Doping im Fussball

Der Ball ist rund, und ein Spiel dauert 90 Minuten. Wirklich? Im nationalen Fußball ist das oft anders.
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lutzilein
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Re: Doping im Fussball

Beitrag von lutzilein » 29.04.2016 12:08

Ich erinnere mich an ein Interview von Ben Johnson, welches er vor Seoul gab wo er sagte, "Ja, ich nehme Pillen, gute Pillen"
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3Dcad
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Re: Doping im Fussball

Beitrag von 3Dcad » 01.05.2016 09:32

Chok hat geschrieben:Der Frankfurt Spieler Änis Ben-Hatira hat ein Foto veröffentlicht, wo man Nadeln und eine eine Flasche mit einem Medikament sieht, welches auf der Dopingliste steht und nur mit Sondergenehmigung eingenommen werden darf.
Laut Frankfurt hat er das Mittel nicht eingenommen und hat auch keine Sondergenehmigung.
http://www.spiegel.de/sport/fussball/ae ... 89924.html
Kovac: "Das ist sehr unglücklich gelaufen"

Das Theater, das auch überregional für Schlagzeilen sorgt, hätte sich Ben-Hatira lieber erspart. Auch Kovacs Begeisterung hält sich in Grenzen. Den Trainer hatte es schon geärgert, dass sein Offensivspieler nach der Partie gegen Mainz mit Blick auf das Spiel in Darmstadt von "Krieg" gesprochen hatte.

"Das ist sehr unglücklich gelaufen. Im Fußball von Krieg zu reden, finde ich sehr übertrieben. Diejenigen, die Krieg erlebt haben, wissen, was das für ein Ereignis ist, da muss er noch sehr viel lernen. Was die Situation mit dem Foto betrifft, das war dumm gelaufen, das kann man besser regeln. Ich bin kein Freund der sozialen Medien. Die Sachen, die man fotografiert, sollte man für sich behalten, oft setzt man sich damit in die Nesseln", haderte der Fußballlehrer. Ihm wäre es am liebsten, diese Kanäle würden ganz abgeschafft.
http://www.kicker.de/news/fussball/bund ... atira.html
Unglücklich, ungeschickt sind Vokabeln die zeigen wie ernst man das Thema nimmt. Es scheint normal zu sein, so verstehe ich die Aussage von Kovac, man sollte sich nur geschickter anstellen damit es die Öffentlichkeit nicht erfährt, damit der Fussballschein "sauberer Fussball" gewahrt bleibt. :roll:
mitja

Re: Doping im Fussball

Beitrag von mitja » 01.05.2016 23:54

Interview mit Thomas Kistner(SZ) zum Thema:
http://www.deutschlandfunk.de/doping-sp ... _id=352955
Leider nur zum Nachhören (keine sieben Minuten ;) )
Interessant die Aussagen zur Dosierung der Spritze auf dem Foto. Diese ist laut Kistner zu hoch, um im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung in ein Gelenk injeziert zu werden. Sprich: ein Mißbrauch ist nicht unwahrscheinlich.

Ebenso die Ungereimtheiten im Fall Sakho: warum wird die gefundene Substanz nicht genauer genannt und warum erst so spät?

Hier mal der Link zum Wikipedia-Eintrag zu "Fatburner":
https://de.wikipedia.org/wiki/Fatburner
Das können sehr unterschiedliche Mittel sein, mit unterschiedlichen Wirkungsweisen (und unterschiedlicher Verwendung als unerlaubtes Dopingmittel).
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Re: Doping im Fussball

Beitrag von 3Dcad » 27.05.2016 18:59

Und was ist jetzt mit den Frankfurter Dopingvorkommnissen Ben-Hetira (Bilder im Netz) und Russ? Alles schön unter dem Deckmantel gekehrt. Geschickt von Bruchhagen die Dinge verquickt und es ist Ruhe im Karton.
Wenn da nichts mehr an Informationen kommt dann stimmt das mit der Fussball-Mafia DFB/ DFL.
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Re: Doping im Fussball

