Borowkas 10 Gebote
eines "Top-Trainers":
1. Der Verein steht über allem. Das ist das allerwichtigste. Wenn einem Trainer der Verein, den er trainiert, eigentlich nicht so wichtig ist, dann ist er kein guter Trainer. Ich höre oft, daß ein Trainer sagt, es war immer schon mein Wunsch, in der Premier League zu trainieren oder so ähnlich... Dann ist es ihm auch scheißegal, ob der Verein Manchester, Southampton oder West Ham United heißt. Wenn die Vereine austauschbar sind wie Kugelschreiber in der Schublade, dann ist es der Trainer auch. Dann ist es ein schlechter Trainer.
2. Fachliche Kompetenz ist das wichtigste. Ohne sie bist du als Trainer verloren. Die Spieler merken es sofort, merken es als erste, wenn der Trainer nicht erstklassig ist. Und dann bis Du als Trainer verloren. Allerdings merken die Spieler es auch als erstes, wenn Du als Trainer was kannst. Wenn das dann noch Erfolge bringt, dann folgen sie dir. Dann hast du die Mannschaft gewonnen. Man kann die Truppe aber auch verlieren. Geht manchmal ganz schnell...
3. Ein Trainer muß eine eigene Spielphilosophie haben, eine Spielidee, ein System. Jeder Trainer, der das professionell betreibt, hat so was. Überwiegend war man selber Spieler, hat dann irgendwann gemerkt, daß so was wichtig ist, hat sich dabei ertappt, wie man strategisch denkt, wie man die Wichtigkeit von Taktik einschätzt. Das hat viel mit Erfolg und Mißerfolg zu tun und mit der Persönlichkeit eines Trainers, also mit demjenigen, der einem was beibringen soll. Viele erfolgreiche und große Trainer aktuell und vonannodazumal sprechen immer wieder von Trainern, die sie inspiriert haben, von denen sie geprägt wurden.
4. Der Trainer muß in der Lage sein, die Stärken seines Teams, seiner Spieler und die Möglichkeiten aber auch die Einschränkungen die das mit sich bringt, zu erkennen. Er muß, um die Sache weiter zu denken, von seinem fachlichen Können und seiner Persönlichkeit in der Lage sein, sein Spielsystem - also das, was ihn als Trainer im spieltaktischen Bereich ausmacht - den vorhandenen Möglichkeiten anzupassen.
5. Fußball ist Mannschaftsspiel. Und Mannschaftsspiel funktioniert nur mit mehreren Spielern. Es wird immer ein Leistungsgefälle zwischen einzelnen Spielern geben. Das System muß so etaibliert werden, daß die Stärken der Spieler im Vordergrund stehen und es muß so interpretiert werden, daß das Kollektiv die Schwächen einzelner kompensiert. Man muß konsequent sein im Umgang mit den Spielern, man muß nicht nur loben können, sondern auch sanktionieren - das ist viel schwieriger.
6. Er muß ein gewisses Charisma haben, eine Ausstrahlung, ne menschliche Komponente, ohne direkt kumpelhaft zu wirken. Ne Mischung aus Fachkompetenz, einer Ausstrahlung, aber auch professioneller Distanz - ohne die geht es nicht. Nirgends verbraucht man sich so schnell wie im zwischenmenschlichen Bereich.
7. Der Trainer muß die Spieler besser machen. Er muß junge Spieler ausbilden und verbessern können. Das ist, das war und das wird immer eines der Grundkomponenten des Fußballs sein. Egal, wie hoch Ablösesummen sind oder gerade deshalb. Die besten Mitarbeiter sind die, die man selbst ausbildet.
8. Der Trainer muß die Spieler beschäftigen, sie fordern. Die Arbeit muß abwechslungsreich sein, die Spieler vor Herausforderungen stellen, ihnen etwas abverlangen. Der Trainer muß also was von Trainingsaufbau, Belastung, die Situation der Spieler vor dem Spiel, die Vorbereitung etc. verstehen. Das sind alles Berufsspieler. Sie dürfen und müssen in puncto Taktik, Spielsystem bis an ihre Grenzen belastet werden. So lange sich Spieler mit ihrem Beruf beschäftigen müssen oder dürfen, so lange machen sie sonst schon keinen Blödsinn.
9. Ein Top-Trainer muß in jedem Club, in jeder Liga, egal wo er trainiert, mit seiner Qualität die Mannschaft voran bringen. Ein Trainer, der nur mit den besten trainieren und spielen kann, ist kein Top-Trainer. Ein Trainer, der schlechte Voraussetzungen hat und gute Erfolge erzielt, ist deshalb auch noch kein Top-Trainer. Bringt er diese Leistungen auch mit Top-Spielern oder bei anderen Vereine, dann ist er ein guter Trainer. Bringt der Trainer, der es gewohnt ist, im oberen Regal zu trainieren, diese Leistungen in irgend einer Form auch bei schlechteren Clubs auf den Platz, ist er ein guter Trainer.
10. Kommunikation ist wichtig. Spieler sind wie kleine Kinder, manche sind verhätschelt, manche sind arrogant, manche müssen angeschnauzt werden, manche müssen jeden Tag gekuschelt werden. Allen muß man zuhören, man muß über vieles hinweghören. Und man muß die Sprache können. Ohne is nicht.
Ok. Hören wir da mal auf. Ich hab das auch nur geschrieben, weil ich a) Zeit habe und b) weil ich diesen Thread echt gut finde. Und so ein Thread gehört finde ich auch mal nach oben gezogen. Unten ist er schnell wieder von ganz alleine.
Fazit:
Fußball ist eigentlich gar nicht so schwer. Fußball ist eigentlich auch finde ich gar nicht so kompliziert. Wenn man aber manche Leute drüber reden hört - ich meine jetzt die, die das professionell auf´m Platz oder auf der Trainerbank machen - dann könnte man meinen, man muß mindestens 25 Semester studiert haben, um diesen Sport zu verstehen.
Er hat sich professionalisiert, er ist technischer und öffentlicher geworden, jeder hat ne Meinung über ihn, manche glauben, ohne einen Psychologen im Verein geht die Welt unter und wenn mein Trikötchen nicht dreifach gefaltet auf meinem Plätzchen vor meinem Spindchen liegt, dann macht sich der Spieler öffentlich ins Höschen.
Aber Fußball ist immer noch nur Fußball. Ein Top-Trainer kann schon in der Bezirksliga arbeiten. Er kann aber auch in der Bundesliga arbeiten. Oder er kann im Moment gar nicht arbeiten, weil man ihn grad mal wieder rausgeworfen hat.
Man braucht keine Titel, um ein guter Trainer zu sein. Ein Titel, wenn man ihn denn nicht jährlich irgendwie verteidigt, ist nix als ne Momentaufnahme. Leistung bringen ist schwer, aber machbar. Leistung zu bestätigen ist viel viel schwerer.