieser Begriff eine unreflektierte und naive taktische Ausrichtung impliziert.
Wenn wir konsequent unsere Linie verfolgen, bilden Defensive und Offensive ein stimmiges Gesamtpaket. In der letzten Saison hatten ganze 2 Mannschaften weniger Gegentore als wir. Schon das widerlegt die Behauptung, unsere Spielweise sei für die aktuell vielen Gegentoren verantwortlich.
Wir hatten schon vor Rose eine Bilanz gegen die Bayern wie kein anderes Bundesligateam seit 2012. Das Problem war doch in erster Linie nicht die Bilanz gegen Spitzenteams, sondern dass wir so viele Punkte gegen andere Mannschaften liegen ließen. Den Großteil der Punkte holt man nicht gegen 4 Spitzenteams, sondern gegen die 13 anderen Mannschaften. Da ließen wir zu viele Punkte liegen. Die Gefahr besteht auch jetzt wieder.
Selbstverständlich kann man gegen Spitzenmannschaften nicht so dominant auftreten wie gegen andere Teams. Das lassen die nicht zu. Und trotzdem sollte man auch gegen diese Mannschaften versuchen, soweit wie möglich die Prinzipien des eigenen Spiels durchzuziehen. Sonst ist es nur eine Frage der Zeit, bis man sich Gegentore einfängt. Geradezu ein Paradebeispiel war unser Heimsieg gegen die Bayern, als wir erst nach dem Rückstand unsere Ängstlichkeit ablegten. Man kann auch das 2:2 in Leipzig anführen. Dort war es nur umgekehrt, als wir eine mutige erste Hälfte hinlegten. Die effektivste Defensive ist für mich, den Gegner so weit wie möglich vom eigenen Tor fernzuhalten. So möchte ich Borussia sehen! Mut darf freilich nie zu Übermut werden. Die Balance hinzubekommen, ist die große Kunst. Vielleicht sind wir in diesem Punkt nicht mal so weit auseinander.
Wir können jederzeit kleinere Anpassungen vornehmen wie zuletzt gegen Leipzig, sollten aber immer im Auge behgalten, dass unsere größten individuellen Qualitäten unsere Offensivspieler haben. Da verfügen wir sogar über internationale Klasse, und zugleich hat Real in der Defensive immer wieder Probleme.
Eins sollte man aber auch bedenken. Eine stetige Vorwärtsentwicklung gibt es im Sport nicht. Es wird immer wieder Phasen geben, in denen man auch mal einen Schritt zurückmacht, um im besten Fall wieder 2 voranzukommen. Vorwärts immer, rückwärts nimmer, ist im Leben wie im Sport nur ein frommer Wunsch. Insoweit sollten wir bei allen Enttäuschungen Geduld aufbringen, sofern wir Vertrauen haben, dass der eingeschlagene Weg bei Borussia grundsätzlich richtig ist. Die letzten 9 Jahre bieten insgesamt eine gute Grundlage dafür.