Beitrag von Oldenburger » 08.06.2016 17:15

heute abend geht es auch um fussball
http://programm.ard.de/Programm/Sender?sender=28106
22:45 Geheimsache Doping Showdown für Russland
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Re: Doping im Fussball

Beitrag von Oldenburger » 23.06.2016 20:51

ist doch schon seltsam :|
http://www.br.de/nachrichten/fussball-d ... o-100.html
Kontrolleure fanden Thiago nicht
mitja

Re: Doping im Fussball

Beitrag von mitja » 15.08.2016 12:07

Witze über Doping im Fußball waren für Lotfi El Bousidi eine harmlose Neckerei. Bis der junge Kicker nach einer Infusion ins Grübeln geriet. In seiner wissenschaftlichen Umfrage unter Spielern in Deutschland kam er jetzt zu bemerkenswerten Ergebnissen über Doping im Profi-Fußball.
http://www.deutschlandfunk.de/doping-im ... _id=360144



Er kam zu dem Ergebnis, dass mindestens zehn Prozent der Fußballer in Deutschland dopen.
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Re: Doping im Fussball

Beitrag von 3Dcad » 15.08.2016 13:35

Oldenburger hat geschrieben:ist doch schon seltsam :|
http://www.br.de/nachrichten/fussball-d ... o-100.html
Kontrolleure fanden Thiago nicht
Wäre es ein Borussenspieler hätte ich auch kein Verständnis gehabt genauso wie ich kein Verstaändnis für den FCB habe das die sich überhaupt nicht dazu äußern. Stinkt alles zum Himmel. Die Dopingfälle die in der letzten Bundeligasaison in den Medien aufgetaucht sind sind ganz schnell wieder verschwunden...
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Re: Doping im Fussball

Beitrag von 3Dcad » 15.08.2016 13:41

mitja hat geschrieben:Er kam zu dem Ergebnis, dass mindestens zehn Prozent der Fußballer in Deutschland dopen.
Im Artikel ist sogar von 10-35% die Rede.... Die Bundesliga boomt also hat kein Verein Interesse daran das die Einnahmen weniger werden. Ich bin der Meinung das die Pressefreiheit bei diesem Thema eingeschränkt wird. Die Presse profitiert sehr von der Bundesliga also darf man auch mal die Klappe halten wenn es zu kritisch wird.
mitja

Re: Doping im Fussball

Beitrag von mitja » 15.08.2016 14:34

3Dcad hat geschrieben:Im Artikel ist sogar von 10-35% die Rede..
Wenn man versucht seriös an die Sache zu gehen, nimmt man halt die geringste Zahl als sicher an. ;)
3Dcad hat geschrieben:der Meinung das die Pressefreiheit bei diesem Thema eingeschränkt wird
Ich bin kein Freund von Verschwörumgstheorien, die Schere im Kopf reicht da aus. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Wenn man bei diesen Überlegungen unsere Mannschaft nicht ausschließt, kann man -zumindest ich- den Effekt bei sich selbst beobachten: "unsere Jungs? Kann doch nicht sein!"
Die "überwältigende" Resonanz auf das Thema in diesem Thread spricht doch schon für sich. :noidea:
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Re: Doping im Fussball

Beitrag von 3Dcad » 15.08.2016 14:45

Für mich ist ein klares Zeichen das man kein Interesse am Antidopingkampf hat die Nichtaufklärung der Fälle aus der vergangenen Budesligasaison.

@Mitja
Natürlich sitzt Borussia im gleichen Boot. Nur weil es Eintracht Frankfurt hieß heißt das noch lange nicht das bei Borussia alles gut ist. Man muss festhalten das es null Interesse gibt an Negativpresse von Seiten DFL und den Vereinen.

War das nicht früher im Radsport auch mal so das die Presse den Mund halten sollte? Als die immer mehr darüber berichteten hieß es dann aus der Bevölkerung: "Sieh mal an die bösen Radsportler, unglaublich wie es da zugeht."

Welcher Sportler der jahrelang Topleistung gebracht hat will schon am Schluß so dumm aussehen wie ein Lance Armstrong oder noch schlimmer wie ein Jan Ulrich?

