Erst einmal vorab, BlackHawk, um das klarzustellen. Ein sehr schöner, sachlicher, und argumentativ aufbauendes Posting, das ich inhaltlich zwar nicht voll und ganz teile, aber verstehen, nachvollziehen und voll respektieren kann. Insofern geht es eben hier auch manchmal gar nicht darum, auf einen Nenner zu kommen oder aber den anderen zu widerlegen, weil das manchmal mangels objektiv bewertbarer Fakten gar nicht geht, sondern darum, unterschiedliche Sichtweisen auszutauschen und die andere Seite auch mal zum Nachdenken und reflektieren zu bewegen, mehr können wir gar nicht.
{BlacKHawk} hat geschrieben:
So ist das eben, wenn man jedweden Versuch, etwas Realismus und fundierte Begründung in die Diskussion zu bringen als Rosarote Brille Träger, Hecking Befürworter oder Unwissender abstempelt.
Soweit ich weiß haben weder Zaman, VFLmoney, Ruhrgas, midnightsun71, HebertLaumen oder auch ich (um nur ein paar Beispiele zu nennen) in letzter Zeit Hecking für seine Arbeit gelobt, oder gesagt dass der Trainer unschuldig wäre oder sonst was. Das einzige, was diese Personen in letzter Zeit versucht haben, ist mit ihren Beiträgen darauf hinzuweisen, dass es nicht damit abgetan sein kann den Trainer rauszuwerfen und wahlweise den Sportdirektor gleich mit. Das ununterbrochene und gebetsmühlartige Wiederholen von angeblichen Unzulänglichkeiten von z.B. Eberl wirft teilweise das Gefühl auf, unbedingt alle anderen mit dem Unmut anzustecken und jeder der anderer Meinung ist, sofort abzuschmettern. Ich habs schon mal gesagt und sag es wieder. Bildlich gesehen bekommt man hier einen Mob mit Heugabeln und Fackeln vor die Augen, die eine Hexe durchs Dorf jagen, und das Geschrei dient dazu möglichst viele aus den Häusern zu holen, damit die sich anschließen.
Ich denke, dass du mit dem letzten Satz übertreibst, klar gibt es hier einige User, die auch über das Ziel hinaus schießen und bei denen diese Gedanken aufkommen könnten, ich empfinde es eher so, dass die meisten Kritiker wie mario, Borowka, AlanS etc. und auch ich sich weitreichende Sorgen um Borussia machen und glauben, dass ein "Weiter so" - auch mit identischem Personal die Probleme trotz möglicher anderer Maßnahmen nicht entscheidend beheben wird. Und mit dem Personal meinen wir weniger Eberl als Hecking.
Das beschäftigt uns eben, weil wir nichts finden, was die Zuversicht mancher erfüllen könnte, dass der Trainer es schaffen könnte, die entscheidenden Weichen selber zu stellen. Und was die angesprochenen User (ich klammere Ruhrgas aus bestimmten Gründen aus) betrifft, ich kann deren Meinung genauso respektieren wie deine, nur das einzige, echte Argument für Besserung lautet meist: "Wir vertrauen darauf, dass Max Eberl das Richtige tun wird", mir und einigen anderen ist das zu wenig. Was die Analyse betrifft, es wäre wirklich fatal, wenn die erst jetzt beginnt und nicht schon zu 90-95% fertig ist. Denn die Probleme der Mannschaft, des Trainers, der medizinischen Abteilung, in der Kaderzusammenstellung sind seit Monaten, ja seit einem Jahr offensichtlich. Schon letzte Saison wurde versprochen, diese Dinge zu analysieren, wurde der Charakter der Mannschaft angesprochen und dass ein Leader fehlt, es hat sich nichts geändert. Diese Analyse müsste seit Wochen gemacht werden und bereits stehen, meiner Meinung nach.
