HerbertLaumen hat geschrieben:
Und? Wenn wir im Mai 2019 dann mit langweiligem Fußball Neunter oder Elfter werden, was meinst du, wird dann passieren? Wie wird sich dieses "messen lassen müssen" dann zeigen?
Mal als kleiner Denkanstoß:
Wir durchschritten dunkle Täler und erklommen stolze Höhen.
Komme doch was da wolle wir werden immer zu dir stehen!
Beides hat erst einmal nichts miteinander zu tun, überhaupt gar nichts.
Als Fan von Borussia Mönchengladbach werde ich immer diesen Verein wie in den vergangenen über 45 Jahren im Herzen tragen, beim zuschauen mitfiebern, im Stadion anfeuern und hoffen, hoffen, hoffen, dass die Mannschaft gewinnt, am liebsten auch wieder häufiger schönen Fußball zeigt. Das war so in all den graupenjahren in den 90-ern und 2000-ern, in der zweiten Liga und zu den besten Zeiten in den 70-ern, 80-ern (ja auch da gab es tolle Fußballjahre ohne Titel), unter Favre und Schubert.
Ich kapiere einfach nicht, wieso einige hier glauben, dass dieses "Fansein" gleichzeitig bedeuten muss, alles hinzunehmen, was im Verein bei Verantwortlichen passiert, immer Vertrauen darin zu haben, dass die Menschen, die für den Verein tätig sind, schon das richtige machen und ja immer so viel mehr davon verstehen, als wir selber. Fan sein heißt doch nicht hörig sein und nicht auch mal konträrer Meinung und zwar begründet. Im Gegenteil, genau solche "blinden" und quasi "hörigen"Fans, die blindes Vertrauen haben und nie schlechte Entwicklungen oder Handlungen der Verantwortlichen in Frage stellen und immer alles glauben, was die erzählen, auch wenn die Taten danach dem widersprechen, sind für mich für einen Verein gefährlicher als konstruktiv-kritische Fans.
Sorry, als Mitte der 90-er wir den Effe zurück geholt, den Pokal gewonnen haben und eine so richtig teure Mannschaft hatten, da habe ich mich als Fan, der beruflich sehr viel mit Bilanzen und Finanzen zu tun hat und Kennzahlen einordnen kann, schon gefragt, wie lange geht das gut. Ich habe mal in einem offenen Fußballforum schon zu den ersten Hofmann-Zeiten des HSV die heutige Schuldenkrise quasi prophezeit, hier laufen nicht nur Nichtsblicker herum, die nicht auch Entwicklungen erkennen. Nein, ich maße mir nicht an, dass mein Fußballsachverstand ausreicht, um zu erkennen, welche jungen Talente irgendwo auf der Welt super zu uns passen und große Karriere machen können.
Nach 20 Jahren aktivem Fußball, hat damals nur für die höchste Jugendklasse in Südbaden gereicht und damalige Verbandsliga, und viel Beschäftigung mit Taktik und Entwicklungen im modernen Fußball, sowie einer Trainertätigkeit in einer anderen Sportart in der zweithöchsten deutschen Klasse, glaube ich aber, so ein klein wenig von Fußball, Trainingskonzepten, Entwicklungen von Spielern und Menschen zu verstehen und auch zu erkennen.
Ich maße mir jedoch an, finanzielle Möglichkeiten ziemlich gut einschätzen und beurteilen zu können und auch Entwicklungen in diesem Bereich einordnen zu können und dieses Eberl-Interview zeigt doch schon eine ganz entscheidende Entwicklung aus den letzten beiden Jahren auf. Das Verpassen von Europa in der letzten Saison führte dazu, dass wir nur durch den Dahoud-Verkauf größere Beträge investieren konnten, das erneute Verpassen von Europa in dieser saison wird wieder Millionen kosten und damit unseren Spielraum weiter einengen und uns für bestimmte Spieler unattraktiver und manche nicht finanzierbar machen, wenn wir nicht auch Qualität abgeben. es muss Eberl also gelingen für weniger Geld höhere Qualität einzukaufen. Das ist eine große Herausforderung.
Jetzt zum zweiten Teil:
Eine dritte Saison dieser Art, ohne Europa, nachdem wir zweimal im letzten und in diesem Jahr zumindest von den Kaderkosten und den Investitionen in den Top6 der Liga waren, aber eben nicht von der Platzierung her, hätte finanziell fatale Folgen in mehrfacher Hinsicht:
- Die TV-Gelder sinken deutlich durch die schlechtere Durchschnittsplatzierung
- die Zahlungen der Sponsoren fallen, weil Sonderprämien wegfallen
- Borussia ist für neue Sponsoren und Geldgeber uninteressanter als vorher
- der qualitative Abstand zu den Vereinen vor uns wächst stetig an, die Chance,dass wir es nutzen, wenn bei uns alles optimal läuft und bei anderen nicht, wird immer geringer
- die Herausforderung an Eberl, für kleineres Geld mehr Qualität als andere zu holen, wird immer größer
- Borussia wird für neue, jüngere Fans immer unattraktiver. ich wohne ja ein gutes Stück weg vom Borussia-Park, vor 3,4 Jahren gab es Kiddies, die aufgrund unserer Spielweise auch hier Gladbach-Fans wurden, seit 2 Jahren sind die nahe Null.