Deshalb kann bzw. könnte :wink: ich es gut verstehen wenn unsere Spieler bei Anfragen zum Antidopingkampf lieber gar nichts sagen wollen und am besten alles bleibt in ihrer Karriere wie es ist.
AlanS

Re: Doping im Fussball

Beitrag von AlanS » 15.08.2016 14:53

mitja hat geschrieben:Die "überwältigende" Resonanz auf das Thema in diesem Thread spricht doch schon für sich.
Nun, gib den Leuten Zeit. Ich habe es auch gerade erst gesehen. Ist halt auch ein Thread, in den man nicht so häufig rein schaut ... Natürlich auch aus dem Grund, weil man es nicht wahr haben möchte, dass Doping sich auch noch im Profi-Fußball etabliert.
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Re: Doping im Fussball

Beitrag von 3Dcad » 15.08.2016 15:06

Das es sich im Fussball auch noch etabliert?
Die Frage ist für mich eher ab wann soll die Öffentlichkeit darüber informiert werden. Momentan wäre es ein ungeschickter Zeitpunkt für "König Fussball."

Das blöde am Antidopingkampf ist das immer die Sportler als die Doofen dastehen. Die Aufklärer (ja die machten auch mit) werden geächtet. Siehe aktuell die russische Sportlerin die den Stein ins Rollen brachte. Die muss in ein anderes Land flüchten.

Ich denke im Fussball würde man die erwischten Profis auch fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, die Vereine und deren Funktionäre, verantwortlichen Ärzte kämen sauber davon denn jegliche Pflicht oder Druck würde abgestritten.

Doping im Radsport war nur im System möglich, ähnlich wird es auch im Fussball sein. Alles nur meine Behauptungen... :wink:
AlanS

Re: Doping im Fussball

Beitrag von AlanS » 15.08.2016 15:08

Das ist schon sehr anrüchig (aus mitjas verlinktem Artikel):

"... Seine Befragung musste er über persönliche Kontakte, quasi heimlich, durchführen. Die Bundesliga-Vereine wollten von dem Thema nichts wissen. ..."
AlanS

Re: Doping im Fussball

Beitrag von AlanS » 15.08.2016 15:17

3Dcad hat geschrieben:Die Frage ist für mich eher ab wann soll die Öffentlichkeit darüber informiert werden. Momentan wäre es ein ungeschickter Zeitpunkt für "König Fussball."

Das blöde am Antidopingkampf ist das immer die Sportler als die Doofen dastehen. Die Aufklärer (ja die machten auch mit) werden geächtet. Siehe aktuell die russische Sportlerin die den Stein ins Rollen brachte. Die muss in ein anderes Land flüchten.

Ich denke im Fussball würde man die erwischten Profis auch fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, die Vereine und deren Funktionäre, verantwortlichen Ärzte kämen sauber davon denn jegliche Pflicht oder Druck würde abgestritten.
Unterschied zum Radsport und zum organisierten Doping in Russland: Wenn wir von hoch geschätzten 35% Dopern ausgehen (was für mich schon eine Riesenenttäuschung bedeutet) , ist es immer noch eine deutliche Minderheit. Da gibt es noch eine Chance, dagegen anzukämpfen.
Wahrscheinlich handelt es sich bei vielen Dopern aber um die Vielspieler und Superstars, die im Dauereinsatz sind. Damit wird es schon schwieriger ...
Dann müsste es doch aber Vereine geben, die verstärktes Interesse daran haben sollten, dass für Aufklärung gesorgt wird.
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Re: Doping im Fussball

Beitrag von 3Dcad » 15.08.2016 15:18

Trotzdem werden sich die Vereine über einen einzigen Artikel keinen Kopf machen. Erst wenn die ARD wie bei der Leichtathletik eine Doku bringt zu bester Sendezeit wird es ein paar Reaktionen geben.