Ich bin auch nicht mit Hecking zufrieden, ich bin auch nicht mit der Saison, unserer Spielweise und vor allem dem Auftreten unserer Spieler zufrieden. Aber zum einen muss ich nicht alle 5 Minuten sagen, wie schei**e doch alles ist, zum anderen fordere ich nicht ständig den Kopf von gefühlt 95% der Vereinsangestellten und Spielern. Was ich mir wünsche, ist Vetrauen in unseren Sportdirektor, denn das hat er sich verdient. Genauso sollte man nun Zeit geben, die Saison zu analysieren und versuchen mit richtigen Schritten den Weg zur bzw. in die neue Saison zu beschreiten. Eberl hat oft genug betont, dass auch er Fehler gemacht hat. Aber Fehler machen wir alle, und purer Aktionismus hilft dagegen gar nicht. Bis jetzt hat er immer eine Lösung gefunden und wird auch jetzt alles daran setzen, für unsere Probleme eine solche zu finden. Und wenn es mit Hecking ist, dann ist das so.
Lieber BlackHawk, ich habe schon einmal geschrieben, dass es für mich der Supergau wäre, wenn wir sowohl Hecking als auch Eberl verlieren würden, weil dann der Verein ernsthaft in Gefahr wäre, noch weiter abzurutschen. Ähnlich denken auch die meisten Kritiker, die sich sachlich äußern, alle anderen beziehe ich ausdrücklich nicht mit ein. Ich habe immer noch großes Vertrauen in Max Eberl und möchte keinen anderen auf diesem Posten sehen, ich habe jedoch kein uneingeschränktes und unbegrenztes Vertrauen mehr, dazu hat auch Max Eberl in den letzten 2-3 Jahren auch zu viele Fehler in meinen Augen gemacht und ist sein Auftreten und seine Außenwirkung für mich nicht mehr so unangefochten wie noch zu Favrezeiten.
Ich hatte es schon einmal geschrieben und da können wir über ein paar wenige Hard Facts sprechen, die im Prinzip unstrittig sein sollten. Wir hatten eine Ausgangssituation, die so aussah: Zweimal hintereinander CL mit entsprechenden Einnahmen, eine Mannschaft, die schönen, begeisternden Fußball spielen konnte, einige Abgänge von Klassespielern (Xhaka, Stranzl, Dahoud) - dafür aber auch Ablöseeinnahmen, die uns Investitionen wie nie zuvor ermöglichten. Ein stetiges Umsatzwachstum in Regionen, von denen wir vorher nur geträumt haben (Platz 5 in der Liga), ein Personaletat (top6), der dadurch so hoch sein kann wie nie zuvor und das ohne internationales Geschäft. Das Ergebnis der letzten 2 Jahre ist aber nicht nur Stagnation, das zweimalige (leichtfertige) Verpassen von Europa, viele verpasste Chancen, eine suboptimale kaderzusammenstellung, kein Leader auf dem Platz und eine Mannschaft, die ohne klares Spielkonzept wirkt und deren Fussball immer weniger begeistert und nur höchst selten ansehnlich ist, zudem immer wieder Fragen aufwirft, warum sie so agiert, wie sie agiert. Und eben ein Trainer, der in 16 Monaten keine sichtbaren und wesentlichen Veränderungen und Verbesserungen bewirkt hat, obwohl er in PK und Analysen scheinbar Probleme erkennt und anspricht.
Ja, BlackHawk, Fehler machen wir alle udn Fehler werden immer passieren, wir sind jedoch in einer Situation meines Erachtens, wo JETZT keine Fehler mehr gemacht werden dürfen. Und deine Aussage "wenn es mit Hecking ist, dann ist es so" könnte genau dieser Fehler sein, der dann der Fehler zuviel ist. Kann nicht muss und kann deshalb, weil mirbisher nichts, was Hecking getan, verändert, bewirkt hat, die Hoffnung gibt, dass nächste Saison alles besser wird.
Noch ein kurzes Statement zum Thema Vertrauen, ich hätte viel mehr Vertrauen und viel mehr Zuversicht, dass Max Eberl die richtigen Schritte unternimmt, wenn ich von ihm einmal in den vergangenen 12 Monaten so klare und deutlich selbstkritische Worte und eine klare Struktur in der Vorgehensweise bei der Fehleranalyse gehört oder gelesen hätte, wie z.B. bei einem Watzke in diesem Interview (
https://www.schwatzgelb.de/2018-05-16-i ... tml?buzz09). Stattdessen höre ich aber viel mehr, dass Kritik abgebügelt wird, eine zu hohe Erwartungshaltung kritisiert wird, obwohl diese meist gar nicht die Platzierung oder die internationalen Plätze alleine meint, sondern es um fundamentalere Dinge geht, dass nach Gründen gesucht wird, die für mich und viele andere (übrigens frag mal Fans anderer Vereine, wie die diese Aussagen wahr nehmen) wie Schönrederei wirken, zudem ein Leistungsanspruch, der zunehmend in seiner Demut anhand der wirtschaftlichen Kennzahlen als übertriebenes Understatement wirkt. Ich hoffe inständig, dass intern viel klarer geredet und gehandelt wird, meine Zuversicht dahingehens schwindet aber.