Wenn wir zum dritten Mal in Folge unser Ziel Europa (und ja, das soll und muss unser Ziel sein mit einem Etat, der dicht dran oder in den Top6 ist, mit einem Umsatz, der an die 200 Mio. € heran kommt) verpassen, geht zwar die Welt nicht unter, aber die Möglichkeiten und Chancen des vereins, da oben sich festzusetzen, sinken mit jedem Jahr, in dem uns das nicht gelingt, immer mehr.
Die Märkte haben sich verändert, auch größere Vereine haben gelernt und ihre Strategie verändert, suchen junge Talente, um diese nach vorne zu bringen, geben anders und cleverer Geld aus, der Spread bei den Ablösen wächst, wie Eberl richtig feststellt.
Verpassen wir dieses und nächstes Jahr wieder Europa, spielen wir einen Fußball, der keinem gefällt und auffällt, sondern schlicht langweilig ist, dann werden wir eine graue Maus im Mittelmaß, die sich mehr damit beschäftigen muss, Jahr für Jahr nicht nach oben schauen zu können, sondern hoffen, nicht nach unten abzurutschen.
Das Ärgerliche an der Geschichte wird dann sein, dass wir eine prima Ausgangssituation 2016 mit der CL-Quali hatten, wir hatten einen ausbaufähigen, gut besetzten Kader mit Potenzial, wir hatten Investitionsmöglichkeiten dank CL und Xhaka, wir hatten eine Mannschaft, die begeisternden Fußball spielte und damit viele Augen auf sich zog und Menschen wie Sponsoren begeisterte. Wir haben 2016 und 2017 Rekordumsätze, Rekordgewinne und ein rekordwachstum gehabt, so viel Geld wie noch nie zur Verfügung, einen so teuren Kader wie noch nie und in den letzten 3 Jahren diverse Rekordtransfers getätigt.
Das, lieber Herbert, war die Ausgangssituation und nichts anderes.
Wenn wir in 2019 dann da stehen und aus dieser Ausgangslage wurde ein Verein mit einem limitierten Kader, mit deutlich geringeren finanziellen Möglichkeiten, der dreimal Europa verpasst hat, dessen anziehungskraft und Attraktivität zu einer in jeder Hinsicht grauen, langweiligen Maus wurde, die zwar die Klasse hält und nicht in Abstiegsgefahr gerät, also einfach in der Liga mitschwimmt, dann hat der Verein, die Verantwortlichen, die Spieler etwas falsch gemacht und dann muss die Frage erlaubt sein, wer, wann und wieso und vor allem, OB eine Trendumkehr wieder möglich ist.
Es wäre fatal, wenn eine dritte Saison dieser Art ohne Konsequenzen bliebe, meiner Meinung nach und zwar
völlig unabhängig davon, ob ich als Fan mit diesem Verein mitlebe, mitfiebere, mitleide und mich mitfreue, egal gegen wen wir spielen, egal, wo wir spielen und um was und egal, wie "schön" dieser Fußball anzuschauen ist. . Das ist der Punkt, wenn es darum geht, mit dem verein durch dick und dünn zu gehen und zu ihm zu stehen.
Aber eben nicht, alles einfach hinzunehmen, was im Verein passiert und die Entwicklungen schön zu reden und sich nicht gegen Fehlentwicklungen zu Wort zu melden.
Wenn Fansein für manche bedeutet, klag- und kritiklos immer zu glauben, die da oben wissen es besser, machen es besser und werden das Kind schon schaukeln, dann bin ich kein Fan. Für mich bedeutet Fansein das, was ich geschildert habe und auch aufzupassen, was im Verein passiert.
Es gibt in der Geschichte des Fußballs unter Hunderten nicht einmal eine Handvoll Manager, Trainer oder Verantwortliche, die immer und über Jahre und Jahrzehnte hinweg, immer richtige Entscheidungen getroffen haben, den verein in die richtige Richtung geführt haben und immer nach dellen wieder nach oben geführt haben, sondern viel, viel mehr, bei denen irgendwann - egal wie toll sie vorher gearbeitet hatten, wie verbunden sie mit dem verein waren, wie sehr sie für diesen gelebt und gearbeitet haben - der Trend dann doch in die falsche Richtung ging, bei manchen, aktuell für mich Arsenal mit Wenger, kam aus Verbundenheit, Treue und Wertschätzung die Reaktion viel zu spät.
Bei uns ist das noch nicht der Fall, ein drittes solches Jahr, wohlgemerkt verbunden mit gleich langweiligem, uninspirierten Fußball und keiner klaren erkennbaren positiven Weiterentwicklung von Spielern und Mannschaft, wäre für mich ein klares Signal, dass der Trend in die falsche Richtung zeigt.
So, ist mal wieder viel länger geworden als geplant, egal, hängt halt mein Herzblut dran.