Ich zahle auch nicht gerne Rundfunkgebühr, aber was die ARD da immer wieder aufdeckt war immer sehr sinnvoll für den Antidopingkampf. Da kommen zumindest kurz die Funktionäre mal ins Schwitzen.
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Re: Doping im Fussball

Beitrag von 3Dcad » 15.08.2016 15:24

Wenn es organsiert ist dann kann es für mich nur über die Vereinsärzte laufen. War im Radsport ja auch so. Wissen tue ich aber gar nichts. Die Profis werden da längst nicht alles wissen was da gespritzt wird um schnell wieder fit zu werden.

Was erschreckend ist das manche nur einmal im Jahr getestet werden. Das lädt noch zusätzlich zum privaten Doping ein. Professionell ist für mich über Ärzte, ob Verein oder Privatarzt des Sportlers.

Wie gesagt wissen tue ich gar nichts außer das was bekannt ist aus anderen Sportarten oder diese ARD Doku über englische Ärzte die auch Fussballprofis betreuten.
AlanS

Re: Doping im Fussball

Beitrag von AlanS » 15.08.2016 15:51

3Dcad hat geschrieben: Die Profis werden da längst nicht alles wissen was da gespritzt wird um schnell wieder fit zu werden.
Gerade darin sehe ich eine Chance. Wenn die Spieler sich selber schützen wollen und wissen wollen, was man ihnen verabreicht - und darauf Wert legen, nicht gedopt zu werden.
Aber du hast Recht, das Thema muss erst mal an die Oberfläche gespült werden.
3Dcad hat geschrieben:Was erschreckend ist das manche nur einmal im Jahr getestet werden. Das lädt noch zusätzlich zum privaten Doping ein.
Ich weiß nicht, das ist irgendwie so, als ob du mit zu viel Alkohol Auto fährst und das Risiko, erwischt zu werden, in Kauf nimmst.
mitja

Re: Doping im Fussball

Beitrag von mitja » 26.08.2016 11:05

Ein Artikel über die Berichterstattung zum Thema:
Durch die herausragende Stellung dieser Sportart und damit verbunden der Bedeutung in den Medien entsteht bei positiver Berichterstattung eine Win-win-Situation für beide Seiten. Negative Schlagzeilen beeinträchtigen das Verhältnis zwischen Journalisten und Protagonisten und sind anscheinend auch von den Konsumenten nicht gewollt. Treutlein, ehemaliger Professor an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und Anti-Doping Experte, spricht vom “abstumpfenden Leser” – und auch Sulzer sagt deutlich: “Was wir nur von unseren Klickzahlen her sehen, ist, dass Doping zum Beispiel nicht funktioniert.”
http://www.fachjournalist.de/dopingberi ... z-problem/
AlanS

Re: Doping im Fussball

Beitrag von AlanS » 26.08.2016 14:46

Super Bericht! :daumenhoch:

Sehr gut auch das Fazit:

"Die Journalisten scheinen gefangen in einem System Fußball, dessen Selbstverteidigung immer besser wird. Einige versuchen sich als Dopingjäger und verlassen den objektiven Pfad im Sportjournalismus. Mit der professionellen Ausrichtung der Vereine, gerade im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und PR, verstärkt sich die Abhängigkeit der Journalisten, um Informationen zu erhalten. Nur ein Insider, der auspackt und ein eventuelles System offenlegt, oder ein erster großer Dopingfall im Fußball können daran etwas ändern."

Nun hatte ja mitja weiter oben das Ergebnis eines Insiders schon verlinkt. Es gäbe also schon Ansätze für aussagekräftige Nachforschungen.
Da verstehe ich die Presse dann doch nicht. Wovor hat sie Angst? Letztendlich ist sie doch am längeren Hebel.
Man stelle sich vor, es käme raus, Messi, Ronaldo und all die anderen Stars mit gefühlten 100 Pflichtspielen pro Saison auf Top-Niveau wären gedopt - dann bricht erst einmal eine Lawine der Empörung und Enttäuschung los, aber es würden genau so neue medienkompatible Stars geboren werden.

Anders herum: Wenn man die bestehende Koexistenz schützen möchte, kann man doch, um ein sauberes Image zu bewahren, langfristig angelegte Dopingkontrollen für die Zukunft planen.
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