Unser geschätzter User uli1234 hat mal vor einigen Monaten einen Beitrag geschrieben, den ich sehr treffend fand. Ich weiß, dass er (vielleicht auch aufgrund seiner Gesundheit, gute Besserung!) ebenfalls immer frustrierter wurde, was ich gut verstehen kann. Auch damals war er schon öfters gegen die Entscheidungen von Hecking gewesen, vor allem die Aufstellungspolitik z.B. mit Grifo. Das hat ihn aber nicht daran gehindert, diesen Beitrag zu verfassen:
Das beides kombiniert mit den teilweise zum Haare raufenden Schiedsrichterentscheidungen in der Mitte der Saison, die nunmal auch auf den Kopf Einfluss nimmt, empfinde ich durchaus als eine Erklärung für die vergangene Saison. Dazu, dass alles sehr nah beieinander ist, selbst am Ende der Saison, nur 8 Punkte Unterschied zwischen Platz 3 und Platz 9.
Anderes Beispiel, unser "sensationeller 2." Schalke hat ja ne Bombensaison mit tollen Spielen gezeigt... Ehrlich gesagt fand ich deren Spiele noch schlimmer als unsere, nur sie hatten oft mehr Glück bei Entscheidungen und eben auch mit den Fehlentscheidungen des Gegners. In einer normalen Saison wären die mMn niemals soweit vorne gelandet und ich bezweifle, dass die Leute, die über die Spielweise von Hecking meckern, mit der Spielweise von Schalke nun glücklich wäre. Aber das Ergebnis würde beschwichtigen, das gebe ich zu.
Der gute Uli hat inzwischen seine Meinung aber ziemlich geändert, wie du sicher mitbekommen hast und zu Ruhrgas werde ich nichts schreiben.
Im übrigen, fast alle sachlichen Kritiker der Situation betonen immer wieder, dass es eben nicht nur Hecking ist, der Fehler gemacht hat, auch sie verweisen immer wieder auf Mannschaft, Kaderzusammenstellung, medizinische Abteilung, auch Schiedsrichterentscheidungen etc. Nur werten sie die Verantwortung anders, auch Aussagen, wenn hecking jetzt nach Ende der Saison und dem HSV-Spiel so argumentiert wie auf der PK und die Spieler ins Achtung stellt, dann galt dies doch schon Ende der letzten Saison, als die EL durch 3 schwache Auftritte in Folge vergeigt wurde, genauso und war auch dort schon erkennbar. und wer, wenn nicht er, hatte die Chance, genau darauf zu reagieren, warum jetzt - 12 Monate später, nach einer Saison, in der genau dies zigfach zu beobachten war.
Wir können natürlich immer wieder Gründe finden wie die Verletzten und die Schiedsrichterentscheidungen, um die Verantwortung von Trainer und Mannschaft ein wenig zu nehmen - und keine Frage, dass beides auch schwer zu handeln ist und starke Persönlichkeiten braucht. Aber genau darin beweist sich für mich ein starker und guter Trainer, dass er eben TROTZ dieser Widrigkeiten sein Team nach vorne bringt, ein "Wir" und "Jetzt-erst-recht"-Gefühl erzeugt und die Mannschaft gerade dann motiviert, Spitzenleistungen zu zeigen, wenn schon nicht spielerisch, dann kämpferisch, vom Willen, der Leidenschaft und der Einstellung her.
Im übrigen ist es genau das, was ein Tedesco geschafft hat und was die Schalker stark gemacht hat und der grund, warum Schalke Platz 2 geholt hat, das war spielerisch meist genauso ärmlich und furchtbar anzuschauen wie bei uns. Aber er hatte einen klaren Plan, für jeden Gegner, er hat der Mannschaft eingeimpft, dass sie erfolgreich sein kann, wenn sie ihm glaubt, ihm folgt und als Team alles gibt und dafür kämpft, fightet und Willen zeigt. Und er hat es vorgelebt, auch von der Intensität, wie er gearbeitet hat, wie viel Zeit er investiert hat, wie er sich für jeden engagiert hat. Und auch wie konsequent er einerseits durchgegriffen hat, wenn jemand aus der Reihe tanzte, aber demjenigen genauso seine Chance gab, es wieder gutzumachen.
Noch besser finde ich das Beispiel Nagelsmann, den ja manche auch hier schon als "entzaubert" bezeichnet haben und der es dann allen wieder bewiesen hat, wie es geht, der immer darauf vertraut hat, dass sich seine und die Arbeit der Mannschaft auszahlt. Hoffenheim hat 3 der wichtigsten Spieler der Vorsaison verloren, überschaubar investiert und steht besser da als letzte Saison. Das geht auch !!!
Das Max Eberl sagt, die Saison war "ok", zeigt für viele, dass er zufrieden mit dem Ergebnis wäre. Mir zeigt es, dass er nicht zufrieden damit ist, denn dann sähe seine Reaktion deutlich anders aus. Er weiß selbst, dass die Saison nicht toll war, da bin ich mir sicher. Nur weil er nicht öffentlich alles und jeden an den Pranger stellt oder auspeitschen lässt so wie von vielen gewünscht, heißt das nicht, dass er zufrieden mit einem schlechten Ergebnis ist und sich darauf ausruhen mag. Es zeigt mir nur wieder, dass er gewisse Dinge intern behält, bespricht und auch so handelt. Genau so, wie er sich auch bei Transfers nicht in die Karten schauen lässt.
Da ich mir sicher bin, dass ich eh wieder für meinen Beitrag geteert und gefedert werde, halte ich mich nun aus den Diskussionen raus. Ich muss ehrlich sagen, dass mir einfach der Spaß vergeht, wenn man die letzten Seiten so überfliegt, "geht Max und Dieter nun zusammen in Urlaub?", "Max ist nicht mehr tragbar" "ist Max noch der richtige? verblendung?" "Eberl konnte seine Unfähigkeit lange kaschieren" und so weiter und so fort. Ich weiß, dass es genug sachliche und gut geschriebene Kontrameinungen gibt. Dafür meinen Respekt, wirklich und ernst gemeint. Aber ich habe genug an Polemik gelesen, an Sarkasmus, realitätsferne und teilweise sogar bösen Beiträgen, dass mir einfach der Spaß an diesen Diskussionen abhanden gekommen ist.
Lieber BlackHawk,
ich wünsche mir, dass du recht behälst, dass das "Ok" von Max Eberl in Wirlichkeit ein "Die Saison war Mist, aber ihr werdet das von mir öffentlich nicht hören" sein soll. Allein, mir fehlt inzwischen der Glaube, ich befürchte, dass Max Eberl viele, viele Probleme und Entwicklungen viel positiver bewertet, als Leute wie ich diese sehen, und auch die (Nicht-)Entwicklung der Mannschaft noch viel zu sehr durch die Verletzungen, durch unglückliche Umstände und andere einflüsse entschuldigt, als es aus meiner sicht gerechtfertigt hätte.
Ich wünsche mir, dass Eberl diesen Sommer das beste Händchen seiner Karriere bei uns hat und wirklich alle wichtigen und dringenden Entscheidungen fällt und dabei richtig liegt, ich wünsche mir das von herzen für Borussia, für die Mannschaft und für uns Fans. Und dass er und hecking (so er sich für diesen entscheidet), mich und alle anderen Lügen strafen und wir die Borussia sehen, die wir alle auf dem Platz erleben wollen, am besten auch noch erfolgreich, aber vor allem als Mannschaft, die einen Fussball spielt und spielen will, der uns alle mitnimmt.
Doch bei allem Vertrauen in Max Fähigkeiten, es gibt aktuell wenig, was mich davon überzeugt, dass es auch so kommen wird.
Und jetzt mal sehen, ob ich auch geteert und gefedert werde, besonders für meinen Link, aber ich halte gerade das für wichtig, weil das Interview zeigt, was ich meine und was mir bei uns ein wenig fehlt. Eine weitgehend bestehende Analyse, klar und schonungslos, viel Selbstkritik, die Erkenntnis, dass es von außen neuer Ideen und Gedanken bedarf, klare Handlungsprinzipien.